Großer Bahnhof für die Ewigkeit

14.07.2011
"Der Bahnhof Rolandseck wird das Theater sein, in dem sich alle Künste vereinen, um das Wunderbare zu schaffen." Das formulierte der visionäre Bonner Galerist Johannes Wasmuth Mitte der 60er Jahre. Und er behielt recht, gelang es ihm doch, aus einem vergessenen Bahnhof südlich von Bonn, der schon in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein beliebter Treffpunkt war, einen Ort der Künste zu machen.
Inzwischen hat das neue Arp-Museum das klassizistische Bahnhofsgebäude "unterhöhlt und überwölbt" und bildet mit ihm einen besonderen Dreiklang aus Literatur, Bildender Kunst und Musik. Deutschlandradio Kultur überträgt regelmäßig von dort besondere Konzerte, zuletzt im Oktober 2010 ein Geburtstagskonzert für Frédéric Chopin mit Konrad Jarnot, Reinild Mees und dem Apollon Musagète Quartett.

Für Musik und Musiker bot der Bahnhof Rolandseck schon seit Anbeginn der kulturellen Bürgerinitiative des Johannes Wasmuth besondere Bedingungen: Hier lebte die junge Martha Argerich und hier begannen frühzeitig intensive Kontakte vor allem zu israelischen Musikern um den damaligen Konzertmeister der Israelischen Philharmoniker, Chaim Taub, als ansonsten noch schuldbeladene Sprachlosigkeit auf westdeutscher Seite gegenüber dem jüdischen Staat herrschte. Aus diesen Kontakten hat sich das Rolandseck-Festival entwickelt, das nun zum sechsten Mal stattfindet und unter der künstlerischen Leitung von Guy Braunstein steht, dem Konzertmeister der Berliner Philharmoniker und Schüler Chaim Taubs.

Bei diesem Festival sind die Begegnungen zwischen Musikern und Publikum immer besonders eng, nicht nur weil die Räumlichkeiten dazu angetan sind, sondern auch weil die Organisatoren um den Rolandseck-Musikchef Torsten Schreiber darauf wert legen, Künstler und Zuhörer zusammenzubringen - zum Beispiel durch eine gemeinsame musikalische Bootsfahrt auf dem Rhein.

Das vierte Konzert des diesjährigen Festivals steht unter dem Motto "Ewigkeit". Es bietet Musikstücke, die durch ihre Qualität ewig gültige Präsenz in den Herzen der Musiker und des Publikums erlangt haben - Bach mit seiner Triosonate und Mozart mit seinem Klarinettenquintett sowieso. Aber auch das Horntrio von György Ligeti, das bereits einen unverrückbaren Status im Repertoire besitzt, nicht nur weil Ligeti dieses Stück in der Auseinandersetzung mit Johannes Brahms geschrieben hat. Und der Schluss des Kammerkonzerts, Jean Françaix' Schäferstündchen ("L'heure du Berger"), birgt dann den ironischen Hinweis darauf in sich, dass alle Ewigkeit mit der ganz einfachen menschlichen Liebe beginnt.


Rolandseck-Festival
Live aus dem Arp Museum Bahnhof Rolandseck


Johann Sebastian Bach
Triosonate G-Dur BWV 1038

Wolfgang Amadeus Mozart
Klarinettenquintett A-Dur KV 581

ca. 20:45 Uhr Konzertpause mit Nachrichten
- Was macht man mit Arnold Schönberg in Siebenbürgen? -
Das Konzertprojekt "Pontus Musicae" in Rumänien
Von Jörg Siepermann
- Live-Gespräche mit Guy Braunstein und Torsten Schreiber
über das Musikfestival im Bahnhof Rolandseck

György Ligeti
Trio für Violine, Horn und Klavier

Jean Françaix
Sextett für Bläser und Klavier "L'heure du Berger"


Gili Schwarzman - Flöte
Kalev Kuljus - Oboe
Chen Halevi - Klarinette
Gilbert Audin - Fagott
Chezy Nir - Horn
Guy Braunstein, Susanna Yoko Henkel, Christine Maria Miesen - Violine
Amihai Grosz - Viola
Olaf Maninger, Zvi Plesser - Violoncello
Ohad Ben Ari, Yuja Wang - Klavier