Haftstrafe für Schettino bestätigt

Nicht einmal Schiffsjunge

Der Kapitän der Costa Concordia, Francesco Schettino, vor Gericht.
Der Kapitän der Costa Concordia, Francesco Schettino, muss für 16 Jahre ins Gefängnis. © imago/Insidefoto
Von Tilmann Kleinjung, ARD Rom · 01.06.2016
Ein Berufungsgericht in Florenz hat die Haftstrafe gegen den Kapitän der havarierten Costa Concorda bestätigt. Francesco Schettino muss demnach für 16 Jahre in Haft und darf für fünf Jahre keinerlei Funktionen an Bord eines Schiffes mehr übernehmen – nicht einmal Schiffsjunge.
Diesmal wählte Francesco Schettino eine andere Strategie. Er hat an keiner einzigen der zehn Verhandlungen vor dem Berufungsgericht teilgenommen. Auch bei der Urteilsverkündung in Florenz blieb der Kapitän zu Hause.
"Er hat auch deutlich weniger Interviews gegeben, hat sich richtiggehend zurückgezogen. Um seriöser zu erscheinen, weniger großmäulig."
- sagt Grazia Longo, die für die Turiner "Stampa" den Prozess in Florenz verfolgt hat. Doch wenn Zurückhaltung die Strategie der Anwälte war, hat sie nicht verfangen. Die Richter bestätigten das Urteil aus erster Instanz: 16 Jahre Haft wegen mehrfacher fahrlässiger Tötung, eines fahrlässigen Unfalls und der Tatsache, dass der Kapitän Schutzbefohlene an Bord der "Costa Concordia" zurück gelassen hat. Die Verteidiger Schettinos hatten einen Freispruch gefordert.
Grazia Longo: "In diesem Prozess und auch in der Replik der Anwälte wurde die Verantwortung der anderen Besatzungsmitglieder betont, die sich ja vor Prozessbeginn auf ein relativ mildes Strafmaß geeinigt hatten, von einem Jahr und drei Monaten bis zu drei Jahren."
Auch die Staatsanwaltschaft sah eine Mitschuld bei den anderen Angeklagten. Das ändere aber nichts an der Schuld Schettinos. Der sei der Hauptverantwortliche für die Havarie der Costa Concordia und deren Folgen.

Notfallplan zu spät eingeleitet

32 Menschen starben, vor allem weil der Kapitän nach dem Aufprall des Schiffes auf einen Felsen vor der Insel Giglio falsch reagierte, sagt Seerechtsexperte Umberto La Torre: Der Notfallplan wurde zu spät eingeleitet, Schettino ging von Bord, noch bevor die letzten Passagiere evakuiert waren.
La Torre: "Wenn man sich das Urteil aus erster Instanz ansieht, dann ist der für den Richter entscheidende Punkt das Notfallmanagement. Und das ist schlecht gelaufen."
Die Staatsanwaltschaft hatte sogar 27 Jahre Haft gefordert. Dem wollte das Gericht in Florenz nicht folgen. Ein anderer Antrag der Anklage wurde dagegen angenommen: Für fünf Jahre darf Schettino keinerlei Funktionen an Bord eines Schiffes mehr übernehmen. Michelina Suriano, Anwältin von Passagieren der Costa Concordia, die als Nebenkläger an dem Prozess teilnahmen:
"Das schätze ich besonders an diesem Urteil: Schettino darf nicht einmal mehr als Schiffsjunge arbeiten."
Es gilt als sicher, dass Francesco Schettino auch gegen dieses Urteil vor dem obersten Gerichtshof in Rom in Berufung gehen wird. Solange bleibt er auf freiem Fuß.
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