"Harry Potter" in London auf der Bühne

Fans streiten über Hautfarbe der Hermine

Das Londoner Palace Theatre wirbt für die Aufführung "Harry Potter und das verschwundene Kind", die am 7. Juni 2016 Premiere feiert.
Das Londoner Palace Theatre wirbt für die Aufführung "Harry Potter und das verschwundene Kind", die am 7. Juni 2016 Premiere feiert. © DANIEL LEAL-OLIVAS / AFP
Von Friedbert Meurer, Studio London · 07.06.2016
Die Saga um Harry Potter geht weiter, allerdings nicht als Roman, sondern als Theaterstück. In London feiert heute Abend "Harry Potter und das verwunschene Kind" Vorpremiere. Im Vorfeld gab es Wirbel um die Hautfarbe einer Hauptdarstellerin.
Der kleine Potter steht vor dem Londoner Bahnhof King's Cross. Im Epilog des letzten Films "Harry Potter und die Heiligtümer des Todes" springt die Handlung um 19 Jahre in die Zukunft. Harry Potter ist mit Ginny Weasley verheiratet und bringt jetzt selbst seinen zehnjährigen Sohn zum Bahnhof King's Cross und zum Zug zur Zaubererschule nach Hogwarts. Harry Potter hat einen Sohn – hier knüpft das Theaterstück an.
"Was ist, wenn ich ein Slytherin werde?", fragt der besorgte Sohn den Vater. "Albus Severus Potter, wenn es dir so viel bedeutet, dann kannst du das Haus Gryffindor wählen. Der Sprechende Hut nimmt auf deine Wahl Rücksicht."
Im Prinzip ist diese Szene alles, was über Teil 8 der Harry Potter-Reihe bekannt ist. Alle wurden zum Schweigen verdonnert, auch die immer noch umfangreiche Harry Potter-Fangemeinde soll wenigstens ein paar Wochen lang nicht den Plot vorlaut über Twitter oder andere Kanäle verraten.

Fanshop mit Hogwarts-Sweatshirts in King's Cross

Plattform 9 ¾ gibt es in London wirklich, an King's Cross findet sich eine Stelle, an der ein Gepäckwagen gerade die Ziegelstein-Wand durchbricht. Daneben ein Fan-Shop mit Hogwarts-Sweatshirts für 42 Pfund, einem Dementor aus Gummi für knapp zehn Pfund oder für das jetzt erwachsen gewordene Harry Potter-Publikum ein Pint Bierglas mit Aufdruck für acht Pfund.
"Irgendwie war das damals, als würde jemand sterben", bekannte Potter-Schöpferin JK Rowling noch vor drei Jahren.
"Ich konnte mich lange auf den Moment vorbereiten und habe immer gesagt: Sieben Bücher, das ist es. Trotzdem fühlte ich mich wie von einem Zug überfahren. Ich weinte, aber nach einiger Zeit fühlte ich mich befreit. Das ist einfach vorbei, auch wenn es hart ist. Das will ich nicht verleugnen."
JK Rowling ist nicht nur reich, sondern auch eine anerkannte Schriftstellerin geworden. Warum also setzt sie die Harry Potter-Reihe fort? In ihrem einzigen Interview dazu, das sie jetzt dem Observer gab, berichtet sie, die magische Welt sei immer in ihrem Kopf geblieben.
Einfach jetzt aber einen achten Roman zu schreiben, wäre zu einfach gewesen. Anfragen nach einem Musical habe sie abgelehnt, blieb also das Theater.

Eine schwarze Hermine verstört die Potter-Fans

Neben dem kleinen Albus Severus Potter besucht auch ein kleiner Weasley die Hogwarts-Schule, gemeinsamer Sohn der Potter-Freunde Ron Weasley und Hermine Granger. Die kluge Hermine Granger, die dem Geheimnis des Steins der Weisen in Teil 1 der Potter-Romane auf die Spur kam, wird im Theaterstück von einer schwarzen Schauspielerin gespielt, Noma Dumezweni. In der Potter-Gemeinde hat ein leicht rassistisch wirkender Streit darüber begonnen.
Rowling sagt, sie habe Hermine nie als weiß geschildert – einige Leser verweisen dagegen auf das Cover von Buch 3 mit einer hellhäutigen Hermine.
Als Theaterereignis des Jahres wird "Harry Potter und das verwunschene Kind" künstlerisch etwas voreilig gepriesen. Sie habe von Büchern und Filmen Ahnung, nicht vom Theater, bekennt JK Rowling sogar selbst in dem Zeitungsinterview. Deswegen engagierte sie zwei Mitstreiter, John Tiffany als Direktor und Jack Thorne als Stückeschreiber.
Auf bombastische Spektakel werde verzichtet - anders als in den Filmen. Ob das Stück jetzt wirklich der Schlussakkord der Harry Potter-Saga wird, ist nicht mehr ganz so sicher.
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