Heinz Holliger als Dirigent

Rheinische Meister

CD-Cover: Claude Debussy Orchestral Works - Radiosinfonieorchester Stuttgart des SWR - Heinz Holliger
Der Komponist, Dirigent und Oboist Heinz Holliger © Hänssler Classic SCM
01.05.2015
In Köln sind es von der Philharmonie zum Dom nur wenige Schritte, und wenn in der Philharmonie die Final-Fanfare aus Robert Schumanns „Rheinischer Sinfonie" als Pausenzeichen erklingt, ist das nur konsequent: Die Faszination für die damals nach mehr als 600 Jahren allmählich fertiggestellte Kathedrale ging unmittelbar in Schumanns Es-Dur-Sinfonie ein.
In den vergangenen Jahren haben sich Heinz Holliger und das WDR Sinfonieorchester Köln intensiv mit Schumann beschäftigt; drei hochgelobte CDs einer Einspielung aller Schumannschen Orchesterwerke sind bislang daraus hervorgegangen. Im Umfeld dieses Konzerts wurde die Produktion abgeschlossen, doch auf dem Programm stand eine andere Sinfonie mit Lokalkolorit: Es ist die frühe g-Moll-Sinfonie, die „Zwickauer", von der Schumann allerdings nur zwei Sätze schrieb. Ergänzt wird sie in diesem Programm von dem geradezu experimentellem Konzertstück für vier Hörner sowie von der reifen „Manfred"-Ouvertüre.
Ein gutes Jahrhundert später komponierte der Kölner Bernd Alois Zimmermann sein Trompetenkonzert. Mit Schumann wegen seiner hochsensiblen, dabei durchaus depressiven Weltsicht oft verglichen, schrieb Zimmermann dem Werk einen Aufschrei gegen die Rassentrennung in den USA ein. Bewusst setzte er das bereits im Untertitel zitierte Negro Spiritual „Nobody knows de trouble I see" ins Präsens. Und auch die Trennung musikalischer Sphären wollte er in diesem Werk mit seinen starken Jazz-Anteilen überwinden. Der Meistertrompeter Håkan Hardenberger spielt es ebenso wie das „Fanal" des Zimmermann-Schülers York Höller (Jahrgang 1944). 1989 wurde es zum Jubiläum der französischen Revolution geschrieben, und aus Frankreich erhielt der Komponist daraufhin den ultimativen Ritterschlag: Höller sei „einer der wenigen Komponisten, die meine höchste Wertschätzung haben". Das schrieb niemand anderes als Pierre Boulez.
Kölner Philharmonie
Aufzeichnung vom 17. April 2015
Robert Schumann
Sinfonie g-Moll „Zwickauer Sinfonie"
Bernd Alois Zimmermann
Konzert für Trompete und Orchester „Nobody knows de trouble I see"
Robert Schumann
Ouvertüre aus der Musik zu Lord Byrons dramatischem Gedicht „Manfred" op. 115
York Höller
„Fanal" für Trompete und kleines Orchester
Robert Schumann
Konzertstück für vier Hörner und großes Orchester F-Dur op. 86
Håkan Hardenberger, Trompete
Paul von Zelm / Ludwig Rast / Rainer Jurkiewicz / Joachim Pohl, Horn
WDR Sinfonieorchester Köln
Leitung: Heinz Holliger