Go West!

Mit dem Planwagen durch Brandenburg

Lindow in Brandenburg: Ein Planwagen-Treck auf der dichtbewachsenen Baumallee.
Lindow in Brandenburg: Ein Planwagen-Treck auf der dichtbewachsenen Baumallee. © picture alliance / dpa / Kalaene Jens
Von Dieter Bub · 31.08.2015
Reise in die Vergangenheit: In Brandenburg können Familien einen Abenteuerurlaub erleben, bei dem sie nur mit Pferd und Planwagen durch Wiesen und Weiden reisen. Das stellt viele Greenhorns aus der Stadt vor überraschende Herausforderungen.
Kutschbock des Planwagens von Kai und Katja – auf den hinteren Plätzen haben ihre drei Kinder Platz genommen. Vor uns ist Rosi – ein schwerer Kaltblüter – und die beiden Hunde Anton und Konrad. Hinter uns der zweite Planwagen – gezogen von Michel. Unser kleiner Treck ist auf staubigen Wegen durch Wiesen, Weiden und blühende Feldraine der Uckermark auf dem Weg Richtung Westen.
Die Reise in die Vergangenheit ist kein Spaziergang. Die Familien haben Abenteuerurlaub in Brandenburg gebucht. Erste Lektion: Das Einspannen der Pferde.
"Vom Pferd weg, durchgezogen. Schön drauf achten, dass der Schlauch dabei ist und wird hier oben einjehangen. Dann haben wir den Zugstrang, der führt immer zwischen Pferd und Schere. Niemals außen lang sondern immer innen lang. So."
Zum Anschirren gibt es für jedes Pferd eine Hafermahlzeit. Katja füttert Rosi.
"Schön stehen bleiben Rosi. Ich sagte gerade: ich hoffe meine Kinder wissen, wie sehr wir sie lieben."
Wird das ein Abenteuer?
"Ich denke ja, für uns allemal..... Back to the Roots."
Eine Herausforderung für die Greenhorns aus der Stadt
Der kleine Treck startet – die große Reise beginnt, eine Herausforderung für die Greenhorns aus der Stadt. Fortbewegung mit Pferd und Wagen – das braucht offenbar viel Vertrauen.
"Das heißt: der hintere Wagen muss sich auf den vorderen Wagen verlassen. Der hintere Wagen sieht nicht, wann ein Berg kommt und wann es bergab geht. Sieht auch nicht wann der Wagen anhält. Das merkt ihr erst, wenn der Wagen da reingelaufen ist."
Der Treck ist zur ersten Station – dem Weidegrund - unterwegs.
Und wie isses? Alles gut?
"Alles gut nachdem erst dreimal alle Esswaren aus dem Wagen gefallen sind und wir die zusätzlich gesichert haben, läuft jetzt alles ganz gut."
Vor der Weide verpassen die Wagen des Trecks die Einfahrt. Die Greenhorns müssen eine große Kehre fahren – nicht aber mit Rosi. Sie hat Null Bock, bewegt sich keinen Schritt von der Stelle. Bis ein Apfel als Leckerbissen hilft.
"Hopp Rosi hopp. Hau ihr mal hinten drauf. Hu super."
"Wir mussten telefonisch Hilfe anfordern"
Na also, der Weg auf die Weide ist frei. Denkste! Es folgt unerwartet ein großes Malheur – ein Planwagen erfordert mehr Geschick als ein PKW mit Servolenkung.
"Wir haben die Pferdekoppel kurz verfehlt und mussten eine unmögliche Haarnadelkurve ansteuern. Da waren wir mit unseren Pferdekutschen natürlich massiv überfordert gewesen, was sich dann auch in der Realität bewiesen hat. Wir haben eine Zaunkoppel in den Wagen reingerammt und mussten dann noch telefonisch Hilfe anfordern. "
Der Schaden: ein Loch in der Seitenwand, das aber glücklicherweise repariert werden kann. Morgen früh wird der Treck seinen Weg fortsetzen.
