Hinter geschlossenen Vorhängen

Von Manfred Bauschulte · 11.01.2014
In ihrer Autobiografie "Hinter geschlossenen Vorhängen" erzählt die Psychoanalytikerin Marie Bonaparte, dass "Supermänner, Supermörder und Superanarchisten" sie als Kind bereits angezogen hätten. Die Memoiren, die ein Stück weit ihr extravagantes Leben enthüllen, wurden von der Öffentlichkeit völlig ignoriert, als sie 1958 erschienen.
50 Jahre früher, im Herbst 1907, war alles ganz anders: Die Gazetten in Europa waren voll von Berichten über die sagenhafte Hochzeit von Marie Bonaparte mit Prinz Georg von Griechenland und Dänenmark. Die reiche Erbin der Casinobesitzer von Monaco heiratete den Bruder des Königs von Griechenland.
Aber das Leben als "königliche Hoheit" an der Seite von Prinz Georg wird Marie bald leid. Ihr Mann macht aus seiner Homosexualität keinen Hehl. Nach der Geburt der Kinder, die sie als nötige Pflicht empfand, stürzt sie sich kopfüber in das intellektuelle Leben von Paris. In dem Kreis um den berühmten Soziologen Gustav Le Bon, der ihr Mentor wird, trifft sie ihren ersten Liebhaber: Aristide Briand. Maries Liebesaffäre mit dem Politiker, der die 3. Republik in Frankreich wie kein anderer prägte, dauert von 1913-1918.
In dieser Zeit reift Marie Bonaparte unter dem Einfluss von Le Bon zu einer Schriftstellerin, die sich sozialpsychologischen Problemen zuwendet, ohne Tabus zu akzeptieren. Sie beginnt, Mordprozesse zu besuchen, sich für Mörder und Mörderinnen zu interessieren und wird zur Gegnerin der Todesstrafe. Skandal erregt sie mit einer sozialpsychologischen Untersuchung über die Frigidität der Frau, die sie an Pariser Krankenhäusern durchführt.
Ihr leidenschaftliches Engagement wie ihre exzessiven Liebesbeziehungen stürzen Marie Bonaparte 1925 in eine heftige Lebenskrise, woraufhin sie sich nach Wien in die psychoanalytische Behandlung bei Sigmund Freud begibt. Aus der Patientin wird nach und nach eine bedingungslose Schülerin, treue Freundin und enge Vertraute Freuds. Als Übersetzerin und Herausgeberin seiner Schriften wie als Institutsgründerin setzt sie alles daran, die Psychoanalyse in Frankreich zu etablieren, wo sie noch ein Schattendasein führt. In den 1930er Jahren rückt die Sorge für den kranken Freud ins Zentrum ihres Wirkens. Mit großem diplomatischem Geschick gelingt es ihr 1938, den Begründer der Psychoanalyse aus den Händen der Gestapo in Wien freizukaufen. Sie bringt seine Familie und ihn nach London ins Exil, wo Sigmund Freud im Jahr darauf stirbt.
Exemplarisch für Marie Bonapartes literarisches Werk steht eine dreibändige Biografie von Edgar Allen Poe, die noch die Bewunderung von Arno Schmidt erregte. In dieser Sexualbiografie fragt sie, mit den Mitteln der Psychoanalyse nach der Genese triebhaften Handeln und einer libidinös gesteuerten Fantasie. Die Frage ihrer Kindheit, was Mörder und Terroristen bewegte, ließ sie ein Leben lang nicht los. - Chronologisch folgt die Sendung den Spuren der "letzten Bonaparte", einer schillernden Frauengestalt des 20. Jahrhunderts.
Marie Bonaparte bei Wikipedia
Catherine Deneuve die Titelrolle in der ORF-Koproduktion "Marie und Freud", einer internationalen Historienverfilmung über eine der schillerndsten Frauenfiguren der jüngeren europäischen Geschichte. Regie: Benoit Jacquot
Filmausschnitt auf der Fanseite des Schauspielers Sebastian Koch, der im Film den jungen Liebhaber von Marie Bonaparte darstellt.
