Ausschnitt: "Meine Geschichte beginnt in White-Falls, in einem stinkenden Zimmer über einem stinkenden Saloon, mit einem Kater, wie man ihn nur von einer Nacht mit Whiskey, Poker und Huren haben kann."

"Blutige Fährten" beginnt wie ein ganz normaler Western: Ex-Marshall Nathan Holt ist ein Einzelgänger, ein Revolverheld, immer mit einer Spur Trauer in der Stimme - und einem Hauch von Whiskey. Aus dem zuverlässigen Helden von einst ist ein depressiver Trinker geworden:

Hörspiel: "Ja, ja ich komme ja schon..."

Ein Hörspiel kann zwar nicht mit den für Western-Filme typischen Bildern weiter Landschaften arbeiten, mit tief dekolletierten Bar-Damen oder rauchenden Colts , aber mit Geräuschen, Musik und Stimmen – und das funktioniert in diesem Fall. Extrablatt, Reverent Fletcher aus der Verwahrung geflohen. Holt: Der Sheriff wird sich darum kümmern.

Nathan Holt will die Stadt White-Falls zu verlassen, und dass, obwohl gerade erst der sadistische Mörder Fletcher aus dem Gefängnis geflohen ist. Holt will mit der Vergangenheit, in der etwas Schreckliches passiert sein muss, nichts mehr zu tun haben. Man hört ihn fast, den Sand, der durch die trostlose Goldgräberstadt Bollock weht, in der Holt jetzt den Sheriff unterstützen soll.

Warum, ist nur eine Frage, die zunächst offen bleibt, was Holt so unglücklich macht, eine andere. Zunächst gibt es nur Andeutungen:

Hörspiel: "Ich habe Dir noch etwas mitgebracht – hier! Unsere Fotografie? Ja, und Adam wollte nicht stillsitzen, erinnerst Du dich? Ja."

Holts neuer Chef – Sherriff Wallace – wunderbar mürrisch gesprochen von Detlef Bierstedt, der deutschen Synchronstimme von George Clooney – macht keinen Hehl daraus, dass er auf die Unterstützung durch den abgehalfterten Ex-Marshall gerne verzichten würde.

Hörspiel: "Es gibt für sie hier nichts zu tun, also lassen sie uns unsere Arbeit machen."

Von wegen nichts zu tun:

Hörspiel: "Der erste Wachmann hatte nur einen Liedschlag um zu begreifen, was vor sich ging, als er auch schon zu Boden ging und ich das Messer auch schon wieder aus seiner Kehle zog."

Holt versteht sein Handwerk, die Hörspielmacher auch. "Blutige Fährten" beginnt als genretypischer Western, mit Johnny Cash-artiger Musikuntermalung und entwickelt sich zu einem waschechten Psychothriller.

Die stillen Momente am Lagerfeuer werden akustisch genauso plastisch umgesetzt wie die blutigen Action-Szenen.

Zur westerntypischen Szenerie gesellen sich nämlich bald brutale Morde, die in ihrer Drastik an die Krimis der englischen Autorin Mo Hayder erinnern:

Hörspiel: "Was zum Teufel? Was ich am See sah, überstieg alles was ich kannte: Ein junger Mann, nackt, eine nur notdürftig zusammengenähte Wunde zog sich vom Hals zu seinem Bauchnabel."

Details, bei denen man froh ist, ein Hörspiel zu hören und keinen Film zu sehen.

Hörspiel: "Und meine Gedanken überschlugen sich: Der Junge ist ein Mörder/ Pass auf dich auf, Nate/ Ich habe nicht genug getan/ Sie haben Angst vor dem Leben."

Und Angst vor dem Geheimnis das die Toten erzählen. Holt stößt nämlich schon bald auf eine Spur, die zurück in seine eigene, traurige Biografie führt.

Hörspiel: " Lesen sie nur die ersten Buchstaben der Namen der Opfer: A,D,A,M"

Wie das Hörspiel ausgeht sei an dieser Stelle nicht verraten, denn es lohnt sich, sich selbst akustisch auf blutige Fährten zu begeben.