Goethe-Institut fördert Musiklabor

Neue Jazz-Szene in der Mongolei

Ein Saxophon steht vor einem Orchesterkonzert auf der Bühne.
Jazz-Musik erlebt neuen Aufschwung in Ulan Bator, Mongolei. © picture alliance / dpa / Andreas Franke
Von Benjamin Eyssel · 05.08.2016
Jazz spielte in der Mongolei lange Zeit keine allzu große Rolle. Mit Hilfe des Goethe-Instituts ist jetzt an der Musikhochschule in der Hauptstadt Ulan Bator ein neuer Fachbereich aufgebaut worden. Das hat der Jazz-Musik in der Mongolei einen Schub verliehen.
Das Shangri-La-Hotel ist das größte, modernste und teuerste Hotel in Ulan Bator. Im Foyer der Luxus-Unterkunft spielt regelmäßig eine Jazz-Band zur Unterhaltung der Gäste. Das Besondere: Die Musiker wurden in der Mongolei ausgebildet.
"Ich heiße Anjie, ich bin Mongolin und ich bin 25 Jahre alt. In der Mongolei gibt es ein Projekt, das heißt Goethe-Musiklabor. Das Projekt gibt es seit zwei Jahren, ich bin eine der ersten Studentinnen und deswegen singe ich Jazz."
Ohne das Goethe-Musiklabor in Ulan Bator hätte die 25-jährige den Jazz nicht für sich entdeckt, sagt sie. Das Projekt hat sich zum Ziel gesetzt, an der Musikhochschule in der mongolischen Hauptstadt einen neuen Ausbildungszweig aufzubauen – für moderne Musik. Denn dafür gab es in der Mongolei bisher keine Ausbildung.

"Jazz war Hilfsmittel, um Getränke zu verkaufen"

"Es gab einfach sehr wenige Möglichkeiten zu lernen. Es gibt einfach keine Literatur auf Mongolisch, es gibt kaum Literatur auf Russisch und es war hier auch so ein Selbstverständnis: Jazz ist ein Hilfsmittel, um Getränke zu verkaufen", sagt Martin Zenker.
Der deutsche Jazz-Musiker hatte die Idee für das Goethe Musiklabor bei einem Besuch in der Mongolei. Die vergangenen zwei Jahre hat der Bassist in Ulan Bator verbracht, gelehrt, musiziert und den neuen Ausbildungszweig mit deutschen Fördergeldern aufgebaut. Und das war nicht immer einfach:
"Man braucht ganz gute Nerven. Man muss einfach auch mal Zusagen machen in der Hoffnung, dass es sich dann drei Tage vorher bewahrheitet. Manchmal klappt‘s auch nicht. Zum Beispiel hat uns ein Theater einen Tag vorher abgesagt, weil sie angefangen haben zu renovieren. Es ist unglaublich kurzfristig, spontan und chaotisch. Es gibt viele lustige Geschichten, es gibt aber auch Situationen, wo man denkt: Das hätte man sich auch sparen können. Aber wenn man sich drauf einlässt, geht’s."
Und Martin Zenker hat sich darauf eingelassen. Das Ziel des Musikers war dabei immer, das Projekt irgendwann in mongolische Hände zu übergeben. Ab dem kommenden Semester wird nun zum ersten Mal ein Bachelor-Studiengang für moderne Musik angeboten, sagt Martin Zenker:
"Der wird zu 60 Prozent von der Mongolei finanziert und auch die Lehrkräfte sind Mongolen, die wir jetzt ausgebildet haben. Aber die Personaldecke ist noch so dünn, dass wir noch ein bisschen nachhelfen müssen. Deswegen haben wir jetzt das Konzept erarbeitet, dass wir Master-Studenten von deutschen Hochschulen für jeweils sechs Wochen hierherholen."

Perspektive für moderne Musik

Jazz hat heute, zwei Jahre nach dem Start des Musiklabors, einen anderen Stellenwert in der Mongolei. Es gibt mehr Interesse, neugierige Schüler und eine Perspektive für moderne Musik. Und Sängerin Anjie hat noch viel vor:
"Ich möchte Jazz singen, in Deutschland studieren und möchte in der Mongolei als Jazz-Pädagogin arbeiten. Weil in der Mongolei Jazz ganz neu ist, möchte ich mit ganz vielen Leuten meine Erfahrungen teilen."
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