Handball-Kultverein SC Magdeburg

Auf Abwegen in die Erfolgsspur zurück

Magdeburgs Yves Grafenhorst (l) überwindet mit diesem Wurf den Göppinger Torhüter Primoz Prost (r).
Der SCM-Spieler Yves Grafenhorst © picture alliance / dpa / Jens Wolf
Von Jörg Taszman · 03.05.2015
Magdeburg ist eine Handballhochburg. Zu DDR Zeiten war der SCM Serienmeister und gewann mehrere internationale Titel. Nach der Wende gab es dann Höhen und zuletzt schwere Tiefen. Nun hat sich der Verein erholt und hofft auf den Pokalsieg. Was aber macht diesen Verein aus, warum ist er bis heute so in der Region verankert?
Vor diesen Fans haben alle Respekt. Traditionell sind die Anhänger des SC Magdeburg ebenso leidenschaftlich wie erfolgsverwöhnt. In diesem Jahr läuft es sportlich unter dem neuen Trainer, dem Isländer Geir Sveinsson. Wie auch Steffen Stiebler, der sportliche Leiter und ehemaligen Abwehrspieler des SC Magdeburg, steht er für einen neuen Pragmatismus.

"Letztendlich konnte man was das Sportliche betrifft nicht damit rechnen, dass wir momentan auf Platz 4 sind und im Pokalfinale. Ich denke mal, dadurch dass wir kaum Verletzungen hatten und die Mannschaft mit einem neuen Trainer schnell zusammen gefunden hat, haben wir das Optimale wirklich herausgeholt dieses Jahr. Und die Saison ist ja nicht zu Ende."

Steffen Stiebler ist nicht der einzige, ehemalige Spieler des Klubs, der heute die sportlichen und geschäftlichen Geschicke leitet. Auch Marketingchef Gunnar Schimrock gehörte einst zu den ganz großen Spielern des Vereins. Mit Wieland Schmidt bildete er zu DDR Zeiten ein schier unschlagbares Torwart Duo. Zu den Höhepunkten seiner Karriere gehörte auch der Gewinn der Vereins Europameisterschaft 1981.
Ein guter Trainer auch ein wenig Bier
"Das Spiel ist aus meine Damen und Herren. Die stärkste Klubmannschaft unseres Kontinents kommt aus der DDR. Es ist der Sportclub Magdeburg."( Originalkommentar von Gerhard Kohse, DDR Fernsehen 1981)
Schimrock, der schon als Torhüter bei aller körperlichen Präsenz und Klasse etwas Gemütliches ausstrahlte, erinnert sich amüsiert an den etwas anderen Ruf, den der SC Magdeburg in der DDR auch inne hatte: "Scherzhafterweise wurden wir immer als Biertrinkertruppe aus der Börde bezeichnet, aber kurioserweise auch immer relativ erfolgreich und wir hatten auch immer jede Menge Nationalspieler. Fakt ist, wir haben vielleicht nicht ganz soviel trainiert und sind nicht ganz so viele Runden gelaufen, wie die Herren von Dynamo Berlin oder dem ASK Vorwärts Frankfurt, aber andere Einheiten genutzt und einen guten Trainer."
Als einziger Spitzenclub der DDR schafften es nur die Magdeburger, sich auch nach der Wiedervereinigung zu behaupten. Das lag vor allem daran, dass viele Spieler blieben und nicht wechselten. Der größte Triumph war dann der Champions-League-Sieg 2002.
Mit Hilfe des Nachwuchses wieder in die Erfolgsspur
Neben den Erfolgen geriet der SC Magdeburg ab 2007 in die Negativschlagzeilen. Der schillernde Manager Bernd Uwe Hildebrandt gab zu, Steuern hinterzogen und das Geld in Spieler investiert zu haben. Wirtschaftlich hatte sich der Klub unter Hildebrandt übernommen und so mussten einige der besten Spieler verkauft werden. Wenn sich der SCM heute wieder gefangen hat, dann liegt es an einer neuen Bescheidenheit und klugem Wirtschaften. Zum Markenzeichen des Vereins gehörte immer die Jugendarbeit.
Bestes Beispiel ist der Linksaußen und ehemalige Nationalspieler Yves Grafenhorst. Seit 2003 spielt er in der ersten Mannschaft. Grafenhorst wuchs in einem Dorf in der Umgebung auf und wurde schon als Jugendlicher entdeckt: "Da hat es ein wenig Überredungskunst bei meinen Eltern bedurft, weil ich ja erst 13 Jahre alt war, meine Mutter wollte mich nicht so recht ziehen lassen. Aber das ging dann recht fix. Seit meinem 13.Lebensjahr gehe ich hier beim SCM meinen Weg durch alle Jugendmannschaften bis hin zur ersten Mannschaft."

An diesem Nachmittag beginnt das Training mit einem entspannten Fußballspiel. Unten auf dem Feld wirken die Spieler wie große Jungs, die viel Spaß haben. Was man als Beobachter sofort spürt, ist das Familiäre in diesem Verein. Steffen Stiebler, der sportliche Leiter hält das für ein großes Plus. Man bietet den Spielern, die neu nach Magdeburg kommen eine Perspektive jenseits des Handballs, hilft auch den Frauen beispielsweise bei der Jobsuche. So versucht man mit dem Umfeld zu punkten und sich langsam auch finanziell weiter zu entwickeln.
Mehr zum Thema