Historiker Wolffsohn: Deutsches Afghanistan-Mandat "absurd"

14.12.2009
In der Diskussion um den von der Bundeswehr angeordneten Luftangriff im afghanischen Kundus hat der Historiker Michael Wolffsohn der deutschen Politik Versagen vorgeworfen.
Die Bundeswehr in Afghanistan sei "zum Kriegführen eingesetzt ( ... ) - ganz egal, was vorher gesagt worden ist", sagte Wolffsohn. Das Afghanistan-Mandat der Bundeswehr bezeichnete er in dem Zusammenhang als "absurd" und "nicht durchführbar".

Was jetzt in der Kundus-Affäre herauskomme, sei nicht die "Pannenkonstruktion der Bundeswehroffiziere oder der unteren Dienstgrade"; vielmehr habe die Politik "von Anfang an versagt in Bezug auf die Formulierung der Regeln". Demnach hätte die Bundesregierung wissen müssen, dass "man es mit einem Partisanenkrieg zu tun hat – und dann hätte man der Bundeswehr ein weitergehendes Mandat geben müssen." So aber habe man die Soldaten "zum Abschuss freigegeben", sagte der Historiker.

Mit Blick auf das Völkerrecht meinte Wolffsohn, man müsse immer von der Realität ausgehen: "Wenn wir eine kriegerische Handlung haben, faktisch Krieg, dann ist auch das gezielte Ausschalten des Gegners Teil der Kriegsführung. Man kann nicht sagen: 'Wir töten nur, wenn wir angegriffen werden, denn wenn wir angegriffen worden sind, dann sind wir möglicherweise schon tot und können uns gar nicht verteidigen."

Sie können das vollständige Gespräch mit Michael Wolffsohn mindestens bis zum 14.05.2010 in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören. MP3-Audio