Hamburg

Stadtspaziergang durch die Musikgeschichte

Die Peterstraße in Hamburg soll eine Komponistenmeile werden. Immerhin haben hier Brahms, Mendelssohn-Bartholdy, Telemann, Bach, Mahler und Ligeti gewohnt bzw. gewirkt.
Die Petersstraße in Hamburg wird zur Komponistenmeile © picture alliance / dpa / Ulrich Perrey
Olaf Kirsch im Gespräch mit Mascha Drost  · 18.03.2015
Mit einem Komponisten-Quartier widmet sich Hamburg seiner reichen Musikgeschichte seit dem 18. Jahrhundert. Nun werden die ersten Museen im Quartier an der Peterstraße eröffnet.
Was haben die so unterschiedlichen Komponisten Georg Philipp Telemann, Johann Adolf Hasse, Carl Philipp Emanuel Bach, Felix Mendelssohn-Bartholdy, Johannes Brahms und Gustav Mahler gemeinsam? All diese bedeutenden Musiker haben eine besondere Beziehung zu Hamburg: Sie wurden dort geboren, wie Mendelssohn und Brahms, haben dort gearbeitet wie Telemann oder haben wie Gustav Mahler die dortige Oper gehörig entrümpelt und konsequent in Richtung Moderne geführt.
All diese Musiker haben jetzt ein gemeinsames Hamburger Quartier bezogen: Das Komponistenquartier in der Peterstraße. In der kleinen Gasse fühlt sich der Besucher zwischen den detailgetreu rekonstruierten Kaufmannshäusern aus rotem Backstein in frühere Jahrhunderte zurückversetzt. Sechs Museen sollen es einmal werden.
Moderne Medientechnik sorgt für das Ambiente
"Ein Musikermuseum ist immer in gewisser Weise insofern eine Herausforderung, als die eigentliche Kunst der Musiker, die Musik, dort so nicht darstellbar ist", sagt einer der Initiatoren, Olaf Kirsch, im Deutschlandradio Kultur. Dank moderner Medientechnik sei es möglich, nicht nur Objekte zu zeigen, sondern auch Rauminstallationen zu entwerfen. Auf diese Weise könne der Besucher atmosphärisch in das Ambiente von Kirche und Kirchenmusik versetzt werden. "Dort kann er sich über das kirchenmusikalische Schaffen des Kirchenmusikdirektors Telemann informieren", sagt Kirsch.
Da für Carl Philipp Emanuel Bach die Aufklärungszeit sehr wichtig gewesen sei, habe man einen Teil seiner Wohnung rekonstruiert, damit Besucher in die Atmosphäre der Salons des 18. Jahrhunderts eintauchen könnten. Bei dem Opernkomponisten Hassel habe man eine barocke Opernbühne nachgebaut. Es gebe außerdem kleine, animierte Filme zu sehen, in denen die Biographien der Komponisten erzählt würden. Dank vielfältiger Multimedia-Angebote könne sich der Besucher in das Schaffen der Musiker weiter vertiefen.
Symbole der Musikgeschichte
"Die sieben Musiker-Persönlichkeiten sind nur die Symbole, die das Band durch die Musikgeschichte führen", sagt Kirsch. Es werde zunächst mit der Eröffnung von drei Museen des 18. Jahrhunderts begonnen, Georg Philipp Telemann, sein Patensohn und Amtsnachfolger Carl Philipp Emanuel Bach und der in Bergedorf geborene Opernkomponist Johann Adolf Hasse.
Der Besucher erblicke zunächst eine historische Landkarte, mit der er sich die Stadt an einem Medienterminal erschließen könne und erfahre, wo Musik aufgeführt wurde und wo die Komponisten wohnten. So habe der Garten Telemanns außerhalb des Stadtwalds in der Nähe des Dammtores gelegen. "Schönerweise dort, wo das musikwissenschaftliche Institut beheimatet ist", sagte Kirsch.
Später werde das Konzept für das 19. Jahrhundert mit Museen für die Familie Mendelssohn, für Brahms und Mahler fortgesetzt. "Die Köpfe sind sozusagen unsere Marke", so Kirsch. Es gehe aber um die Kontextualisierung der Musikgeschichte in Hamburg.
Verbindungen zwischen den Komponisten
Die Musiker hätten sich untereinander wahrgenommen: "Und es gibt interessante Bezüge, was wir jetzt auch entdeckt haben, auch zwischen den Epochen." Dank der Mendelssohn-Gesellschaft sei eine spannende Verbindung zwischen Carl Philipp Emanuel Bach und den Geschwistern Mendelssohn über eine Berliner Bankiersfamilie deutlich geworden. Sie hätten bei Bach noch späte Werke in Auftrag geben und später mit Mendelsohns verkehrt.
"Das fand ich ganz überraschend und sehr schön, dass es also auch durch die Geschichte hindurch solche engen Verknüpfungen und Bezüge in der Musiker- und Komponistenszene gab."
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