Auszug aus dem Manuskript:
Marie Bonaparte: "Ich hatte Mörder gerne, sie kamen mir interessant vor. War mein Großvater nicht selbst einer, als er den Journalisten Victor Noir tötete? Und mein Urgroßonkel, Napoleon, was für ein monumentaler Mörder!"
So schreibt die Urgroßnichte von Kaiser Napoleon, Marie Bonaparte, in ihren ausschweifenden Memoiren: " "Derrière les vitres closes / Hinter geschlossenen Vorhängen" (1958), in denen sie aus ihrer Kindheit und Jugend erzählt. Im Jahr 1870 brachte die Ermordung von Victor Noir die Pariser Bevölkerung in Aufruhr. Prinz Pierre Bonaparte hatte den Journalisten im Streit erschossen, wurde aber aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Mit Hintersinn spielt Marie Bonaparte auf die Gestalt von Victor Noir an, dessen Grab auf dem Père Lachaise nicht nur wegen des anti-napoleonischen Affekts Popularität genießt. Die auf seiner Grabplatte ausgebreitete, mit Grünspan überzogene männliche Figur ist bis heute Gegenstand eines frivolen Brauchtums. Der Bildhauer hat in ihrem Genitalbereich so dezent eine Erektion angedeutet, dass Besucher und Besucherinnen des Friedhofs verlockt sind, die Stelle zu reiben oder zu streicheln. Der Pariser Volksmund meint: Die Berührung könne Frauen fruchtbar und Männer potent machen."
Als Kind bereits, so erzählt Marie Bonaparte in ihrer Autobiografie weiter, hätten "Supermänner, Supermörder und Superanarchisten" sie angezogen. Berüchtigte Bombenleger wie Ravachol und Henri Vaillant, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts in den Straßen von Paris Angst und Schrecken verbreiteten, faszinierten sie ebenso wie Jack The Ripper, der Frauenmörder, der in den Vorstädten von London sein Unwesen trieb. Viele Jahre später, bereits zur Psychoanalytikerin ausgebildet, sah sie es als ihre Aufgabe an, die Taten von Mörderinnen und Mördern zu verstehen und zu erklären. Sie plädierte für die Unzurechnungsfähigkeit psychisch-kranker Täter, forderte Haftanstalten, in denen diese psychologisch betreut wurden, und protestierte leidenschaftlich gegen die Todesstrafe. – Die heutige Lange Nacht ist der Psychoanalytikerin Marie Bonaparte gewidmet, die eine Patientin und Schülerin, Übersetzerin und Herausgeberin der Werke von Sigmund Freud war. Chronologisch folgt sie den biografischen Spuren einer extravaganten Frau, die berühmte Männer zu ihren Liebhabern zählte. Zudem widmet sie sich ihrem Werk, besonders der Sexualbiografie von Edgar Allen Poe, die Literaten wie Arno Schmidt und Philosophen wie Jacques Derrida faszinierte. Es kommt ein schillerndes Frauenleben des 20. Jahrhunderts zu Wort. Wir berichten von den Eskapaden und dem Engagement der "letzten Bonaparte".
Marie Bonaparte: "Wer immer die Geschichte meines Lebens schreiben wird, soll sie ‚die letzte Bonaparte’ nennen, denn die bin ich. Meine Vettern von der kaiserlichen Linie heißen nur ‚Napoleon’". …
Die Bei- und Spitznamen von Marie Bonaparte entsprechen der Eifersucht und dem Neid, von denen sie reichlich auf sich zog. So wird sie spöttisch als "Freuds Prinzessin" tituliert. In Frankreich, wo sie die Werke des Begründers der Psychoanalyse einführte und übersetzte, nennt man sie "die Postbotin oder Briefträgerin Freuds". Dort zieht man mit der Floskel "Freud - a - dit / Freud - hat - gesagt" gerne abfällig über sie her. Der Freud-Biograf Peter Gay nannte sie einmal "eine wandelnde Wunschfantasie". Diese Formulierung trifft ihre wechselnden Zuschreibungen ziemlich: Wo Marie Bonaparte in Erscheinung trat, waren Faszination und Irritation angesagt. Weil sie pietät- und schamlos, d.h. so aufrichtig wie möglich agierte, traf sie den wunden Punkt vieler Probleme. Da sie kaum ein Tabu akzeptierte, überwand sie manche Hürde.
