"Grosser hat sich mit der Thematik nicht näher auseinandergesetzt"

09.11.2010
Der ehemalige Direktor des Fritz-Bauer-Instituts, Micha Brumlik, hat nach der Rede des Publizisten Alfred Grosser bei der Gedenkveranstaltung anlässlich der Pogromnacht vom 9. November 1938 politische Konsequenzen gefordert.
Brumlik bezeichnete es als falsch, dass Grosser als Hauptredner der Veranstaltung in der Paulskircheeingeladen wurde. Verantwortlich dafür sei das Büro der Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth. Sie habe jetzt auch die Folgen zu tragen. Es müsse "kommunalpolitisch offen diskutiert werden, wie das passieren konnte".

Brumlik kritisierte, der deutsch-französische Publizist habe mit seiner Rede das Thema verfehlt. Statt über den 9. November 1938, die brennenden Synagogen und nationalsozialistischen Verbrechen zu sprechen, habe er sich "zielsicher" der Kritik an der israelischen Politik gegenüber den Palästinensern zugewandt. Mit scharfen Worten reagierte Brumlik auf das Luther-Zitat 'Hier stehe ich und kann nicht anders' am Schluss von Grossers Rede: "Am 9. November hätte man schon daran erinnern können, dass Martin Luther - mit dem Grosser sich da gleichgesetzt hat - auch der Meinung war, dass Synagogen verbrannt werden sollen." Dass Grosser ohne Weiteres Luther zitiere, zeige, "dass er gedankenlos ist und sich mit der ganzen Thematik wirklich nicht näher auseinandergesetzt hat".


Sie können das vollständige Gespräch mindestens bis zum 9.4.2011 als MP3-Audio in unserem Audio-on-Demand-Player nachhören.