Helmut Dietl: "A Bissel was geht immer"

Jenseits der Selbststilisierung

Der Regisseur und Autor Helmut Dietl
Der Regisseur und Autor Helmut Dietl © picture alliance / dpa / Soeren Stache
Von Susanne Burg · 22.09.2016
Der Regisseur Helmut Dietl, der 2015 starb, war eine schillernde Gestalt der Münchener Gesellschaft. In seinen posthum erscheinenden Erinnerungen "A Bissel was geht immer" ist von Selbstinszenierung aber nichts zu spüren.
Helmut Dietl, der Regisseur von "Kir Royal", "Schtonk" und "Rossini", war eine schillernde Gestalt der Münchener Gesellschaft. Er hat sich selbst inszeniert und stilisiert, mit seinem Vollbart und den schwarzen und weißen Anzügen. So öffentlich diese Person auch war, so unnahbar war sie auch.
Umso spannender sind die Memoiren, denn von Selbstinszenierung ist im Buch nichts zu spüren. Helmut Dietl gibt einen Einblick in seine Herkunft, was ihn bewegte und antrieb. Er erzählt von seinem Vater, zu dem er ein gespaltenes Verhältnis hatte. Von seiner Mutter und seinen beiden Großmüttern, mit denen er aufwuchs.
Und all die Personen aus seinem realen Leben kommen einem bekannt vor: Plötzlich sieht man die geerdete Anna Häusler oder den Lebenskünstler Tscharlie vor sich – aus den "Münchner Geschichten". Man erkennt, wie die eigene Biografie ihm Stoff geliefert hat für seine Filme und was für ein guter Beobachter er war. Die Erinnerungen enden 1967, mit einem kurzen Ausblick auf die 1980er-Jahre. Das ist der Krankheit geschuldet, denn Helmut Dietl hat angefangen, seine Memoiren zu schreiben, als er schon deutlich gezeichnet war vom Krebs.
Unvollendet wirken die Erinnerungen jedoch nicht, dafür sorgen die einleitenden Worte der Witwe Tamara Dietl und die posthume Würdigung von durch Dietls alten Freund und Wegbegleiter Patrick Süßkind.

Helmut Dietl: "A Bissel was geht immer. Unvollendete Erinnerungen"
Kiepenheuer & Witsch, Köln 2016
348 Seiten, 22,99 Euro.

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