Gesellschaftskritik

Für eine Kultur des Weniger

Der Soziologe Harald Welzer und die Moderatorin Shelly Kupferberg im Berliner Radiostudio
Warum wollen wir eigentlich so viele unnötige Dinge verbrauchen, fragt Harald Welzer. © dpa / Matthias Balk
Moderation: Shelly Kupferberg · 27.09.2014
So können wir nicht weitermachen - das fordern viele, sagen aber nicht, wie es besser geht. Das neue Buch des Sozialpsychologen Harald Welzer mit dem Titel "Transformationsdesign" macht dagegen konkrete Vorschläge für alternatives Handeln.
Die Auswirkungen unseres zukunftsversessenen Lebensweise seien jetzt schon spürbar, sagte der Sozialpsychologe Harald Welzer in Interview mit Deutschlandradio Kultur. Er sehe schon in der Gegenwart eine "unendliche Menge an Stressfaktoren, die zeigen, dass unser Typ von Gesellschaft in Schwierigkeiten gerät". Dazu zählt Welzer geopolitische Stressfaktoren, aber auch Umweltprobleme und einen Mangel an Zukunftsvisionen.
Die wichtigste Frage sei für ihn: Wie können wir unseren zivilisatorischen Standard - vor allem Freiheit und Demokratie - erhalten, ohne so weiter zu wirtschaften wie bisher? Es müssten neue Wege für Produktion und Reproduktion gefunden werden. Da passiere sehr viel, meint Welzer, sowohl auf wissenschaftlicher als auch zivilgesellschaftlicher Ebene.
Buchcover: "Transformationsdesign" von Harald Welzer und Bernd Sommer
Buchcover: "Transformationsdesign" von Harald Welzer und Bernd Sommer© Oekom Verlag
Wir verbrauchen zu viel Energie
Der Wissenschaftler und Bestseller-Autor ("Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand") legt mit seinem neuen Buch "Transformationsdesign" eine konkrete Handlungsanleitung vor. Er setzt nicht erst bei all den Produkten an, die wir zwar nicht brauchen, aber trotzdem verbrauchen. Gemeinsam mit dem Co-Autor Bernd Sommer tritt er einen Schritt zurück und wirbt für eine neue kulturelle Produktion: Warum eigentlich wollen wir all diese unnötigen Dinge verbrauchen? Die Menschheit habe im 20. Jahrhundert weltweit etwa zehnmal mehr Energie verbraucht als während ihrer gesamten vorangegangenen Existenz, schreibt Welzer. Dieses System komme erst zum Innehalten, wenn es keinen Treibstoff mehr habe.

Der Sozialpsychologe Harald Welzer
ist Mitbegründer und Direktor der gemeinnützigen Stiftung "Futurzwei" und Honorarprofessor für Transformationsdesign an der Europa-Universität Flensburg, wo er das Norbert Elias Center for Transformation Design & Research leitet.
Moderatorin Shelly Kupferberg und der Soziologe Harald Welzer
Moderatorin Shelly Kupferberg und der Soziologe Harald Welzer im Berliner Radiostudio© Deutschlandradio Kultur

Harald Welzer, Bernd Sommer: Transformationsdesign. Wege in eine zukunftsfähige Moderne
Oekom Verlag, 2014
240 Seiten, 19,95 Euro, als E-Book 15,99 Euro

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