Heinrich August Winkler

"Am Beginn war eine Illusion"

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Der Historiker Heinrich August Winkler © picture alliance / ZB / Karlheinz Schindler
Moderation: Jörg Magenau · 17.09.2014
Der dritte Band der "Geschichte des Westens" ist fertig. Der Historiker Heinrich August Winkler hat sein Großprojekt fortgesetzt - eine spannende Analyse des Kalten Krieges bis zum turbulenten Ende der Deutschen Teilung.
Denn was ist dieser "Westen"? Ist er eine Staatengemeinschaft - oder mehr als das, eine Wertegemeinschaft? Zuerst taucht die Bezeichnung im 18. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Amerikanischen und Französischen Revolution auf. Wer gehört dazu, wo verlaufen seine Grenzen? So einfach wie in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, als "der Westen" schlicht den Gegenentwurf zum kommunistischen "Osten" bezeichnete, ist die Definition längst nicht mehr.
"Die normative Einheit des Westens, die wird im strikten Sinne im späten 18. Jahrhundert gestiftet durch die frühen Menschenrechtserklärungen, beginnend mit der Virginia-Declaration of rights vom Juni 1776, ganz kurz vor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung verabschiedet", sagt Winkler.
Ein großes Publikum
Heinrich August Winkler ist einer der profiliertesten und bekanntesten Historiker Deutschlands. Er wurde 1938 in Königsberg geboren und war bis zu seiner Emeritierung Professor an der Berlin Humboldt-Universität. Er hat sich immer auch in öffentliche Debatten eingemischt und mit seinen Buch-Veröffentlichungen ein großes Publikum erreicht.
Der Historiker Heinrich August Winkler zu Gast im Studio von Deutschlandradio Kultur.
Der Historiker Heinrich August Winkler zu Gast im Studio von Deutschlandradio Kultur.© Deutschlandradio - Andreas Buron
In "Der lange Weg nach Westen" (2000) ging es um die Entwicklung Deutschlands hin zu einer westlichen Demokratie in der Europäischen Union. Winklers Hauptwerk ist die "Geschichte des Westens", deren erste beiden Bände 2009 und 2011 erschienen sind. Jetzt liegt der dritte Teil vor: "Vom Kalten Krieg zum Mauerfall".
Der Anlass war 9/11
"Anfangs erschien das Thema recht überschaubar", erinnert sich Winkler. Dass es zwölf Jahre harte Arbeit werden würden, hat Ernst August Winkler nicht im Traum gedacht. Der Anlass für das Projekt seien die Anschläge vom 11. September:

"Am Beginn war eine Illusion, die Illusion, das würde vielleicht in einem mehr oder minder schmalen Band abzuhandeln sein. Und solche Illusionen sind ja ganz produktiv. Denn wenn ich mir klar gemacht hätte, es werden am Ende vier Bände, und ich werde da zwölf Jahre daran arbeiten, dann hätte ich das wahrscheinlich gar nicht angefangen."
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