Heiner Goebbels in Russland

Experimentelles Theater kommt in Moskau gut an

Moderatorin Susanne Burkhardt im Gespräch mit dem Regisseur Heiner Goebbels (von links).
Moderatorin Susanne Burkhardt im Gespräch mit dem Regisseur Heiner Goebbels © Deutschlandradio / Philipp Eins
Moderation: Susanne Burkhardt · 17.10.2015
Der Regisseur Heiner Goebbels hat gerade in Moskau sein experimentelles Theaterstück "Max Black" Moskau aufgeführt. Das Interesse beim Publikum sei groß, sagte er. "Die Theaterszene ist äußerst selbstbewusst, auch gegenüber der Politik."
Der Komponist, Musiker und Theaterregisseur Heiner Goebbels war in den vergangenen Wochen in Moskau, um dort sein Ein-Mann-Stück "Max Black" zu inszenieren. Es handelt von dem gleichnamigen, 1988 verstorbenen US-amerikanischen Philosophen, der als wichtiger Vertreter der analytischen Philosophie gilt.
"Max Black" sei ein Werk, das "man eben nicht nur als ein Theaterstück ansehen könnte", so Goebbels. "Es ist eine Partitur, eine Komposition aus Bewegungen, aus Worten, aus Geräuschen, die der Schauspieler selbst verursacht, wie in einem Laboratorium."
150 Aufführungen habe es in den vergangenen 15 Jahren gegeben. Nun arbeitete Goebbels erstmals mit russischen Künstlern und Toningenieuren zusammen. Das Team "war nach wenigen Tagen hoch motiviert", so Goebbels.
450 Theater allein in Moskau
Das Publikum zeige ein großes Interesse an experimentellem Theater. "Die Theaterszene ist, wie ich empfinde, äußerst selbstbewusst, auch gegenüber der Politik", sagte Goebbels. "Es gibt gerade im Theaterbereich eine große Tendenz gegen diesen Patriotismus, der von oben verordnet wird."
Insgesamt gebe es 450 Theater in Moskau, darunter auch mehrere Theaterlaboratorien. Darin zeige sich "ein großes Interesse und auch eine große Förderung von experimentellen Versuchen, diese Kunstform weiterzuentwickeln. Aber zurzeit ist das nur noch mit privaten Geldern möglich, nicht mit öffentlichen Geldern."
Eine vielfältige Kunstszene
Vor dem Hintergrund aktueller politischer Spannungen zeige sich die Moskauer Kunstszene sehr vielfältig. "Ich glaube, man muss zwischen dieser Stadt und dem restlichen Russland unterscheiden", so Goebbels. "Die Provinz ist sehr von dem politischen Kurs gezeichnet, der derzeit gefahren wird. Und der wird dort auch relativ widerspruchslos umgesetzt." In der Moskauer Kunstszene gebe es aber "sehr aktive Kräfte". Die russische Politik versuche jedoch, "über das Mittel des Geldentzugs" Einfluss zu nehmen.
Er habe jedoch nie daran gedacht, die Einladung nach Russland wegen der politischen Spannungen abzulehnen. "Im Gegenteil", sagte Goebbels. "In solchen Situationen muss man die demokratischen Kräfte, die freien Kräfte, die kreativen Kräfte stützen."
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