Hohe Zahl syrischer Flüchtlinge

Hoffnungen auf Frieden endgültig begraben

Eine Syrerin trinkt Wasser aus einer Flasche.
Eine geflohene Syrerin wartet an der türkisch-syrischen Grenze. © afp/Simsek
Kristin Helberg im Gespräch mit Dieter Kassel · 04.09.2015
Seit Jahren sind Millionen Syrer auf der Flucht: innerhalb des Landes, sie flüchten in die Nachbarländer und darüber hinaus. Doch warum gerade im Moment so viele Syrer nach Europa und nach Deutschland kommen, erklärt Syrien-Expertin Kristin Helberg.
Derzeit kämen jene Syrer nach Europa und Deutschland, so Kristin Helberg im Deutschlandradio Kultur, die noch lange auf eine politische Lösung gehofft hätten. Und es seien vor allem Familien, die keine Perspektive für ihre Kinder sähen. Helberg berichtete als Korrespondentin für deutschsprachige Medien aus Syrien, darf allerdings seit vier Jahren nicht mehr einreisen und benutzt nun ihre Kontakte, um von Deutschland aus die Lage in Syrien zu beobachten.
Eine weitere Gruppe von Syrern seien jene, sagt sie, die in den Nachbarländern ausgeharrt hätten. Doch die Lebensbedingungen im Libanon und der Türkei seien so schlecht geworden, dass auch hier keine hoffnungsvolle Zukunftsaussicht für sie gebe.
Und, erklärt Helberg weiter: "Es hat sich natürlich rumgesprochen, dass nahezu 100 Prozent der hier gestellten Asylanträge von Syrern auch positiv bewilligt werden. Also wer herkommt, wer es schafft, wer illegal kommt, denn man muss illegal einreisen, (…) der bekommt in der Regel zwei Jahre Aufenthalt."
Syrische Gemeinde in Deutschland schon recht groß
Hinzu komme, dass es inzwischen eine recht große Gemeinde in Deutschland gebe. 150.000 Syer leben hier laut Pro Asyl. Das seien in der Regel eher gut ausgebildete Syer, die schon vor Jahrzehnten gekommen sind, etwa Ärzte oder Ingenieure, und die ein Anknüpfungspunkt für nachkommende Familienangehörige seien.
Man könne allerdings auch etwas tun, um Menschen vor Ort, die keine Mittel hätten, um zu fliehen oder nicht fliehen wollten, das Dableiben zu ermöglichen, meint Kristin Helberg.
"Was wir brauchen ist eine sichtbare Alternative zum Assad-Regime und eine Alternative zum IS, und die kann nur entstehen in Schutzzonen, in Gebieten, die wir bereit sind, zu schützen, mit einer Flugverbotszone zum Beispiel, (…) und in einer solchen Zone könnten wir dann vielleicht eine Alternative erwachsen sehen, die wir brauchen, um einen Wechsel einzuleiten in Damaskus, und um langfristig auch erfolgreich den IS zu besiegen."
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