Grundeinkommen in Namibia erprobt

Von Thomas Otto · 04.03.2013
Die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens für alle wird in vielen Industrienationen immer wieder kontrovers diskutiert. In Namibia findet die Idee dagegen bereits ihre Umsetzung.
Otjivero und Omitara, so heißen die beiden, rund 100 Kilometer östlich der namibischen Hauptstadt Windhoek gelegenen Siedlungen, in denen das Grundeinkommensexperiment stattfand. Armut, Kriminalität, schlechte Gesundheitsversorgung – stellvertretend für das ganze Land wurde Otjivero-Omitara ausgewählt.

Hier wurde getestet, wie sich ein bedingungsloses Grundeinkommen auf die Gesellschaft auswirkt. Schließlich hatte die staatliche Steuer-Kommission Namibias im Jahr 2002 solch ein Grundeinkommen empfohlen, um damit die Armut zu bekämpfen.

Von 2008 bis 2009 bekam hier jeder Einwohner bis zum Rentenalter ein Grundeinkommen. Die 100 Namibia-Dollar – rund neun Euro im Monat– reichten allein nicht zum Überleben. Aber sie gaben den etwa 1000 Bewohnern mehr finanziellen Spielraum und die Chance, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen. Während des gesamten Experiments erhoben Wissenschaftler Daten und führten Interviews mit den Bewohnern.

Finanziert wurde das Experiment nicht etwa vom Staat, sondern von NGOs, Gewerkschaften, Kirchen und privaten Spendern. Sie hatten sich zur so genannten BIG-Koalition (Basic Income Grant - Grundeinkommenszuschuss) zusammengeschlossen. Auch aus Deutschland floss Geld in das Pilotprojekt, so von den evangelischen Kirchen des Rheinlands und von Westfalen und von der Friedrich-Ebert-Stiftung.

Nach dem Ende des eigentlichen Projektes wurde den Einwohnern von Otjivero–Omitara weiter ein Grundeinkommen ausgezahlt – nun aber nur noch 80 Namibiadollar – also ca. sieben Euro - pro Monat.

Da die Zahlung des Grundeinkommens von Spendengeldern abhängt, erhalten die Bewohner von Otjivero-Omitara inzwischen nur noch sehr unregelmäßig Geld.

Das Gespräch zum Thema:

Radiofeuilleton, Deutschlandradio Kultur (MP3-Audio) Herbert Jauch, Aktivist und Mitbegründer des Projekts BIG-Koalition, verteidigt das Projekt im Deutschlandradio Kultur. Für ihn ist eines der wichtigsten Argumente für einen solchen Mindestlohn für alle die in Namibia beobachtete Reduzierung lebensbedrohlicher Armut nach Einführung eines solchen Mindestlohns, etwa durch Unterernährung. "Vor allem unter den unterernährten Kindern konnten wir feststellen, dass statt 42 Prozent der Kinder im Dorf nur noch weniger als zehn Prozent unterernährt waren", sagte Jauch.

Das Gespräch mit dem Arbeitsforscher Herbert Jauch über das Projekt können Sie mindestens bis zum 03.09.2013 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot nachhören.
Mehr zum Thema