Herkunft des Namens Niedersachsen

Ein Bundesland als Sammelbegriff

Die Elbe aufgenommen am 27.08.2014 bei Bleckede (Niedersachsen).
Größtenteils ist Niedersachsen ziemlich platt - so wie in der Gegend bei Bleckede an der Elbe. © picture alliance / dpa /
Von Alexander Budde  · 18.03.2015
Niedersachsen misst an seiner höchsten Stelle 971 Meter, an der niedrigsten liegt das Bundesland zweieinhalb Meter unter Null. Es geht also auf und nieder. Aber woher kommt er denn wirklich, der Name Niedersachsen?
Die britische Militärregierung hatte den Nordstaat 1946 aus den Ländern Hannover, Oldenburg, Braunschweig und Schaumburg-Lippe zusammengefügt. Nahezu jeder zweite Bewohner des jungen Bundeslandes war damals Flüchtling oder Vertriebener. Ostfriesen, Emsländer, Braunschweiger und einige mehr bevölkern das nach Bayern zweitgrößte Flächenland. Bis heute behauptet kaum jemand von sich, er sei "Niedersachse". Ein Kunstgebilde ganz ohne historische Wurzeln ist Niedersachsen jedoch nicht, sagt Carl-Hans Hauptmeyer, Historiker an der Leibniz Universität Hannover.
Hauptmeyer: "Der Begriff Niedersachsen taucht vor etwa 700 Jahren schon auf und zwar im Zusammenhang mit der Reichskanzlei. Das muss man sich mal vorstellen, also in Mainz macht man sich Gedanken, wie Norddeutschland geordnet sein könnte. Und da der Kurfürstentitel Sachsen nach Sachsen gewandert ist, wo heutzutage die Sachsen wohnen, wusste man nicht mehr so richtig zu unterscheiden: Soll man das alte Siedlungsgebiet der Sachsen, nämlich unser Niedersachsen, weiterhin Sachsen nennen? Und da ist man auf die Idee gekommen, dies als das niedere Sachsen zu benennen. Und so ist Niedersachsen schon seit dem späten Mittelalter ein Sammelbegriff. Immer dann, wenn man in Nordwestdeutschland nicht so genau weiß, wie man die verschiedenen Regionen, Staaten Länder usw. benennen will, dann sagt man Niedersachsen."
Sturmerprobt und erdverwachsen
Prägend war stets die Geschichte der Region, war auch das jeweilige Herrscherhaus – ob es nun Welfen, Oldenburger oder die Schaumburger in Bückeburg sind. Niedersachsen gibt viel auf seine Vielfalt. Was das weite Land zwischen Watt und Harz im Kern ausmacht, ist schwer einzufangen.
Hauptmeyer: "Die Wurzeln sind in ganz verschiedener Form, beispielsweise in Niedersachsen wird Platt gesprochen, wird aber auch in Mecklenburg gesprochen und in Schleswig Holstein. Niedersachsen ist weitgehend lutherisch, hat aber auch katholische Inseln. Niedersachsen hat vier Landschaften, die das Land ganz wesentlich prägen – bis auf die Alpen haben wir alles anzubieten! Niedersachsen ist relativ städtearm - nur im Südosten hat man eine große Städtedichte. So können wir viele, kleinere Argumente sammeln – und stellen dann fest: 'Aha, es gibt Schnittmengen!' Und bei allen regionalen Unterschieden zwischen Braunlage und Baltrum, kann man dann doch sagen: 'Ja, gewisse Gemeinsamkeiten sind da.'"
Sturmerprobt und erdverwachsen: Die Niedersachsen mögen sich selbst genügen, aber das macht sie auch sympathisch. Um ihr Profil sind sie wenig besorgt. Sie lassen lieber Taten sprechen.
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