Heubisch: Hochschulen durch Studiengebühren besser ausgestattet

Wolfgang Heubisch im Gespräch mit Jörg Degenhardt · 22.03.2010
Wolfgang Heubisch, bayerischer Wissenschaftsminister (FDP) macht sich kurz vor der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern in Berlin für Studiengebühren stark.
Jörg Degenhardt: Wir wollen, dass dieses Land eine Talentschmiede ist. Das hat Bundesbildungsministerin Annette Schavan letzte Woche gesagt, und ich kenne niemanden, der ihr da widersprechen würde. 10,8 Milliarden Euro umfasst ihr frisch beschlossener Haushalt für 2010. Viel zu wenig, nörgelt die Opposition, ein Leuchtturmprojekt für mehr Bildung und Forschung, feiert die FDP. Heute sitzen die Bildungspolitiker der Länder mit Frau Schavan zusammen und zwar in der, so heißt das offiziell, für Bildungsplanung zuständigen Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz, kurz GWK. Dabei geht es um nichts weniger als um die Zukunft der deutschen Hochschullandschaft: Wie soll, wie könnte die aussehen, um möglichst viele Talente hervorzubringen? Dazu jetzt Fragen an Wolfgang Heubisch, der FDP-Politiker ist Wissenschaftsminister im Freistaat Bayern. Guten Morgen, Herr Heubisch!

Wolfgang Heubisch: Schönen guten Morgen!

Degenhardt: Erlauben Sie mir zunächst eine persönliche Frage: Sie haben keine ganz normale Ausbildungskarriere hinter sich: Eine Banklehre abgeschlossen, dann BWL studiert und erst mit 29 Jahren das Studium der Zahnmedizin begonnen. Wird es so was in Zukunft auch noch geben?

Heubisch: Ja, theoretisch ist das natürlich denkbar, aber es wird zunehmend härter, dass man zwei Studien nacheinander sozusagen durchführen kann. Aber möglich ist es, nicht mehr ganz so leicht.

Degenhardt: Heute wie zu Zeiten, wie zu Ihren Zeiten, wollen die Studenten in der Regel schnell, praxisbezogen und natürlich erfolgreich studieren. Weil viele das nicht konnten, gab es im letzten Jahr massive Proteste. Wir erinnern uns noch gut an die Bilder. Wie kann man denn verhindern, dass es die in Zukunft wieder gibt?

Heubisch: Wir sind ja seit nicht erst letztem Herbst mit den Studierenden auch im Gespräch und zwar macht das jedes Land auch für sich und auch dort wieder vor allem die einzelnen Hochschulen und ich kann das nur hier im Freistaat beurteilen: Dort wird sich eine erhebliche Bewegung ergeben, die zum Teil jetzt bereits im Sommersemester greifen und dann natürlich im Wintersemester. Es geht nicht von heute auf morgen, aber es wird zu erheblichen Verbesserungen, Erleichterungen im Studium kommen.

Degenhardt: Stichwort morgen: Wir wollen ja mit Ihnen ein wenig in die Zukunft schauen, wie sehen künftig die Studienbedingungen in Deutschland aus? Gehören denn aus Ihrer Sicht Studiengebühren auch dazu?

Heubisch: Ja, die Studiengebühren haben doch einen ganz entscheidenden Vorteil gebracht: Die Ausstattung des Studiums wird leichter; ich habe mir selbst davon ein Bild hier in München vor allem gemacht, wo ja eine sehr große Anzahl von Studierenden auch ihren Studien nachgeht. Ich will auch, das will ich auch ganz deutlich sagen, die gleichen Beträge noch mal für die, eine gute Lehre drauflegen. Da bin ich in Verhandlungen mit dem deutschen Ministerpräsidenten und Finanzminister, ich bin guter Dinge, dass wir das auch im nächsten Jahr schaffen werden. Ich will, dass die jungen Leute, die eine Menge von Problemen zu schultern haben, in der Lehre unterstützt werden.

Degenhardt: Eine Menge von Problemen, dazu gehört auch, dass derzeit ein Drittel der Studenten jobben gehen muss. Kann man denn so überhaupt erfolgreich studieren?

Heubisch: Ja, das hatten wir in unserer Zeit genau so. Auch ich habe intensiv Nachhilfeunterricht zum Beispiel gegeben in Buchführung und Wirtschaftsrechnen. Das ist, ich habe auch mit den Studierenden vor Ort gesprochen, die sagen, ja, im ersten und zweiten Semester ist es sehr, sehr hart, aber hinterher geht es auch und trotz Bologna.

Degenhardt: Die Betreuungsrelation zu Professoren zu Studierenden, die liegt derzeit bei unglaublichen eins zu sechzig. Wo liegt sie, sagen wir mal, in fünf Jahren oder anders gefragt, wo wollen Sie hin?

Heubisch: Man kann das nicht vergeneralisieren, dass ich jetzt sage, eine Durchschnittszahl würde alles genau abbilden. Man muss sich die Studienfächer genau (…) (Anm. d. Redaktion: Schwer verständlich im Hörprotokoll); dass sie besser werden muss, das ist mein Ehrgeiz, ich kann die eins zu sechzig jetzt auch gar nicht bestätigen, da müsste man genauer hinsehen, es gibt verschiedene Berechnungsmethoden. Aber dass sie besser werden soll, da wollen wir unbedingt hinkommen. Allerdings, und da weise ich deutlich darauf hin, wir haben jetzt vor allem in den Flächenländern dann die doppelten Abiturjahrgänge. Da haben wir noch eine ganze Menge zu tun, dass wir die jungen Leute gut in unser Studium einbringen. Wir in Bayern sind nächstes Jahr im Sommer- und Wintersemester dran und dann kommt Baden-Württemberg, dann kommt Nordrhein-Westfalen und gleichzeitig mit uns machen es die Niedersachsen im nächsten Jahr.

Degenhardt: Ich sagte es eingangs, Sie treffen sich heute in der GWK, in der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz – wird es in 20 Jahren oder vielleicht auch schon in 10 Jahren dieses Gremium noch geben oder sagt dann der Bund allein, wo es langgeht, weil es vielleicht effizienter ist, als wenn 16 Länder mitreden?

Heubisch: Ich glaube, dieses Gremium wird es noch geben. Wir sind ein föderaler Staat, der Bildungsauftrag ist bei den einzelnen Ländern. Ein vernünftiges Miteinander zwischen Ländern und Bund ist angesagt, aber es muss möglich sein, dass das einzelne Land seine Vorstellungen auch durchsetzen kann. Das heißt nicht, in allen Bereichen, aber ein gemeinsames Miteinander wäre schön.

Degenhardt: Sagt Wolfgang Heubisch. Der FDP-Politiker ist Wissenschaftsminister im Freistaat Bayern. Vielen Dank für das Gespräch!

Heubisch: Bitte!