Hauptstadt der 3D-Bastler

Von Anja Krieger · 31.01.2013
Wer schon immer mal seine eigene Vase basteln wollte, ohne einen Töpferkurs besuchen zu müssen, ist in Berlin genau richtig: Unzählige Initiativen bieten Kurse rund ums 3D-Drucken an, so dass man bei einem Workshop leicht sein eigener Produktdesigner wird.
Elizabeta: "I would say that Berlin is quite special. Because in Berlin, sort of everyone is a maker."

Dass Berlin eine kreative Stadt ist, hat international die Runde gemacht. Neben Künstlern, Designern und Start-Ups fasst auch die Maker-Szene mehr und mehr Fuß in der Stadt – von der C-Base über die Raumfahrtagentur bis zum Betahaus in Kreuzberg. Bastelfreunde können sich in der offenen Werkstatt "Open Design City” austoben. Es gibt Werkzeuge, Maschinen und Workshops.

Bram de Vries: "3D-Drucken ist an sich gar nichts Neues, das gibt es schon 30 Jahre. Was es ist, ist eigentlich nichts anderes als Schicht für Schicht eine Form aufbauen. Das kennen wir auch alle von Lasagne zum Beispiel, also das ist es! Also wie ist man dann so aufgeregt drüber?"

Gerade weist Bram de Vries vier Neulinge in die Geheimnisse des 3D-Drucks ein: Ein Astrophysiker, eine Biologin und ein Programmierer begutachten das Sammelsurium aus bunten Dingen auf dem Tisch: Raffiniert geformte Vasen, eine blaue Kette aus separaten Gliedern und kleine Modell-Häuschen.

Bram de Vries: "Noch mal eben kurz gesagt: Also hier ist die Düse, da gibt’s ein kleines Loch und wird heiß, die wird da geschmolzen, und dieser Motor druckt das einfach durch. Und dann haben wir die x- und y-Bewegung. Die x-Bewegung macht der Extruder und das Plattform macht einfach so. Also zusammen können die fast eigentlich alles beschreiben – es dauert noch ein bisschen, bis das Material da ist ... ok ..."

[Druckergeräusch]

Der 3D-Printer ist nicht viel breiter als ein Bürodrucker, ohne Gehäuse. Aus der Patrone kommt Plastik statt Farbe. De Vries lädt das 3D-Design einer kleinen Figur aus dem Internet herunter und schickt sie über den Laptop an den Drucker, der das Plastik auf eine Glasplatte aufträgt.

Teilnehmerin: "Was ich mich vorher gefragt hab, ist, wie das aufgetragen wird (...) die einzelnen Schichten ..."

Bram de Vries: "Da legt man die STE-Datei, 3D-Datei legt man da ein, er rechnet das um, dann sagt man Export als G-Code, das ist Maschinensprache ..."

Auch wie man aus alten Dosen einen Camping-Kocher baut, vegane Kosmetik mischt oder Plastiktüten zu Taschen näht, kann man im Betahaus lernen. Die Programmchefin ist Elizaveta Barsegova. Für die 22-Jährige aus Sankt Petersburg hat Berlin einen ganz besonderen Reiz:

"In Berlin gibt es keine strenge Trennung zwischen der geekigen, kreativen Welt und der von allen anderen. Die Mehrheit der Leute ist offen, etwas auszuprobieren, mit den Händen zu arbeiten, Prototypen zu bauen und in den Open-Source-Prozess einzusteigen. In keiner Stadt gibt es so viele Möglichkeiten, und man kann einfach mitmachen, auch wenn man keine Erfahrung und Wissen mitbringt."

Die haben die Teilnehmer des 3D-Drucker-Workshops jetzt. Beim nächsten Workshop will Bram de Vries mit ihnen eine Stufe weiter gehen und einen ganzen 3D-Drucker selber bauen.


Ein Interview zur Maker-Bewegung mit dem Potsdamer Design-Professor Boris Müller können Sie mindestens bis zum 30.6.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören

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