Hey, du da im Radio

Auf vielen Wellen in unsere Ohren

Ein Studiomikrofon
Ein Studiomikrofon © Foto: Jan-Martin Altgeld
Von Uwe Golz · 04.09.2016
In Deutschland begann alles im kurz vor Weihnachten im Jahr 1920. Der Reichspostsender Königs Wusterhausen übertrug ein Weihnachtskonzert seiner Postbeamten. Diese Sendeanlage, die bis 1995 in Betrieb war, ist heute ein Museum.
Am 29. Oktober 1923 wird aus dem Berliner Vox-Haus (in der Berliner Potsdamer Straße) die erste Unterhaltungssendung ausgestrahlt. Als erster Rundfunkteilnehmer wird, offiziell, der Berliner Zigarettenhändler Wilhelm Kollhoff geführt, der sich den Spaß 60 Goldmark kosten ließ. Im Januar 1924 war die Zahl der Rundfunkhörer schon auf 1580 angestiegen und von da an gab es kein Halten mehr. Die erste Rundfunkausstellung, Vorläufer der heutigen IFA, fand im Mai 1924 in Hamburg statt, und zwei Jahre später, 1926, wurde das Fußballspiel zwischen Arminia Bielefeld und Preußen Münster live übertragen.
Die Langwelle war das Medium jener Jahre, und erst 1926 kam man in den Genuss von Lautsprechern. Die Mittelwelle ging kurz vor dem Zweiten Weltkrieg an den Start und doch war es noch die Langwelle, die das Senden hatte. Sie machte es möglich, dass – unter Lebensgefahr – Feindsender in der Zeit des Naziregimes gut zu empfangen waren und die denkende Minderheit Deutschlands nicht vom Einheitsprogramm des Großdeutschen Rundfunks abhängig war. Der Krieg wurde auch im Äther ausgetragen.
Nach dem Krieg waren es die Alliierten, die dem Rundfunk wieder in die Wellen halfen. Aus dem "Haus des Rundfunks", dem heutigen Sitz des RBB, strahlte der von der Roten Armee geförderte "Berliner Rundfunk" sein Programm aus. Die Amerikaner nutzen das Telefonnetz um den RIAS ins Laufen zu bringen. Und so startete der DIAS sein Programm im Februar 1946, doch bereits am 4. September 1946 wurde aus dem DIAS der RIAS, einen Tag später ging er Dank eines fahrbaren Senders der US-Armee mit 0,8 kW auf Sendung.
Das Funkhaus des RIAS steht noch immer an der Kufsteiner Straße, deren Ende nun den Namen Hans-Rosenthal-Platz trägt und aus dem RIAS wurde nach der Wiedervereinigung erst das Deutschlandradio Berlin und heute dann Deutschlandradio Kultur. Wenn sich auch der Name geändert hat, geblieben ist der Auftrag, die Hörer zu informieren und zu unterhalten, ohne dabei die Qualität außer Acht zu lassen. Der RIAS gilt als Erfinder der Magazinprogramme – und was einst als "Rundschau am Morgen" über UKW, MW und LW ausgestrahlt wurde, geht 2016 als "Studio 9" auch digital rund um die Welt.
Aber es gilt noch immer, was die Wise Guys singen:
Mach das Radio an
und dreh richtig laut auf

Musikalische Histörchen


Brillant oder Bullshit!?
Das Wochenchaos

Das war die Woche der Extreme: ein AfD-Abgeordneter in Sachsen bedauert, dass die Kanzlerin von keinem Terroranschlag getroffen wurde - und sieht sich als Opfer bösartiger Berichterstattung. Die Bundeswehr fürchtet sich vor Unterwanderung durch Extremisten. Und im Wahlkampf in Mecklenburg-Vorpommern ruft eine Omma den alten Hitler dazu auf, sich wieder zu erheben - und erhält den Dank der NPD. Aber keine Sorge, wir schaffen das.

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