Grundausbildung bei der Bundeswehr

Kameradschaft und ein wenig Schweiß

Hauptfeldwebel vom Fernmeldebataillon demonstrieren in Gerolstein die Funktionsweise des neuen Satellitenkommunikationssystems der Bundeswehr.
In Gerolstein werden Soldaten ausgebildet, die später im wichtigen Bereich der Kommunikation tätig sein sollen. © picture-alliance / dpa / DB
Von Rolf Clement · 28.04.2015
Drei Monate dauert die allgemeine Grundausbildung bei der Bundeswehr. Ein Abschnitt, in dem die Freiwilligen stark gefordert werden. Auch in der Eifelkaserne im rheinland-pfälzischen Gerolstein, wo unter anderem IT-Soldaten stationiert sind.
Eine Patrouille streift durch ein Wäldchen in der Nähe der Eifelstadt Gerolstein. Plötzlich wird sie beschossen. Es wird ein wenig hektisch.
Die Patrouille zieht sich zurück, die eigenen Kameraden durch Feuerschutz sichernd. Das ist die allgemeine Grundausbildung, jetzt, da es keinen Grundwehrdienst mehr gibt. Drei Monate dauert dieser Abschnitt, und die jungen Frauen und Männer werden stark gefordert. Die jungen Soldaten, die im Januar ihren Dienst begonnen haben, mussten wenige Tage nach Dienstantritt in ein Biwak, ein Zeltlager bei Minusgraden. Kevin Raidel und Justin Scheer erinnern sich noch gut:
"Ja, das war eine große Umstellung. Und man musste sich auch erst daran gewöhnen, bei minus sieben Grad draußen zu zelten. Aber wenn man die erste Nacht dann rumhatte, hat sich der Körper schon darauf eingestellt."
"Ja, hier auch bei Gerolstein, ziemlich kalt. Auch noch mal Gewöhnungssache, aber nach ner gewissen Zeit ist das auch kein Problem mehr."
Was diese Grundausbildung von früheren unterscheidet, ist das Klima. Da sind keine Soldaten mehr dabei, die ein wenig maulen, weil sie nur da sind, weil es eben eine Wehrpflicht gibt. Die meisten haben schon länger geplant, zur Bundeswehr zu gehen. Kevin Raidel und Justin Scheer:
"Also ich wollte schon von Kind auf zur Bundeswehr gehen, und jetzt in den letzten Monaten und Jahren, wenn man das immer mehr verfolgt in den Nachrichten, will man dann auch schon bereit sein, sein Land zu verteidigen."
"Zum einen durch die Familie, die haben den Kontakt schon gemacht. Man hört auch viel Positives, Kameradschaft, bisschen Spannung, Abwechslung. Ich find schon, das ist was, was man mal gemacht haben sollte – auf jeden Fall ein Erlebnis wert.
Und das Soldatenleben scheint einen hohen Erlebniswert zu haben:
"Bisher Kameradschaft, Anstrengung, natürlich auch ein wenig Schweiß. Das gehört dazu, aber auch auf jeden Fall viel Spaß."
Ausbildung ist ruhiger geworden
Man hat mehr Zeit, drei Monate, und ein etwas entschlackter Ausbildungsplan. Hauptfeldwebel Michael Wohlleben:
"Die Ausbildung ist etwas ruhiger geworden, etwas strukturierter. Was heißt besser strukturierter? Es geht nicht mehr so abends in die Länge. Man bemüht sich mehr, die Soldaten auszubilden. Dazu wurde auch die Ausbildung deutlich entzerrt von den Inhalten. Die Dienstzeitbelastung ist deutlich nach unten gegangen. Der Stress auch für die Ausbilder und auch für die Rekruten ist deutlich nach unten gegangen. Wir haben ausgelagert zum Beispiel die MG-Ausbildung, das MG ist ja schon eine schwere Waffe, oder die Panzerfaustausbildung, die viel Zeit gekostet hat. Und die hat man heut nach hinten verlegt."
Das wird jetzt in der Einsatzausbildung gemacht, bevor es also konkret in Missionen geht. In Gerolstein sind Fernmelder stationiert. Dort sollen Soldaten ausgebildet werden, die später im wichtigen Bereich der Kommunikation tätig sein sollen, ein Mangelberuf in der Bundeswehr wie auch in der zivilen Welt. Noch, so Kompaniechef Alexander Görlach, seien die Rekruten nicht so sehr für diese Aufgaben motiviert, aber vor einigen Tagen habe es einen Informationsabend gegeben. Das muss gewirkt haben. Denn heute sind die Soldaten für diese Aufgabe motiviert. Nochmal Raidel und Scheer
"Also ich bin im Moment eingeplant in Satellitenkommunikation Einkanal. Und da möchte ich halt gucken, dass ich da reinkomme und meine Fähigkeiten weiter ausbaue."
"Ich gehe in den Teilbereich IT-Soldat, also alles, was Funk und Co. betrifft."
Beispiele aus diesem Tätigkeitsfeld können die Feldwebeldienstgrade geben. Hauptfeldwebel Donovan Jung war gerade aus Afghanistan zurückgekehrt.
"Richtfunk nutzen wir beispielsweise in Afghanistan, um zwei Camps wie z.B. Kabul, und da hatten wir noch das Camp Warehouse, und die waren einige Kilometer auseinander, und die haben wir dann verbunden – und darüber lief dann Telefonie."
Sein Kamerad Björn Laubach wurde bei der Bundeswehr vom reitenden Boten zum IT-Soldaten umtrainiert.
"Ich hatte vorher eine Ausbildung Pferdewirt, Schwerpunkt Reiten."
"Hat die Bundeswehr keine Pferde mehr, fehlen die Ihnen?"
"Ja. Nein. Aber es gibt schon seit einigen Jahren keine Kavallerie mehr bei der Bundeswehr."
Ohne Navigationssystem zurechtfinden lernen
Aber auch die Kommunikationssoldaten stehen plötzlich an Holztischen mit Karte und Kompass. Hauptmann Alexander Görlach weist sie ein:
"Wenn wir in diese Richtung gucken, sehen wir die Kaserne. Wenn wir auf die Karte schauen, sehen wir die Kaserne auch, die ist nämlich eingezeichnet. Und zwar hier. Mal jeder rankommen, damit er etwas sieht. Hier ist die Kaserne. Das heißt: Wenn ich die Kaserne sehe, und sie auch hier auf der Karte sehe, muss ich mich notgedrungen irgendwo hier befinden. Richtig?"
"Jawohl"
So muss sich der Soldat auch ohne Navigationssystem zurechtfinden lernen. Für die Freizeitgestaltung bietet Gerolstein ein überschaubares Angebot. Da machen die Soldaten einen Themenabend:
"Heute Abend gucken wir New Kids Turbo, New Kids Nitro, und dann tun wir natürlich genau das kochen, was die im Film auch essen und machen das so ein bisschen nach."
"Was essen die denn in dem Film?"
"Pommes und Frikadellen"
Und was in einer Fernmelde-Kaserne besonders pikant ist, ist der Hauptwunsch der Soldaten zur Verbesserung ihrer Freizeitlage:
"Ein Punkt wäre natürlich eine bessere Internetverbindung hier am Standort. Die ist noch nicht so ausgereift."
Das aber, so Kompaniechef Alexander Görlach, soll mittlerweile geregelt sein.
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