"Hängebrücken über einem Abgrund namens Wirklichkeit"

23.09.2012
Glauben, Lieben und verfehlte Nähe. Der Roman "Das dreizehnte Kapitel" von Martin Walser erzählt von einer Leidenschaft zwischen einem Schriftsteller und einer Theologin. Eine zufällige Begegnung in Berlin wird zu einer großen Leidenschaft in Briefen.
Der Schriftsteller Basil sieht in der attraktiven Theologin Maja eine Seelenverwandte, seiner vorsichtigen Annäherung "Sehr verehrte Frau" folgt ein vertrautes "Du" und ein leidenschaftliches "Liebste", das sie in "Lieber Liebster" steigert.

Zwischen Übermut und gelebtem Alltag mit den angetrauten Ehepartnern wachsen Misstrauen und Zerwürfnis. Als Maja mit ihrem schwer erkrankten Ehemann nach Kanada aufbricht, entwickeln sich mit steigender Entfernung neue Nähe und Vertrautheit.

Martin Walser, im März 85 Jahre alt geworden, zeigt sich in überbordender Schreiblust, seinem Opus Magnum "Muttersohn" folgte die Selbstvergewisserung "Über Rechtfertigung". Nunmehr tritt er erneut als Erzähler hervor. Sein Briefroman ist auch ein Buch über das Schreiben: "Der Roman, ein Sachbuch der Seele" heißt es da und "Unsere Buchstabenketten sind Hängebrücken über einem Abgrund namens Wirklichkeit".


Links bei dradio.de:

Eine Katharsis Martin Walser: "Leben und Schreiben. Tagebücher 1974 - 1978", Rowohlt Verlag, Reinbek, 590 Seiten

Goethe im dritten Frühling Martin Walser: "Ein liebender Mann". Rowohlt Verlag, Reinbek 2008, 288 Seiten

Ein Gestrüpp bizarrer Einfälle Buch der Woche: Martin Walser: "Muttersohn", Rowohlt Verlag, Reinbek 2011
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