"Hot. Cool. Yours."

Von Stephan Laack · 01.10.2013
In vier Monaten, am 7. Februar 2014, beginnen die Olympischen Winterspiele in Sotschi. Für die russische Regierung, insbesondere für Präsident Putin sind die Spiele das Prestigeprojekt schlechthin. Russland will sich mit Sotschi 2014 als modernes, weltoffenes Land präsentieren. "Hot. Cool. Yours." lautet der Slogan für die Winterspiele.
Es war der 4. Juli 2007, als tausende Bürger von Sotschi beim Public Viewing gebannt der Entscheidung des internationalen Olympischen Komitees entgegenfieberten.

"The international Olympic Comitee has the honour of announcing: The 22nd Olympic winter games in 2014 are awarded to the city of Sochi."

Der Jubel in Russland war riesengroß. Sotschi hatte sich in einem engen Rennen gegen die Mitbewerber aus dem österreichischen Salzburg und dem südkoreanischen Pyeongchang durchgesetzt. Zum zweiten Mal nach den olympischen Sommerspielen in Moskau 1980 werden Olympische Spiele in Russland ausgetragen.

"Und wieder Mal Russland" heißt der Song von Anna Sulizina und Valeria, mit der Euphorie und Vorfreude auf das Riesenevent verbreitet werden soll. Für die olympischen Winterspiele in Sotschi mussten sämtliche Sportstätten neu gebaut werden. Dazu Hotels, Unterkünfte für die Athleten, Pressezentren, sogar eigene Kraftwerke für die Stromversorgung. Eine Herkulesaufgabe war auch der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur. Die Stadt Sotschi umfasst mehrere Orte auf einer Länge von fast 150 Kilometern. Es entstanden zwei Sportareale – eines direkt am Meer mit mehreren Stadien für die Eislaufwettbewerbe und von dort rund 40 Kilometer entfernt dann die Sportstätten in den Bergen, wo etwa die Skiwettkämpfe ausgetragen werden.

Beide sogenannten Cluster sind durch eine neue Autobahn und Eisenbahnstrecke miteinander verbunden worden. Mit über 38 Milliarden Euro sind die Spiele in Sotschi teurer als alle bisherigen Winterspiele zusammengenommen. Von Anfang an gehörte der Bürgermeister von Sotschi Anatolij Pachomow zu den größten Verfechtern der Winterspiele in seiner Stadt. Immer wieder versprach er seinen Bürgern eine glänzende Zukunft – Olympia in Sotschi sei ein wichtiger Impuls für die Entwicklung des Schwarzmeerstadt.

"Ein Kurort, eine Stadt, die vom Tourismus lebt, kann sich nur dann gut entwickeln, wenn große Ereignisse in der Stadt passieren. Was kann heutzutage Touristen anlocken? Große Events! Zuerst kommt die Olympiade, dann die Formel 1, danach die Fußball WM, dann Gipfel und Konferenzen. Das sind all die Dinge, die einen wichtigen Impuls für die wirtschaftliche Entwicklung geben, die unserer Hotels bis zum Rand füllen werden, die Arbeit für Cafes, Restaurants und unser Verkehrssystem bescheren, die unseren Geschäftsleuten und Bürgern die Möglichkeit geben, gut zu verdienen und ihre Familien zu versorgen."

Doch schon lange regt sich Unmut unter den Bürgern von Sotschi. Viele sind nicht mehr bereit, den Versprechungen einer goldenen Zukunft zu glauben. Sie sehen vor allem die unmittelbaren Folgen: Explodierende Immobilienpreise, Umweltschäden, Baustellen, die schon seit Jahren Lärm und Dreck verursachen.