Marie Bonaparte: "Die Natur kann nichts mit unseren Prüderien anfangen. Sie geht ihren Weg, ohne sich darum zu kümmern. Und so wird das kleine Menschenkind von Kindheit an auf die großen Aufgaben vorbereitet, die es später vollbringen muss. Nun ist die heiligste Aufgabe, die der Gattung gestellt wird, die sich fortzupflanzen. Und die jahrhundertlange Verdrängungsleistung der Menschheit war notwendig, damit sie so hartnäckig die Augen vor der Tatsache verschließen konnte, dass die Kindheit nicht asexuell ist".
Peter Gay
Freud
Eine Biographie für unsere Zeit.
Der amerikanische Kulturhistoriker Peter Gay hat eine Lebens- und Werkbeschreibung des Psychoanalyse-Begründers Sigmund Freud geschrieben, die durch Stoff und Gedankenfülle, durch stilistische Brillanz und kunstvollen Aufbau besticht. Nach Meinung von Kritikern dürfte sie für längere Zeit die gültige Freud-Biografie sein. Das monumentale Werk kann zugleich als Einführung in Freuds Lehre dienen. Nie zuvor ist die Entstehung der Psychoanalyse so stringent mit dem Leben ihres Begründers und den historischen und geistesgeschichtlichen Bedingungen in Beziehung gesetzt worden.
Peter Gay (geboren 1923 in Berlin) 1923 in Berlin geboren, emigrierte 1939, als Jude von Verfolgung bedroht, in die Vereinigten Staaten. Er war Professor für Geschichte an der Yale University in New Haven und ist derzeit Direktor des Center for Scholars and Writers an der New York Public Library. Er ist Ehrenmitglied der Amerikanischen Psychoanalytischen Gesellschaft und gilt als einer der besten Kenner der deutsch-jüdischen Kultur. 1999 erhielt er den Geschwister-Scholl-Preis.
Auszug aus dem Manuskript:
Marie Bonaparte: "Mein erster Eindruck von Freud heute Nachmittag: Er ist ein wundervolles Wesen voller Verständnis und Zärtlichkeit. Er strahlt große Wärme aus. Er übertrifft alles, was ich erwartet habe. Der Mann ist ein Philosoph. Er sagte mir, dass er keine schwerkranken Patienten mehr annehme, weil sie ihn zu sehr ermüdeten und er fügt lächelnd hinzu, dass er nicht glaube, dass ich ihn sehr ermüden würde. Das bedeutet, dass ich nicht sehr krank auf ihn wirke. Aber er, er erschien mir sehr müde. Wegen seiner Operation kann er nur mühsam sprechen, und er hat mich sogar gefragt, ob ich ihn gut verstehen könne. Was ich natürlich tue. Er ist eher klein und sein Gesicht ist viel weicher als auf seinen Photographien".
Erzählerin: So schreibt Marie Bonaparte nach ihrer ersten Begegnung mit Sigmund Freud im Überschwang an Genevieve, ihre intime Freundin, und deren Mann, Jean Troisier, ihren heimlichen Liebhaber. Nach dem Tod ihres leiblichen Vaters 1924 ist sie dem Ruf eines ideellen Vaters gefolgt. Auf Anhieb ist sie von Freud hingerissen, ja überwältigt.
