Germanwings-Absturz

"Jedes Innehalten ist ein wichtiger Baustein"

Der frühere EKD-Chef Wolfgang Huber
Der frühere EKD-Chef Wolfgang Huber © Imago
Der evangelische Theologe Wolfgang Huber im Gespräch mit Anke Schaefer und Christopher Ricke  · 25.03.2015
Ist die Anreise von Politikern zu Unglücksorten nur als symbolische Handlung zu sehen? Nein, sagt der evangelische Theologe Wolfgang Huber: Solche Zeichen seien wichtig, um den Angehörigen in ihrer Verzweiflung und Ratlosigkeit beizustehen.
Der Theologe und ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, hat sich positiv zur Anreise von Politikern aus Deutschland, Spanien und Frankreich zur französischen Absturzstelle des Germanwings-Flugzeugs geäußert. Dies sei als Zeichen der persönlichen Erschütterung, der politischen Verantwortung und der Solidarität mit der Trauer der Angehörigen zu sehen, sagte Huber im Deutschlandradio Kultur:
"All solche Zeichen sind jetzt sehr wichtig in der Verzweiflung und Ratlosigkeit der Menschen, die davon unmittelbar betroffen sind."
Jedes Innehalten, auch das Gedenken in Gottesdiensten, sei ein wichtiger Baustein, sagte Huber.
Wolfgang Huber: Religiöse Riten sind hilfreich
Religiöse Riten seien auch für Menschen hilfreich, "die zu Gott ein ungeklärtes Verhältnis haben", betonte Huber. Einen vergleichbaren Vorgang habe er 1996 beim Absturz eines Flugzeugs in der Dominikanischen Republik erlebt, bei dem viele Berliner und Brandenburger ums Leben gekommen seien:
"Wir haben damals einen Gottesdienst gehalten für die Hinterbliebenen, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit. Und sie kamen und haben das für sich angenommen und gelten lassen."
Damals sei ihm deutlich geworden, zu welcher Ratlosigkeit das Fehlen eines klassischen Bestattungsrituals führe:
"Man braucht etwas, woran man sich festhalten kann: Einen Weg der Trauer und eine Hoffnung, die über dieses rätselhafte Ende hinausgeht."
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