Hanns-Josef Ortheil

Die Liebe zum Leben

Der Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil
Der Schriftsteller Hanns-Josef Ortheil © Lotta Ortheil
Hanns-Joseph Ortheil im Gespräch mit Frank Meyer · 15.11.2016
Pläne, Träume, Vorlieben - das alles hat Hanns-Joseph Ortheil aufgeschrieben. Nicht etwa in einem Tagebuch, sondern einem 360-seitigen Buch. Herausgekommen ist ein literarischer Katalog über nichts geringes als die Liebe zum Leben.
"Was ich liebe - und was nicht" ist ein Buch über die Vorlieben des Hanns-Josef Ortheil: beim Wohnen und Reisen, beim Essen und Trinken, beim Hören von Musik und dem Anschauen von Filmen. Und es ist zugleich weit mehr: ein Buch über die Kunst, ein Leben zu führen. In der Lesart haben wir ihn gefragt, wieviel Überwindung es ihn gekostet hat, soviel von sich preis zu geben.
"Ich glaube, das ist jetzt nichts, wo ich über so eine Schamgrenze gesprungen bin", sagt Ortheil im Deutschlandradio Kultur. Vielmehr sei es eine Liste von Eigen- und Besonderheiten, die jeder Mensch in seinem Leben entwickle. "Das könnte eigentlich auch jeder Leser bei sich selbst abrufen, der ja auch Filme gesehen hat, eine Nähe zu Schauspielerinnen entwickelt hat oder bestimmte Vorlieben für Essen, Trinken, Reise oder was weiß ich."

Zwischen Facebook und japanischer Dichtkunst

Die Bekenntnis-Kultur, die sich durch soziale Netzwerke wie Facebook entwickelt habe, finde er interessant, so Ortheil. "Aber das meiste ist natürlich relativ flüchtig. Rasch und schnell wird es serviert und verändert sich auch wieder sehr rasch." Die Literatur dagegen biete die Möglichkeit darzulegen, wie eine Entwicklung zu Stande komme und vor welchem biographischen Hintergrund sie geschehe. "Das sind größere Fragestellungen, die dann zu Figuren- und Personenbilder führen."
Ein Vorbild für ihn persönlich sei das "Kopfkissenbuch" der japanischen Dichterin Sei Shonagon aus dem Jahr 1000 n. Chr. gewesen, sagt der Schriftsteller - "eines der schönsten Bücher, die ich kenne". Sie habe keinen Roman geschrieben, sondern immer nur kleine Beobachtungen gemacht, was ihr gefällt und was nicht. "Fast wie ein Tagebuch, aber auch nicht so lästig wie ein Tagebuch, wo man immer nur seine Sorgen ablädt." Stattdessen finde man darin "schöne, klare, dichte Momente in einer wunderschönen Sprache."
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