Auf einer Bürgerversammlung in der Stadtverwaltung entlädt sich der Zorn der dort anwesenden Bewohner. Für die Vertreter der Administration hagelt es Hohn und Spott. Mit einem bitterbösen Dauerklatschen quittieren die Bürger Pläne der Verwaltung, wonach In Sotschi weiteren Naturschutzgebieten - darunter auch das berühmte Dendrarium, ein alter Baumpark - der Status entzogen werden soll. Sie befürchten, dass dies nur geschehe, um die einstigen Schutzgebiete nun für die Bebauung freizugeben. Auf die drängenden Fragen der Bürger haben die Vertreter der Stadt keine Antwort – sie sind völlig unvorbereitet zu der Veranstaltung gekommen, auf der eigentlich darüber informiert werden soll, wie es mit den Landschaftsschutzgebieten weitergehen soll. Die gezielte Desinformation der Bürger und Behördenwillkür habe schon im Vorfeld der Vergabe der Winterspiele an Sotschi zu-genommen, erzählt der Umweltaktivist Walerij Sutschkow, der ebenfalls an der Anhörung teilnimmt

"Bereits im Jahr 2006, noch vor der Olympia-Entscheidung, als bekannt wurde, dass die Sportstätten direkt im Nationalpark gebaut werden sollen, kam die Frage auf, wie der Schutzstatus dieser Flächen weiter bestehen bleiben kann. Unsere Umweltschützer kämpften sehr hart dafür und gewannen sogar einen Prozess vor Gericht in erster Instanz in Maikop. Trotzdem wurde der Status Nationalpark entzogen. Die Flächen standen nicht mehr unter Schutz. Sie werden nun genutzt, um dort künftig Sportwettbewerbe zu veranstalten, was absolut unzulässig ist! Die olympischen Spiele sind also die Ursache, dass große Flächen in der Sotschi-Region, Hunderte von Hektar, ihren Status, wonach sie unter besonderem Schutz standen verloren haben. Das ist natürlich eine reale Folge der Spiele."

Rund 30 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt liegt der Ortsteil Adler direkt am Meer. Rostige Metallgitter sperren den Zugang zum einst beliebten Kieselstrand ab. Hier auf dem Gebiet der Imeritinskaja Bucht, ist eines von zwei olympischen Sportarealen entstanden. Zutritt für Unbefugte verboten. Der Olympiapark mit den Stadien für die Eiswettbewerbe wurde auf einem Sumpfgebiet errichtet, früher war dies ein Biotop für seltene Amphibien und ein Rückzugsgebiet für Zugvögel. Gleich daran angrenzend befindet sich das, was von der Siedlung der Imerintinskaja Bucht übrig geblieben ist.

Die Straßen sind mit tiefen Schlaglöchern übersät. Nur langsam kommen Ladas, Kleinbusse und Lastwagen voran. Von der früheren Beschaulichkeit der kleinen Ortschaft, die sich nun im Schatten des hypermodernen Olympiaparks befindet, ist nicht mehr viel geblieben. An allen Ecken und Enden wird gebaut.

Die 57-jährige Irina wohnt in einer der Seitenstraßen in einem Einfamilienhaus mit einem kleinen Vorgarten. Sie wird fast ein bisschen wehmütig, wenn sie an die Zeit zurückdenkt, als von Olympia in Sotschi noch keine Rede war.

"Das war mal eine saubere, akkurate Kleinsiedlung mit einer gut entwickelten Infrastruktur. Alles war hier vorhanden, obwohl es staatlich war, kein Privateigentum. Die Schule, der Kindergarten – alles war durchdacht. Lediglich die Zypressenallee ist erhalten geblieben. Hier war damals auch ein wunderschöner Park mit einer Großen Vielfalt an Bäumen und Büschen. Aber das ist schon lange her."

Irina erzählt, dass sie ursprünglich Feuer und Flamme gewesen sei, als die Entscheidung gefällt wurde, in Sotschi Olympische Spiele durchzuführen. Doch über die vielen Jahre der Vorbereitung habe sich dann Ernüchterung eingestellt.

"Wir alle hatten die Entscheidung zunächst mit einer unglaublichen Begeisterung aufgenommen. Mann hatte uns so viel versprochen. Es würde alles in großen Mengen und von toller Qualität geben! Es würden Abwasser, Gas- und Stromleitungen verlegt. Aber wir bekommen immer noch diese Märchen zum Frühstück geliefert. Neulich hat uns wieder mal Bürgermeister Pachomow besucht. Was die Bürger von Sotschi von ihm halten, ist Ihnen wohl bekannt. Er kommt regelmäßig hierhin, führt irgendwelche Sitzungen. Erzählt uns, dass wir noch ein ganz kleines bisschen Geduld haben sollen. Aber wir haben keine Geduld mehr. Ich sage es Ihnen ganz ehrlich."