Wie wir in der ersten Stunde dieser Langen Nacht gehört haben, durchlebte "die letzte Bonaparte" in der Mitte der zwanziger Jahre eine heftige Krise. Weil sie unter Frigidität litt, wie sie meinte, führte sie Untersuchungen über die weibliche Sexualität und Befragungen an Patientinnen in Pariser Krankenhäuser durch. Der Ruf, den der Begründer der Psychoanalyse international genießt, – über ihn werden in Babelsberg und Hollywood bereits Filme gedreht, – veranlasst sie, unbedingt seine Patientin werden zu wollen. Nach anfänglichem Sträuben hat Freud die Prinzessin von Griechenland und Dänemark zur Behandlung angenommen. Von Ende September bis Dezember des Jahres 1925 dauert die erste Sitzungsperiode, in der er sie täglich empfängt. In dieser Zeit springt nach und nach der Funke über. Schon nach wenigen Wochen schreibt Freud an seinen Kollegen René Laforgue in Paris, auf dessen dringende Empfehlung hin er die Patientin schließlich annahm:
Sigmund Freud: "Die Prinzessin macht eine sehr schöne Analyse und ist, denke ich sehr zufrieden mit ihrem Aufenthalt. Ich freue mich nun, dass ich Ihrem Wunsche und dem Eindruck, den ihr Brief auf mich gemacht hat, nachgegeben habe". …
Die folgende Literatur wurde für diese Sendung verwendet:
1) Schriften von Marie Bonaparte:
Der Fall Lefebvre. Zur Psychoanalyse einer Mörderin. Internationaler Psychoanalytischer Verlag, Leipzig/Wien/Zürich 1929.
Edgar Poe, Eine psychoanalytische Studie. Internationaler Psychoanalytischer Verlag, Leipzig/Wien/Zürich 1934. Reprint: Edgar Poe. Eine psychoanalytische Studie. Mit einem Nachwort von Oskar Sahlberg. Frankfurt am Main 1984.
Topsy. Der goldhaarige Chow. Aus dem Französischen übersetzt von Anna Freud und Sigmund Freud. Allert de Lange. Amsterdam 1939. Reprint: Mit einem Vorwort von Anna Freud. Frankfurt am Main 1981.
Psychanalyse et Anthropologie. Presses universitaires de France, Paris, 1952.
Psychanalyse et Biologie. Presses universitaires de France, Paris, 1952.
Derrière les vitres closes. Les souvenirs de jeunesse de Marie Bonaparte -Volume I. Presses universitaires de France, Paris, 1958.
L'appel des sèves. Les souvenirs de jeunesse de Marie Bonaparte - Volume II. Presses universitaires de France, Paris, 1958.
2) Biografien über Marie Bonaparte:
Rémy Amouroux, Marie Bonaparte. Entre biologie et freudisme. Presses universitaire de Rennes, Rennes 2012.
Célia Bertin, Die letzte Bonaparte. Freuds Prinzessin. Ein Leben. Aus dem Französischen von Christa von Petersdorf. Kore, Traute Hensch Verlag, Freiburg 1989.
Jean-Pierre Bourgeron, Marie Bonaparte. Presses universitaire de France, Paris 1997.
3) Festschrift für Marie Bonaparte:
Rudolph M. Loewenstein (Ed.), Drives, Affects, Behaviour. International Universities Press, New York 1953.
Auszug aus dem Manuskript:
Marie Bonaparte: "Es ist Freud, der sich geirrt hat. Er hat seine Macht überschätzt, die Macht der Therapie. Die Macht der Ereignisse aus der Kindheit. Es liegt vielmehr in den Tiefen des mütterlichen Leibes, dass die Natur aus mir, wegen meines Geschlechts, eine gescheiterte Frau gemacht hat – doch zum Ausgleich, wegen meines Gehirns, fast einen Mann".
Marie hat durch die Psychoanalyse die Fähigkeit erworben, auf kompromisslose Weise, die Wahrheit über sich zu sagen. Sie wagt es sogar von Irrtümern Freuds zu sprechen. Mit wenigen Strichen und an Hand von präzisen Stichworten bringt sie die Leistungen der Psychoanalyse auf den Punkt, die ihr geholfen haben:
Marie Bonaparte: "Die Befreiung der unterdrückten sexuellen Instinkte, eine größere Offenheit gegenüber unseren Kindern, eine größere sexuelle Freiheit für die Frauen, den Tod besser zu akzeptieren und ihm tapfer entgegenzutreten, diesem unvermeidlichen Feind, dem man besser ins Auge schaut, als dass man ihn verdrängt."
