Hitlerdeutschland im Zweiten Weltkrieg

Der Weltmachtwahn

Ein Soldat der deutschen Wehrmacht im Juli 1941 kurz nach dem Grenzübertritt in die Sowjetunion auf dem Vormarsch Richtung Osten.
Das Foto vom 1.7.1941 zeigt einen Soldaten der deutschen Wehrmacht kurz nach dem Grenzübertritt (aus dem Buch "Der Fall Barbarossa", Verlag Das Neue Berlin) © picture alliance / dpa-zentralbild
Von Manfred Rexin, bearbeitet von Winfried Sträter · 22.06.2016
Vor 75 Jahren begann der Überfall auf die Sowjetunion – vorbereitet durch beispiellose Aufrüstung und getrieben von Allmachtsfantasien der Nazis. Wir erzählen die Geschichte des "Unternehmens Barbarossa" mit Originaltönen aus dem Rundfunkarchiv.
Als Hitlerdeutschland am 22. Juni 1941 die Sowjetunion überfiel, wurde der 1939 entfesselte Krieg endgültig zum Weltkrieg. Es war kein Präventivkrieg, wie der Militärhistoriker Torsten Diedrich kürzlich in einem Zeitungsinterview hervorhob. Vielmehr wurde der Angriff seit 1938/39 geplant, und die Führung der Wehrmacht sah in der Roten Armee keinen ernstzunehmenden Gegner. Sie rechnete mit einem "Blitzkrieg" wie bei den Feldzügen 1939/40.
Hitlerdeutschland hatte sich systematisch und mit beispielloser Energie auf den Krieg vorbereitet, der 1939 mit dem Überfall auf Polen begann.
In den "Zeitfragen" hören Sie heute, zum 75. Jahrestag des Überfalls auf die Sowjetunion, Auszüge aus der Dokumentation "Regime unter dem Hakenkreuz" von Manfred Rexin. Sie stammen aus den Kapiteln "Abmarsch in den Untergang", "Vergewaltigte Völker" und "Totaler Krieg".
Sie war die größte Hörfunk-Dokumentation zur NS-Geschichte, basierend nicht auf Zeitzeugen-Aussagen, wie das heute üblich ist, sondern auf Originaltönen aus dem Deutschen Rundfunkarchiv.
Manfred Rexins "Regime unter dem Hakenkreuz" wurde zum ersten Mal 1983 im damaligen RIAS ausgestrahlt, dem Vorgänger von Deutschlandradio Kultur.
Wie verlief der Weg von den Allmachtsfantasien der Nazis zum Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion?

Originaltöne aus "Der Weltmachtwahn" im Wortlaut
Adolf Hitler am 1.9.1939:
"Ich habe nun über sechs Jahre am Aufbau der deutschen Wehrmacht gearbeitet. Es sind in dieser Zeit über 90 Milliarden für den Aufbau dieser Wehrmacht angewendet worden." − Beifall − "Sie ist heute die bestausgerüstete und sie steht weit über jedem Vergleich mit der des Jahres 1914. Mein Vertrauen auf sie ist unerschütterlich."
Arthur Greiser, Reichsstatthalter in Posen, am 5.11.1939:
"Ihr müßt aus dieser Lethargie − müßt ihr ein Herrenvolk werden in diesem Land. Jeder deutsche Bauer und Handwerker und jeder deutsche Beamte muß durch diese Stadt und durch dieses Land gehen − würdig, hoch aufgerichtet, erhobenen Hauptes und stolz, äußerlich − in der Gestalt − schon so stolz, daß die polnische Umwelt von allein den Hut zieht und vom Bürgersteig heruntergeht. Ihr müßt im wahrsten Sinne des Wortes und in des Wortes bester Bedeutung altpreußischer Prägung müßt Ihr das Herrenvolk auf diesem Boden werden."
Propagandaminister Joseph Goebbels am 31.12.1942:
"Es gibt keine ewige Ordnung im Weltbesitz. Der hat einen Anspruch auf Reichtum und Macht, der bereit ist, sie kämpfend zu erwerben. In diesem Krieg müssen wir das beweisen. Alle Voraussetzungen dazu sind uns gegeben − eine geniale Führung, ein hartes, tapferes Volk, ein ausreichendes Kriegspotential und eine große Chance, die die Geschichte uns bietet."
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