In unmittelbarer Nachbarschaft wohnt auch Wladimir mit seiner Frau und zwei Kindern. Die Familie hat ein zweistöckiges Haus in einer Neubausiedlung bezogen. In der "Hockey-Straße" sieht jedes Haus gleich aus – kleine quadratische Ziegelbau-ten mit einem Giebeldach, dazu Vorgärten, die liebevoll bepflanzt wurden. Wladimir, von Beruf Kläranlagentechniker, wohnt nicht freiwillig in der Hockeystraße und doch ist er froh, hier gelandet zu sein. Sein Haus wurde wegen einer Zufahrtsstraße zum Olympiapark abgerissen – lange musste er darum kämpfen, eine halbwegs angemessen Entschädigung zu bekommen.

"Ungefähr zwei Jahre hat das gedauert. Ich hatte erst auf normalem Weg versucht, eine Entschädigung zu bekommen. Aber erst nachdem meine Geschichte öffentlich gemacht wurde, hat sich etwas getan. Beinahe hätte man uns raus geschmissen. Die Behörden haben überhaupt nichts unternommen, die Situation irgendwie zu regeln. Erst nachdem Alarm geschlagen wurde, tat sich was. Es gab eine Gerichtsentscheidung, dass die Stadt mir ein Haus als Entschädigung für das alte abgerissene zu Verfügung stellen muss."

Auf die Frage – wie er denn generell zu den Winterspielen in Sotschi stünde, verweist Wladimir auf den amtierenden Bürgermeister der Stadt

"Pachomow hat mal gesagt: Ihr werdet uns nicht bei der Durchführung unserer olympischen Spiele stören. Verstehen Sie was ich meine? Wie ich es sehe, ist das Land in zwei Lager gespalten. Es gibt ihre olympischen Spiele und unsere Spiele. Die Zeit wird zeigen, wie sie verlaufen werden – erst dann kann man irgendwelche Rückschlüsse ziehen."

An dieser Stelle mischt sich Wladimirs Bekannte Swetlana ein. Die engagierte Bürgerrechtsaktivistin hat die Familie und andere Umsiedler tatkräftig dabei unter-stützt, zu ihrem Recht zu kommen. Sie hält die Versprechen von Bürgermeister Pachomow, die Spiele würden den Menschen in Sotschi Arbeit bringen – geradezu für zynisch.

"Es wird zwar behauptet, dass man auf den Olympia-Baustellen Arbeit finden könnte. Aber weder wir, noch unsere Männer werden dort angestellt. Weil man uns ja bezahlen müsste. Und den Gastarbeitern kann man bei Bedarf einfach einen Fußtritt verpassen. Für sie ist doch viel günstiger einen Tadschiken oder Usbeken für umgerechnet 125 Euro im Monat anzuheuern. Für das Geld arbeiten die doch gerne – für sie ist das ein Haufen Geld."

Doch Swetlana weiß auch zu berichten, dass viele der Gastarbeiter auf den Olympia-Baustellen selbst bei derartig geringen Gehältern oftmals gar nicht bezahlt würden. Seit geraumer Zeit steht sie in Kontakt mit einigen der Arbeiter. Manche von Ihnen habe sie bei sich zu Hause aufgenommen.

"Wenn es sich um Tadschiken und Usbeken handelt, um Bürger anderer Staaten – sogar auch Weißrussen und Ukrainer. Wissen Sie, wie man mit denen umgeht? Am Zahltag holen die Arbeitgeber die Mitarbeiter der Migrationsbehörde, die alle Gastarbeiter ausweisen – und zwar kostenlos. Das ist der neueste Trick!"

Die meisten Bürger von Sotschi berührten die Probleme der Migranten auf den Baustellen nicht wirklich.