Am Abend unterhalten sich die Greenhorns aus der Stadt am Lagerfeuer und träumen sich in den Wilden Westen.
"Meine Jungs zumindest sind sehr Karl-May-affin. Winnetou. Ich glaube, das ist auch der Gedanke dahinter, dass man früher mit Pferd und Planwagen durch die Lande gereist ist, wie Winnetou."
Ein bisschen komfortabler aber?
"Das Denk ich schon. Ob die früher auch einen Gaskocher gehabt haben und elektrisches Licht, auch wenn es auch nur eine kleine Birne ist, das wag ich zu bezweifeln."
Über dem See entlädt sich ein heftiges Gewitter
Und niemanden, der das Bier kalt vorbei bringt. Und den Branntwein haben wir ja dabei. Das Feuerwasser.
In der Nacht ziehen im Mondlicht dunkle Wolken auf. Über dem See entlädt sich ein heftiges Gewitter
"Also ich hab im Gewitter keinesfalls Angst."
"Ein bisschen eng, trotzdem richtig schön."
"Also die ersten drei, vier Stunden habe ich komaartig geschlafen und habe vom Gewitter gar nichts mitbekommen und dann bin ich jede halbe Stunde aufgewacht, weil ich nicht mehr liegen konnte vor lauter Rückenschmerzen."
Dann erwachten Lebensgeister und Tatkraft. Frühstück im Planwagen, bei Selbstverpflegung mit Müsli oder Spiegeleiern. Zähneputzen – elektrisch.
Danach packen alle mit zu – Erwachsene und Kinder.
"Dann schleppen wir die Eimer zum Wasser, also zum See, füllen die auf, für die Pferde machen wir das und dann füllen wir auch noch einen Eimer mit Hafer. Ja. Und dann müssen wir sie striegeln. Damit das sauber wird und die Muskulatur erwärmt wird. Faulenzen könnten wir auch aber gleichzeitig müssen wir uns um die Pferde kümmern."
"Eine super spannende Abenteuererfahrung"
Am Vormittag werden die Pferde eingespannt – der kleine Treck setzt sich zu seiner zweiten Etappe in Bewegung.
Eine Woche später treffe ich die Gruppe erneut.
"Ich fands super mit den, das ich auf dem Kutschbock sitzen durfte und die Pferde führen durfte. Das war ja das erste Mal für mich. Übernachtungen im Planwagen und Zelt."
"Die Pferde wollten nicht gut angespannt werden und der Michel, der war auch sehr, sehr stur."
"Dann gibt es immer noch Besonderheiten, ob einem dann auf einem kleinen Weg ein Riesentraktor mit Heuballen entgegenkommt, von denen wir einen runtergeholt haben mit unserem Wagen."
"Mal unabhängig davon, dass die Kinder einen internen Wettbewerb gemacht haben, wer gewinnt und die meisten Mückenstiche am Ende hat und Kilian mit über 100 Mückenstichen gewonnen hat obwohl wir sie immer eingesprüht haben, waren es doch kleinere Wehwehchen. Das große war, dass ein Sohn eine nicht bekannte Wespenstich-Allergie hatte, dass wir also da, da er schwerstens reagiert hat mit einem Ausschlag am ganzen Körper und schnellem Puls mit allem drum und dran, dann doch einen Rettungswagen gerufen haben, dass er dann Cortison bekommen musste, aber er ist ja heute schon gut drauf und wir konnten ihn mit dabei behalten."
"Eine super spannende Abenteuererfahrung. Man muss wirklich als Team zusammenarbeiten. Man muss gut organisiert sein."
"Also es war ein Riesenabenteuer. Sechs Tage reichen aber auch."
"Die Landschaft, die ist hier für mich eine Sensation. Ich finde das wunderschön. Das ist ein ganz, ganz, ganz schönes Stücken Deutschland."
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