Hommage an Tel Aviv in Paris

Streit um Strandfest an der Seine

Der Strand der Seine wird jedes Jahr im Sommer zur Party-Hochburg.
Der Strand der Seine wird jedes Jahr im Sommer zur Party-Hochburg. © picture alliance / dpa / Ian Langsdon
Von Ursula Welter · 13.08.2015
Jedes Jahr feiert Paris eine große Sommerparty an der Seine - mit kostenlosen Konzerten und vielen Ständen. Diesmal sorgt die Sommersause für Streit, weil sie Tel Aviv gewidmet ist. Die Reaktionen reichen von politischer Kritik bis zu Antisemitismus.
"Paris Plages", das ist Freizeitvergnügen für die Pariser, die Daheimgebliebenen, die, die nicht reisen können oder nicht reisen wollen. Die Stadt treibt dafür großen Aufwand, Sand, Strandkörbe, Tanz- und Sportflächen werden angeboten, am rechten Ufer der Innenstadt auf Höhe des Rathauses begann es 2002, später kamen Flächen am linken Seine-Ufer im Osten und an den Kanälen in den nördlichen Arbeitervierteln dazu.
Gut einem Monat lang wird gespielt, getanzt, aber nun ist das Strandvergnügen der französischen Hauptstadt , ist "Paris-Plages", Schauplatz eines scharfen, politischen Streits.
An diesem Donnerstag stehen die Strände in Paris unter dem Motto "Tel Aviv an der Seine". Auf Einladung der Bürgermeisterin, Anne Hidalgo, will sich die israelische Hafenstadt mit ihrer Kultur, mit Speisen und Musik präsentieren.
Seit Tagen hat sich dagegen Protest in den sozialen Netzwerken aufgebaut, von sachlichen Argumenten bis hin zu antisemitischen Bemerkungen ist alles dabei.
Eine Petition im internet will zwischen 16.000 und 19.000 Stimmen gegen das Fest gesammelt haben, Wortführerin der Gegner ist die Stadträtin der Linkspartei, Danielle Simonnet:
"Ich finde es unanständig, die sommerliche Strandstimmung von Tel Aviv zu feiern, ein Jahr nach den Massakern im Gaza-Streifen und mir scheint, man hätte ein Friedensfest organisieren müssen und nicht eine Unterhaltungshow, die die dramatische Lage in Gaza kaschiert."
Präsentieren statt Debattieren
In einem Namensartikel der internet-Zeitung mediapart legte Simonnet gestern, gemeinsam mit dem Rat der Region Ile-de-France, Eric Coquerel, ihre Argumente noch einmal auf den Tisch der Bürgermeisterin von Paris, die das Fest initiiert hatte, da Tel Aviv Partnerstadt von Paris ist.
"Man kann heute keine Beziehungen zum Staat Israel oder zu wirtschaftlichen Hauptstadt des Landes haben, als wäre nichts."
Sagte Coquerel der Nachrichtenagentur AFP. Die Sache sei diesmal anders als in anderen Jahren, als "Paris Plages" die Strände der Copacabana oder der französischen Überseegebiete gefeiert habe.
Madjid Messaouden, linker Abgeordneter in der Gemeinde Saint-Denis- im Norden von Paris, schreibt auf seinem Blog: Tel Aviv an den Ufern der Seine – "das ist kein Strandfest, sondern eminent politisch, die israelische Hafenstadt, das ist nicht Ibiza". Und auch die französische Organisation "Solidarität mit Palästina" kritisierte, Paris betreibe Marketing für Israel.
Bürgermeisterin Anne Hidalgo verteidigte sich mit einem Namensartikel in der Zeitung "Le Monde". Ihr Motto sei "ermuntern, statt tadeln", "austauschen statt boykottieren", "Dialog führen statt exkommunizieren". Tel Aviv sei zudem die Hauptstadt der Opposition in Israel. Hidalgo verwies auf die engen kulturellen und wirtschaftlichen Kontakten zwischen Paris und der israelischen Hafenstadt, das ändere nichts an ihrer Unterstützung für das palästinensische Volk.
"Die Präsenz von Tel Aviv bei Paris Plages unterstreicht lediglich die Feierstimmung, kostenlose Konzerte – es handelt sich nicht um eine politische Initiative, es gibt da keine Debatten, es geht nur darum, den Parisern die Stadt Tel Aviv zu präsentieren."
Verteidigt Bruno Julliard für das Bürgermeisteramt das Fest. Und wie seine Chefin hofft auch er, dass die Pariser zahlreich erscheinen werden.
Appell an die Vernunft
Die Sicherheitsbehörden sind jedoch in Alarmstimmung. Mindestens 300 Beamte zusätzlich sollen die Ufer der Seine heute sichern, die Angst vor Ausschreitungen ist groß, vor genau einem Jahr hatten in der jüdisch geprägten Gemeinde Sarcelles, nördlich von Paris, junge Muslime als Reaktion auf die Ereignisse im Gaza Streifen, eine Synagoge angegriffen, es war zu Straßenschlachten gekommen.
Die Organisation und Antisemitismus-Beobachtungsstelle BNVCA beglückwünscht auf ihrer Internet-Seite den "Mut der Bürgermeisterin von Paris" – das Fest könne helfen, ein anderes "Image von Israel" zu vermitteln. Den Präfekten von Paris fordert der jüdische Verband auf für Sicherheit zu sorgen – es habe zahlreiche Drohungen von palästinensischen Gruppierungen gegeben.
Parlamentspräsident Claude Bartolone appellierte unterdessen an die Vernunft aller Beteiligten.
Er glaube nicht, sagte der Sozialist im Fernsehsender iTele, dass es zu Ausschreitungen komme, trotz der Proteste würden am Ende alle zur Vernunft kommen. Die Bürgermeisterin von Paris Anne Hidalgo habe das "sehr gut" gemacht.
Mehr zum Thema