So seltsam und banal es klingen mag: Da ist es für Einheimische und Besucher von Sotschi schon eher ein Grund sich aufzuregen, dass im Zuge der Olympiavorbereitungen viele Straßen täglich immer noch mit Lastwagen verstopft sind und sich lange Staus bilden. Längst sind nicht alle wichtigen Verkehrsverbindungen ausgebessert, bzw. ausgebaut worden. Angesichts der kurzen noch verbleibenden Zeit bis zu den Spielen ist es auch fraglich, ob dies noch rechtzeitig bis zu den Winterspielen gelingt. Morgens und Abends – zu den Hauptverkehrszeiten bilden sich lange Staus auf der parallel zur Küste verlaufenden Uliza Lenina – der Leninstraße. Viele Urlauber sind genervt, obwohl ein Großteil von Ihnen die anstehenden Winterspiele in Sotschi begrüßt. Wie etwa Swetlana, die sich mit ihrem kleinen Sohn Igor eigentlich im Sanatorium "Goldene Ähre" – erholen wollte.

"Die Stadt gefällt uns nicht so gut. Es ist doch alles eine große Baustelle. Wir kommen noch mal wieder, wenn hier alles fertig gebaut ist. Die Spiele sind natürlich gut für die Stadt. Vieles wird erneuert – Häuser und Straßen."

Wenigstens findet man hinter den hohen Mauern des Sanatoriums, die das Erholungsheim vom Schmutz und Lärm der Olympiastadt abschirmen, noch ein bisschen Ruhe. Beispielsweise in den weitläufigen Parks mit subtropischen Pflanzen wie Palmen und Bananenstauden. Und sollte es mal ein Übermaß ein Freizeit geben, hilft Natascha, die Ausflüge in die Umgebung anbietet.

"Sie können sich die Olympischen Objekte in Krasnaja Poljana angucken, die dort gebaut wurden. Oder gehen Sie in den Bergen wandern – fahren sie mit der Seilbahn – oder besuchen Sie Abchasien, wenn Sie ein Doppelvisum haben."

So nett das Ausflugsangebot vielleicht auch klingen mag – wer Sotschi und Umgebung wirklich begreifen will, sollte die umliegenden Berge – das UNESCO-Weltnaturerbe einmal zu Fuß erkunden. Erst dann erschließt sich der wahre Zauber dieser Region. Dieser Auffassung ist jedenfalls Sergej Jagupow aus Sotschi. Der Sprachlehrer mit sehr guten Deutschkenntnissen ist zwar kein ausgebildeter Berg-führer, aber ein sehr guter Kenner der Region mit äußerst gutem Orientierungssinn, was in dem Waldgebiet, in dem es kaum richtige Pfade gibt, auch von Nutzen ist.

"Wir gehen jetzt zu der Grotte, die den Namen von Bariban trägt. Das war ein Partisan – mehr weiß man über ihn nicht. Dann gehen wir auf den Grad Aleg und dann kehren wir in einen Weiler Wolniza wo wir etwas zu essen bekommen."

Was sich fast nach einem leichten Spaziergang anhört, entpuppt sich schnell als strapaziöser Ausflug in die Wildnis. Die Zivilisationsgeräusch der kleinen Siedlung, von der aus es losgeht, sind schon nach ein paar Minuten nicht mehr zu hören. Der Anfangs lichte Wald wird zunehmend dichter.

Sergej führt die Gruppe zu einem Gebirgsfluss. Entlang der wild rauschenden Chosta führt die Route wahrhaftig über Stock und Stein – immer wieder müssen umgestürzte Bäume überwunden werden. Zur Belohnung gibt es nach ein Paar Stunden ein erfrischendes Bad in dem kristallklaren Wasser des Flusses.

Für Sergej ist das Bad in den kalten Fluten ein absolutes Muss.

"Natürlich – ich mache das so oft ich kann. Und die Leute die mitwandern haben sich auch daran gewöhnt. Es ist eine sehr gute Methode sich zu erfrischen. Das Wasser ist im Prinzip trinkbar, aber wir trinken normalerweise, wenn wir nicht zu durstig sind aus den Quellen."

Und Sergej ist nicht nur ein guter Pfadfinder – er kennt sich auch in der Pflanzenwelt sehr gut aus. So fällt ihm am Fluss gleich ein seltenes Gewächs ins Auge, das auf der Liste bedrohter Arten steht.

