Georg Gänswein wird 60

Diener zweier Päpste

Georg Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Hauses, im Vatikan
Georg Gänswein, Präfekt des Päpstlichen Hauses, im Vatikan. © TIZIANA FABI / AFP
Von Jan-Christoph Kitzler · 30.07.2016
Georg Gänswein hat zwei wichtige Jobs im Vatikan: als Protokollchef für Papst Franziskus und Privatsekretär von Benedikt XVI. Zudem ist er ein Medienliebling. Der gutaussehende Priester hat etwas Glamour in diese geschlossene Gesellschaft meist alter Männer gebracht. Jetzt wird er 60.
Die meisten Menschen sind schon mit einer Aufgabe gut ausgelastet – Georg Gänswein hat gleich zwei wichtige Jobs im Vatikan. Und beide könnten unterschiedlicher nicht sein: Einerseits trägt der deutsche Kurienerzbischof seit 2012 den Titel "Präfekt des Päpstlichen Hauses", ist also so eine Art Protokollchef für Papst Franziskus. Er organisiert seine Audienzen, unter anderem auch seine Treffen mit Staats- und Regierungschefs.
Andererseits ist er der Privatsekretär von Benedikt XVI., dem Papst Emeritus. Weil der immer älter wird, gleicht Gänsweins Aufgabe manchmal der eines Betreuers, eines Gesellschafters für den fast 90-Jährigen. Für Gänswein ist das ein Spagat:
"Der Sekretär eines Papstes und der Präfekt des Päpstlichen Hauses, das sind zwei unterschiedliche Aufgaben. Der Sekretär ist natürlich, was die Nähe betrifft, Tag für Tag näher dran. Der Präfekt hat amtliche Aufgaben, die unabhängig vom Papst sind, unabhängig von der Person. Das, was ich zu tun habe, habe ich zu tun, indem ich das mit ganzem Herzen tue und ich mich nicht darum kümmere, ob das jetzt mehr oder weniger Einfluss bedeutet beim Papst."
Dabei wissen alle an der Kurie: Gänswein ist ein Ratzinger-Mann. 1995 kam der damals 39-jährige Priester aus dem Erzbistum Freiburg nach Rom. Schon ein Jahr später war er Mitarbeiter Joseph Ratzingers, des damaligen Leiters der mächtigen Glaubenskongregation:
"Er hat mich dann gebeten zu kommen, und seitdem bin ich bei ihm, zunächst als Mitarbeiter in der Kongregation, dann als persönlicher Sekretär, dass sollte eigentlich nur kurz sein. Dann kam aber alles anders und dann wurde ich auch Sekretär, als er Papst wurde, und nach wie vor auch als Papst Emeritus bin ich bei ihm und lebe im Kloster, und wir leben miteinander, und seit 17 Jahren ist das jetzt so."

Smart und weltgewandt

Georg Gänswein ist smart, weltgewandt, geübt in der Plauderei mit den Wichtigen der Welt. Für die Klatschblätter in Italien, aber auch in Deutschland brachte, "Don Giorgio", der gutaussehende Priester aus dem Vatikan, etwas Glamour in diese geschlossene Gesellschaft meist alter Männer. Als "George Clooney des Vatikans" haben sie ihn bezeichnet, Fotostorys gemacht. Und Georg Gänswein hat das nicht nur genervt:
"Am Anfang hat mich das getroffen, es hat mich berührt, es hat mir geschmeichelt, inzwischen, es sind ja jetzt schon Jahre her, ist das so, dass ich das höre, aber es ist nicht mehr so, dass mich das trifft. Ich höre es, manchmal überhöre ich es, manchmal höre ich es mit etwas Sympathie, manchmal denke ich, jetzt reicht’s aber. Ich bin da sehr gelassen und eigentlich etwas unempfindlich geworden."
Mit dem Amtsverzicht Benedikts XVI. hat sich das Leben von Gänswein radikal verändert. Geweint hat er damals. Auch wenn er noch nicht ahnen konnte, was da mit Franziskus auf ihn zukommt. Er blieb im Amt als päpstlicher Protokollchef eines Papstes, der nicht viel vom Protokoll hält. Nicht nur, dass Franziskus es abgelehnt hat, im Apostolischen Palast zu wohnen und damit auch versucht, sich höfischen Ritualen an der Kurie zu entziehen. Immer wieder passiert es, dass er Termine vorbei am Protokoll organisiert.
Gänswein ist nun nicht mehr das Nadelöhr, der, der den Zugang zum Papst regelt. Aber er sagt: Franziskus fügt sich immer mehr, der Widerstand gegen das Protokoll er bröckelt:
"Das war am Anfang erheblich größer als es nun ist, weil er gesehen hat, dass ein Protokoll für einen Papst nicht ein Hindernis ist, sondern eine Hilfe sein soll. Und da, glaube ich, ist auch die Erkenntnis gewachsen, dass es tatsächlich eine Hilfe ist und er sich da auch gerne helfen lässt. Natürlich gibt’s immer wieder auch Momente der Überraschung, aber die sind jetzt inzwischen eingebaut, und die Stoßdämpfer in Bezug auf Überraschungen, die sind in guter Funktion."
Georg Gänswein ein Mann, der den Spagat leisten muss. Er kann sich irgendwann eine Aufgabe in Deutschland vorstellen. Aber seinen 60. Geburtstag will er mit Familie und Freunden in den Vatikanischen Gärten feiern. Mit Blick auf die Peterskuppel.
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