Grimms Märchen

Wer steckt hinter der Geschichte von Aschenputtel?

Buchtitel "Grimms Märchen"
Eine alte Dame soll den Grimms von "Aschenputtel" erzählt haben. © picture alliance / dpa / David Ebener
Holger Ehrhardt im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 01.07.2016
Die Grimm-Brüder haben sich Märchen wie "Aschenputtel" nicht selbst ausgedacht, sondern erzählen lassen. Der Grimm-Forscher Holger Ehrhardt hat sich auf die Suche nach ihren Quellen gemacht - und ist auf eine Dame in Marburg gestoßen. Doch längst nicht alle "Urheber" seien bislang entschlüsselt.
"Blut ist im Schuh...!" – Ganz schön brutal ging es in vielen Märchen der Gebrüder Grimm zu. "Aschenputtel" ist noch eine der harmloseren Geschichten. Wer ist die Quelle der ebenso märchenhaften wie blutrünstigen Stories? Die Gebrüder Grimm waren es nicht - sie haben sich die Märchen sozusagen in den Block diktieren lassen. Im Fall von "Aschenputtel" und "Der goldene Vogel" hat der Grimm-Forscher Holger Ehrhardt herausgefunden: Eine alte Dame hat Jakob und Wilhelm die Geschichten erzählt, Elisabeth Schellenberg, wohnhaft in Marburg.

Verschleierung der Identitäten

Ehrhardt, Professor an der Universität Kassel, hat ein Buch über seine Suche geschrieben: "Die Marburger Märchenfrau oder Aufhellungen eines nicht einmal Vermutungen erlaubenden Dunkels". Wie er sie fand, berichtet er im Deutschlandradio Kultur. Soviel stehe fest: Grimms Märchen würden offenbar keine historischen Begebenheiten zugrunde liegen, sagt Ehrhardt.
Der Dichter Clemens Brentano habe Jakob und Wilhelm Grimm seinerzeit auf Elisabeth Schellenberg aufmerksam gemacht, sagt der Forscher. Diese – ledig und kinderlos – habe ihre letzten Tage in einem sogenannten Siechenhaus für Alte und Kranke zubringen müssen. Anders als die Grimms konnte die alte Dame ihre Geschichten nicht versilbern.
"Zunächst haben die Brüder Grimm die Identitäten ihrer Beiträger verschleiert. Sie haben nur die Gegenden angegeben, aus denen die Märchen kamen", erläutert Ehrhardt. In diesem Fall: aus Hessen. Ende des 19. Jahrhunderts habe dann der Sohn eines der Brüder die Namen freigegeben. Aber eben nicht alle. Es bleibt also noch genug Arbeit zu tun für den Grimm-Forscher.
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