Glosse

Kein Prinz statt Blatter!

Fifa-Präsident Joseph Blatter bei der Bekanntgabe der WM-Ausrichter 2018 und 2022
Einer für immer: Fifa-Präsident Joseph Blatter © afp / Philippe Desmazes
11.01.2015
Der jordanischen Prinz Hussein gilt als ernstzunehmender Gegenkandidat Sepp Blatters bei der Wahl zum Fifa-Chef. Viele sehnen sich den Wechsel herbei. Doch sie tun Blatter unrecht. Der brillante Selbstdarsteller der beste Fifa-Präsident aller Zeiten.
Es gibt Menschen, die sagen, Sepp Blatter halte sich für den Fußballpapst. Da ist was dran. Denn als Blatter, ein Katholik aus dem Wallis, ein zweites Mal kirchlich heiraten wollte, und gewahr wurde, dass das Sakrament der Ehe nicht ohne Weiteres ein zweites Mal geschlossen werden kann, da hätte nicht viel gefehlt, und er hätte sich mit dem Heiligen Vater persönlich angelegt. Am Ende aber erkannte er dann doch seine Grenzen.
Im Fußball aber verfügt Blatter über eine große Machtfülle. Und man könnte entgegen aller Blatter-Kritik meinen: Das ist auch ganz gut so. Denn Blatter ist nicht nur ein brillanter Selbstdarsteller, der sich mit der einen oder anderen fragwürdigen Methode an die Macht im Weltfußball gebracht und auch da gehalten hat. Er ist auch noch etwas anderes: der beste Fifa-Präsident aller Zeiten.
Was Blatter leistet, ist im Grunde ein Bravourstück
Belege? Die gibt's reichlich! Unter Blatter prosperiert der Fußball. Er hat der Fifa Milliarden gebracht. Außerdem: die grundsolide Organisation der Weltmeisterschaften, dem unique selling point der Fifa. Sowohl Südafrika als auch Brasilien - zwei Austragungsländer, wo zuvor die Sorgen groß waren - feierten am Ende gelungene Turniere auf gutem europäischen Niveau. Unter Blatter ist der Fußball Weltsport, wie er es unter keinem seiner Vorgänger war.
Natürlich, es gibt die nie abreißende Diskussion um Korruption, und man kann auch einwenden, dass Blatter nie wirklich besonders engagiert getan hat, um sie aufzuklären. Aber im Grunde hütet er einen Sack Flöhe - 209 gleichberechtigte Mitgliederverbände erfolgreich zu verwalten, die nicht nur aus Industriestaaten mit verbindlichen Normen für korrektes Korrumpieren stammen, sondern zum Teil aus Kleinstaaten wie Tonga und den Bahamas, deren Teams niemals den Rasen eines WM-Turniers betreten werden, aber ordentlich mitreden dürfen, das ist im Grunde ein Bravourstück.
Keine Experimente mit der Prinzengarde!
Insofern ist es ziemlich interessant, zu sehen, wie nun der Prinz aus Jordanien jetzt in Stellung gebracht wird, ein Mann, über den bisher nur wenig bekannt ist - außer der Tatsache, dass er gegen Blatter ist. Aber das reicht schon, um ihn als Alternative zu präsentieren. Da muss man sich mit Inhalten gar nicht auseinandersetzen. Dass Michel Platini, der Uefa-Präsident, sich über die Kandidatur des Jordaniers freut - geschenkt. Denn dem kleinen Franzosen, der nicht den Mumm hat, selber anzutreten, steht Blatter in der Sonne.
Deshalb, liebe Fifarianer: Keine Experimente mit der Prinzengarde aus dem Morgenland, sondern: Blatter! Da weiß man, was man hat. Und auch nicht.
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