Als Marie Bonaparte diesen nach wie vor gültigen Minimal-Katalog für die moderne Psychoanalyse entwickelt, liegt Prinz Georg in Saint-Tropez im Sterben. Mit Freunden und Verwandten sitzt sie am Krankenlager ihres Mannes, der unter Todesängsten leidet. Am 25. November 1957 stirbt er in Saint-Cloud. Sie beschreibt über den Toten und das Begräbnis:
Marie Bonaparte: "Ich hätte diese letzte Nacht vor seinem Tod gerne mit meinem Mann alleine verbracht. Dann beugte ich mich über seine kalte Stirn und küsste sie. Nicht seine Lippen, die er mir immer verweigert hatte. Was wir in den Sarg gelegt haben: zwei Emaille-Fähnchen, die dänische und die griechische, seinen Ehering, Waldemars Haare und den heiligen Christopherus, den er ihm geschenkt hat, sein Kreuz und ein Photo von Waldemar haben wir in seine Hände gelegt. Unser Gruppenphoto zu seinen Füssen."
Das Begräbnis von Prinz Georg ist ein Staatsakt, wie es einst, vor 50 Jahren, in der Zeit noch vor dem 1. Weltkrieg, die legendäre Hochzeit von Marie und ihrem Mann war. Von der Kapelle des Anwesens in Saint-Cloud, wo sich die Familie und Freunde einfinden, geht die Reise quer durch Frankreich nach Toulon ans Mittelmeer. Dort wird der Sarg mit militärischen Ehren auf der "Nike", einem griechischen Kriegsschiff, nach Athen überführt. Hier findet die zeremonielle Totenfeier auf dem königlichen Friedhof von Tatoi statt. Es wurden Wagenladungen von Erde aus Dänemark angekarrt, um den Sarg zu bedecken und das Grab zu schließen. Mit knappen Worten spricht Marie über den Verlust:
Marie Bonaparte: "Wir haben gestern meinen Mann in Tatoi unter dem Schnee gelassen. Er, der sich so sehr vor Kälte fürchtete".
Nach dem Begräbnis ihres Mannes, nachdem es ruhiger und einsamer um sie geworden ist, beginnt Marie ihre Erinnerungen niederzuschreiben.
Marie Bonaparte: "Der Reflex, mich ins Schreiben zu flüchten, wann immer ich vom Leben verletzt worden bin, ist mir treu geblieben. Weit entfernt davon, mich vom Arbeiten abzuhalten, haben Enttäuschung und Schmerz mich immer dazu gebracht, Trost in der literarischen und wissenschaftlichen Produktion zu suchen". …
So entstehen die beiden Bände ihrer Memoiren, die tausend Seiten umfassen: "Derrière les vitres closes / Hinter geschlossenen Vorhängen" und " L'appel des sèves / Die Stimme des Blutes". Sie stehen ganz im Zeichen ihrer Kindheit und Jugend. Bei Erscheinen werden sie von der Öffentlichkeit völlig ignoriert. Im Frankreich dieser Jahre ist der Existenzialismus gerade Mode geworden. Man liest noch Jean Paul Sartre, hält aber Francoise Sagan für die Autorin der Stunde. Marie kommentiert auf ihre Weise den Misserfolg:
Marie Bonaparte: "Man zieht Francoise Sagan vor, das ist nun mal so. Meine Memoiren haben mir wenigstens, während ich lebe, die Illusion gegeben, dass ich mich vielleicht ein bisschen selbst überleben werde. Das ist wenig und es ist doch viel. Wie viele Menschen leben und sterben in der viel unsinnigeren Hoffnung, in den Himmel zu kommen?"