"Diese Pflanze heißt Ruxus. Die ist im roten Buch. Ich weiß nicht ob es sie in Deutschland gibt und wie sie auf deutsch heißt aber hier heißt sie Ruxus."

Der weitere Weg führt noch mehrer Stunden lang durch teils dichtes Buschwerk. Vorbei an mit Moosen überzogenen Bäumen unterschiedlichster Art, vielen von ihnen mehrere Hundert Jahre alt –vorbei an meterhohen Rhododendron-Büschen, Schling-pflanzen. Es ist ein wahrer Urwald - nur wenige Kilometer Luftlinie von den Sport-stätten der Winterspiele in den Bergen entfernt. Hier wird letztlich klar, warum dieses Gebiet so einzigartig ist, aber auch welch heftiger Eingriff der Bau von Sportstätten, Autobahnen und Hotelanlagen in dieser Region sein muss.

Müde, und erschöpft, aber glücklich wird am Abend auf den gelungenen Ausflug angestoßen. Die Stimmung ist gut– doch Sergej wirkt ein wenig nachdenklich

"Also die Olympiade empfindet man mit gemischten Gefühlen. Für die Stadt im allgemeinen – die Infrastruktur –ist das positiv aber die ganze Natur hat sich verändert. Man sagt, man hat dort Objekte gebaut wo die Routen von Bären waren."

Doch das Thema der olympischen Spiele wird an diesem Abend nicht weiter vertieft – schließlich hat Sergej nicht von ungefähr seine Gitarre mitgebracht und zieht es vor, ein wenig in die Saiten zu greifen.

Wieder zurück in Sotschi am Kurortniyi Prospekt. Etwas außerhalb der Stadt hat die russisch geographische Gesellschaft ihren Sitz an einem ganz besonderen Ort. Die an sich kremlnahe Organisation russischer Naturwissenschaftler hat ihr Büro in dem Haus des ehemaligen Wachmanns von Sowjetdiktator Joseph Stalin, der in den 30iger bis 50iger Jahren die Sommermonate hier verbrachte. Der Biologe Mischa Plotnikow ist einer der wenigen festangestellten Mitarbeiter der Russisch Geographischen Gesellschaft in Sotschi. Studiert hat er längere Zeit in Oldenburg, was seine ebenfalls guten Deutschkenntnisse erklärt. Das Gebiet, in dem Sergej seine Wanderung durchgeführt hat, ist ihm sehr wohl bekannt – es sei ein Habitat für viele seltene Pflanzen, die auf Grund des besonderen Klimas die vergangenen 65 Millionen Jahre seit dem Tertiär nahezu unverändert überstanden hätten. Und der junge Wissen-schaftler macht keinen Hehl daraus, dass er die Entscheidung in Sotschi Olympische Spiele durchzuführen für grundlegend falsch hält.

"Man hat entschieden, das Gebirgscluster im Nationalpark zu platzieren, was eigentlich sich mit Naturschutzzielen total widerspricht. Dafür hat man diese Gebiete als unwichtig für den Naturschutz erklärt und sie der Kernzone des Nationalparks entnommen. Ich denke heutzutage, wo wir so viele Arten verlieren und der Einfluss des Mensch auf den Planeten so groß ist, muss diese olympische Bewegung solche Entscheidungen nicht treffen."

Mischa verweist darauf, dass zahlreiche wilde Müllkippen in den Bergen entstanden seien, Migrationswege von Bären abgeschnitten wurden, Flüsse durch die Bauarbeiten so stark verschmutzt worden seien, dass es dort kaum noch Fisch gebe. Argumente, die vom Internationalen Olympischen Komitee scheinbar nicht mehr wahrgenommen werden. Wenige Monate vor den Winterspielen kommt das IOC zu der Ein-schätzung, die komplette Vorbereitung sei wirklich hervorragend verlaufen. Doch wenn im kommenden Februar die Olympischen Spiele in Sotschi eröffnet werden, haben die Stadt und Russland am Ende einen hohen Preis bezahlt. Durch Fehlplanung, Behördenwillkür und mitunter kriminelles Vorgehen bei der Umsetzung der Olympia-Pläne sind Mensch und Natur in der Schwarzmeerstadt auf der Strecke geblieben.