Glastechniker Reinhold Burger

Der Erfinder der Thermoskanne

Glashütte (Brandenburg): Eine Besucherin des Museumsdorfes Glashütte (Landkreis Teltow-Fläming) betrachtet eine Ausstellung von verschiedenen Thermoskannen.
Glashütte (Brandenburg): Eine Besucherin des Museumsdorfes Glashütte betrachtet eine Ausstellung von verschiedenen Thermoskannen. Von hier stammt der Erfinder dieser bis heute geschätzten praktischen Isoliergefäße Reinhold Burge © picture alliance / ZB / Patrick Pleul
Von Irene Meichsner · 12.01.2016
Der Erfinder Reinhold Burger experimentierte mit doppelwandigen Glasbehältern, um darin kalte, verflüssigte Luft aufzubewahren. Da kam er auf die Idee, darin auch heiße und kalte Getränke aufzubewahren - die Geburtsstunde der Thermoskanne. Am 12. Januar 1866, vor 150 Jahren, wurde Reinhold Burger geboren.
"Ich nahm eine Reihe von mir hergestellter kleinen kugelförmigen Gefäßen und füllte sie mit heißem Kaffee, Tee, Milch und dergleichen. Noch nach 24 Stunden waren die Getränke so gebrauchsfertig, als wären sie eben erst hergerichtet worden. Nachdem diese Versuche zu meiner Zufriedenheit ausgefallen waren, ging ich daran, die Form der Gefäße so zu ändern, dass sie für den täglichen Gebrauch zu verwenden waren."
In einem Rundfunkinterview anlässlich seines 75. Geburtstags erinnerte sich der Glastechniker Reinhold Burger 1941 noch einmal an den Moment, als er die geniale Idee mit der Thermosflasche hatte. Um heißen Kaffee oder Tee war es ihm ursprünglich gar nicht gegangen. Im Auftrag des Eismaschinenfabrikanten Carl von Linde suchte Burger einen Behälter, in dem man minus 194,5 Grad kalte, verflüssigte Luft aufbewahren und transportieren konnte.
Experiment mit doppelwandigen, verspiegelten Glaskolben
Reinhold Burger, am 12. Januar 1866 in Glashütte in Brandenburg als Sohn eines Glasfabrikarbeiters geboren, hatte 1894 in Berlin eine eigene Firma zur Herstellung von Glasinstrumenten und Laborgeräten gegründet. Schon seit Längerem experimentierte er mit sogenannten Dewar-Gefäßen. Bei diesen nach dem schottischen Physiker und Chemiker Sir James Dewar benannten Behältern handelte es sich um doppelwandige, innen verspiegelte Glaskolben, bei denen ein Vakuum zwischen den beiden Außenhüllen als Isolierschicht diente. Für die Nutzung als Transportbehälter waren sie allerdings zu zerbrechlich. Und so machte Burger alle möglichen Versuche, um ihnen eine größere Stabilität zu verleihen. In Ermangelung von flüssiger Luft testete er die Gefäße mit heißem Wasser.
"Dabei kam mir der Gedanke, dass man stattdessen auch Getränke verwenden könnte."
Bis zur alltagstauglichen Thermoskanne war es trotzdem noch ein weiter Weg.
"Bei dem Ausgießen der Getränke stellte es sich heraus, dass der Hals, der ja nur einen kleinen Durchmesser hat, die Schwere der Flüssigkeit in den Gefäßen nicht halten konnte und stets abbrach. Daher erfand ich Abstützungen, das heißt, Scheiben aus Asbest, die am Boden der doppelwandigen Flaschen angebracht wurden und den inneren Zylinder stützten. Nun erst war diese Flasche für den praktischen Gebrauch fertig."
1903 bekam Burger ein Patent auf die Thermosflasche. Um seine Erfindung zu vermarkten, gründete er 1906 in Berlin die Thermos-Gesellschaft.
"Thermos-Flaschen halten heiße Getränke 24 Stunden heiß, kalte Getränke auch an heißen Sommertagen ohne Eis tagelang eiskalt. Unentbehrlich für Touristen, Reisende, Automobilisten, Radfahrer, Wassersport, Militärs, Luftschiffer, Forstbeamte, Jäger, Bureau!"
Obwohl Burger viel Geld für Werbung ausgab, lief der Verkauf nur schleppend an.
"Man hat ihn ein bisschen belächelt, wie das so vielen Forschern und Entwicklern gegangen ist. Und vielleicht war die Werbestrategie in Deutschland nicht so ausgefeilt; das kann man schlecht nachvollziehen. Oder es ist eben, wie das so ist mit neuen Produkten, erst mal ein Vorbehalt dagegen vorhanden gewesen."
Sagt die Historikerin Astrid Schlegel. 1909 verkaufte Burger seine Thermos-Gesellschaft für 495.000 Reichsmark an die Berlin-Charlottenburger Thermos-Aktiengesellschaft.
Amerikaner vermarkten die Thermoskanne erfolgreich
Das US-Patent ging an die American Thermos Bottle Company in New York, die einen weltweiten Werbefeldzug startete. Dazu Christoph Schulze vom Museumsdorf Glashütte:
"Da sieht man den amerikanischen Geschäftssinn. Die haben dann gleich so ein Campingset dadraus gemacht. Und mit einer Umverpackung, also einem Köfferchen, und dann noch mit Tassen und Löffelchen und Keksgebäckdose und so weiter."
Auf dem Umweg über die USA setzte sich die Thermoskanne dann auch in Deutschland durch. Burger ließ sich 1927 noch einen Apparat zur Bestrahlung mit Rotlicht patentieren. Berühmt war auch seine Röntgenröhre, die er zusammen mit Wilhelm Conrad Röntgen, dem Entdecker der Röntgenstrahlen, entwickelt hatte. Mit der Thermoskanne hat sich Burger, der 1954 im Alter von 88 Jahren starb, nicht mehr beschäftigt. Eine Kiste mit Dutzenden von hochwertigen Kannen, die ihm die Thermos Bottle Company als Geschenk hatte zukommen lassen, sei lange Zeit unberührt geblieben, erzählt sein Enkel Axel Burger:
"Bis dann meine Oma mal sagte: Also, jetzt bräuchten wir eigentlich auch mal hier zu Hause eine Thermosflasche. Eine richtige Beziehung hatte mein Großvater dann dazu eigentlich nicht mehr."
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