Gibt es Feen?

26.01.2010
Denken wir wirklich, wenn wir meinen zu denken? Was ist richtig, was ist falsch? Was ist das Nichts? Stephen Law hat sich in seinem Buch nichts Geringeres vorgenommen, als den Fragen des Lebens nachzugehen. Es sei wichtig, selbstständig und eigenständig zu denken, schickt er schon im Vorwort voraus, und man müsse jederzeit in der Lage sein, zu erkennen, dass man mit seinen Ansichten durchaus falsch liegen kann.
"Das große Rätsel Universum", "Unser geheimnisvolles Gehirn und denkende Roboter", "Das Gute, das Böse und das Hässliche" sowie "Wissen und Glauben" heißen die vier Buchkapitel. Die Herangehensweise ist konsequentes, unbeirrtes Fragen. Von "Woher ist eigentlich alles gekommen?" bis "Existieren Feen" lauten insgesamt 43 Fragen, die jeweils auf einer halben oder einer Seite beantwortet werden. Sämtliche Antworten sind vom philosophischen Ansatz getragen, dass es kein absolutes Richtig oder Falsch geben kann, sondern höchstens Wertungen, die die Menschen vorgenommen haben.

Trotz seines allumfassenden Anspruchs verzettelt sich Stephen Law an keiner Stelle, dazu hat er die Kapitel zu konsequent geordnet. "Ist es okay, Tiere zu essen?", werden Veganer anders als Steakfreunde beantworten. "Was ist Wissen?" ist da schon ein komplizierterer Fall, den Stephen Law dennoch gut nachvollziehbar beantwortet: Wissen beschreibt er als Ansammlung aus Beobachtungen, Experimenten und Gedanken. Das können eigene Gedanken sein, aber auch solche, die einem andere Menschen in einem Gespräch mitgeteilt haben. Kommunikation ist zur Wissensvermittlung also überaus wichtig.

Interessanterweise erhebt die englische Originalausgabe nicht den Anspruch, Philosophie für Kinder zu erklären; die deutsche Ausgabe hingegen führt diesen Passus als Untertitel. Auf jeden Fall wird versucht, die Welt und die menschliche Existenz zu deuten und zu verstehen – der Weg dorthin sind Fragen, die alles infrage stellen. Philosophischer geht es kaum.

Empfohlen wird das Buch für Jugendliche bis 13 Jahren, auch schon Zehnjährige finden Interesse, sich mit einigen der Fragen auseinanderzusetzen – sicherlich mit den vergleichsweise konkret gehaltenen wie "Macht Geld glücklich?" oder "Sind Zeitreisen möglich?". Bestimmt ist es sinnvoll, wenn Eltern oder andere Erwachsene bereit sind, mit Jugendlichen vorurteilsfrei über die aufgeworfenen Themen zu diskutieren. Man muss das Buch nicht linear von vorne nach hinten lesen: Stephen Law fordert seine Leser geradezu auf, das Buch irgendwo aufzuschlagen und einfach hineinzulesen. Gedanken, Fragen und Ideen folgen nun einmal keinem festen Schema.
Der große Verdienst des Buchs ist, dass es Geschmack auf Gedankenexperimente macht, dass es Jugendliche anregt, zu fragen, zu vergleichen, neu zu werten und immer wieder zu zweifeln.

Comiczeichnungen unterstreichen den Anspruch, Barrieren zu überwinden, die so manches Philosophiebuch reich an Fachwörtern vor sich aufbaut. Fünf Tipps zum Denken runden das Buch als ausgesprochen praktikabel ab.

Stephen Law unterrichtet Philosophie an der "University of London". Er ist außerdem Redakteur bei "THINK", einer Zeitschrift, die Philosophie populärwissenschaftlich beschreibt und vom "Royal Institute of Philosophy" herausgegeben wird. Law ist verheiratet und lebt mit seiner Frau und zwei Töchtern in Oxford.


Besprochen von Roland Krüger


Stephen Law: Denkst du, wenn du denkst, dass du denkst? - Philosophie für Kinder,
Mit Illustrationen von Nishant Choksi, aus dem Englischen übersetzt von Michael Schmidt,
Arena Verlag, Würzburg, Oktober 2009, 64 Seiten, 12,95 Euro