Herrmann Zschoche

DEFA-Starregisseur mit Sci-Fi-Ader

Regisseur Herrmann Zschoche
Regisseur Herrmann Zschoche © ©Reinhardt&Sommer.
Herrmann Zschoche im Gespräch mit Britta Bürger · 10.02.2017
Mit seinem Science-Fiction-Film "Eolomea" aus dem Jahr 1972 ist Herrmann Zschoche bei der diesjährigen Berlinale dabei. Bekannt ist der Regisseur vor allem für seine sozialkritischen DEFA-Filme. Und heute? – studiert er Romantiker wie Caspar David Friedrich.
"Eolomea" heißt der Science-Fiction-Film mit dem die Retrospektive der diesjährigen Berlinale heute eröffnet wird. Herrmann Zschoche hat bei dem Film Anfang der 70er-Jahre Regie geführt.
Mit seinem Science-Fiction-Film "Eolomea" aus dem Jahr 1972 ist Herrmann Zschoche bei der diesjährigen Berlinale dabei. Bekannt ist der Regisseur vor allem für seine sozialkritischen DEFA-Filme. Und heute? – studiert er Romantiker wie Caspar David Friedrich.
"Eolomea" heißt der Science-Fiction-Film mit dem die Retrospektive der diesjährigen Berlinale heute eröffnet wird. Herrmann Zschoche hat bei dem Film Anfang der 70er-Jahre Regie geführt. "Im Gespräch" erzählte er von den Mühen, damals das notwendige Material für die Kulisse zu beschaffen.

"Karla" wurde von der DDR-Regierung zensiert

"Es gab ja für das Geld der DDR kein Material. Das Geld war da aber man konnte nichts für kaufen. Zum Beispiel Aluminium, was eine große Rolle spielt in diesem Weltraumkapseln und da haben die Architekten manche Pulle mit den Werkleitern geleert, um sie zu bewegen, an der Planwirtschaft kriminell vorbei da was los zu eisen."
Eigentlich ist der ehemalige DEFA-Regisseur eher durch seine sozialkritischen Spielfilmen bekannt. Mit dem Jugendfilm "Sieben Sommersprossen" erlebte er 1978 seinen Durchbruch in der DDR, "Feuer unter Deck", "Nächstes Jahr am Balaton" oder "Hälfte des Lebens" sind nur einige der zahlreichen Werke, die er damals produzierte. Herrmann Zschoche arbeitete mit Schauspielern wie Manfred Krug, Renate Krößner, Ulrich Mühe und Jenny Gröllmann und bewegte sich mit seiner Arbeit immer wieder auf heiklem politischen Terrain. Der Film "Karla" von 1965 wurde von der Zensur verboten.
"Die Filme wurden von den DEFA-Direktoren abgenommen mit Glanz und Gloria, alles war wunderbar und dann ging sie durch die staatlichen Zensurstellen zum Teil verdeckte Stellen, also bei "Karla" waren das irgendwelche Gremien der Volksbildung, die sich die Filme vorher ansahen, von dem wussten wir auch nichts. Und das war eben, da fing dieser Byzantinismus an. Also dieses "im Dunkeln munkeln", keine offene Diskussionen mit den Filmschaffenden, na da wusste man dann schon Bescheid."

"Karla" kam aus dem Giftschrank

"Karla", ein Film über eine widerspenstige junge Lehrerin, wurde dann nach der Wende aus dem "Giftschrank" geholt und nach 25 Jahren zum ersten Mal gezeigt. Mit "Karla" reiste Herrmann Zschoche im vergangenen Herbst auch zu einem Filmfestival nach Mexiko und war überrascht, welche Aktualität sein Film für das Publikum dort hatte.
"Da waren viele junge Lehrerinnen drin, die also bemerkt hatten, da geht es irgendwie um Volksbildung und waren sehr interessiert. Sie versuchten Näheres zu erfahren über den Film und es entwickelte sich ewig lange Diskussion. Und da war eine junge mexikanische Schauspielerin. Die fing immer wieder an zu weinen. "Warum weinen Sie denn?", fragte ich sie und sie sagte: "Ja, ich weine über den Mut dieser jungen Frau, und das erschüttert mich." Und es ging dann endlos weiter und dann gesellten sich andere dazu. Also das hat die zu Tränen gerührt und das hat mich wirklich sehr ergriffen, wie so ein Film so unmittelbar wirken kann. Die haben gedacht, das ist gestern gedreht, und zwar für sie gedreht."
Das Ende der DDR und damit der DEFA bedeutete einen tiefen Einschnitt für den leidenschaftlichen Filmemacher. Er zog sich aus dem Geschäft zurück und widmete sich dem Studium der Romantiker. Allein über den Künstler Caspar David Friedrich hat er, der heute in einem brandenburgischen Dorf lebt, mehrere Bücher verfasst.
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