Generation "Wisch und Weg"

Wie Smartphone und Co. unser Leben verändern

Ein junger Mann steht am 24.01.2015, mit dem Blick auf sein Smartphone gerichtet, an einer Straße in Berlin.
Ständiger Begleiter: das Smartphone © picture alliance / dpa / Thalia Engel
Moderation: Klaus Pokatzky · 15.10.2016
Wir surfen, chatten, mailen, posten, sind überall und ständig erreichbar: Die digitale Technik ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Drei von vier Deutschen besitzen ein Smartphone, bei den 12-bis 19-Jährigen sind es fast 100 Prozent. Wie verändert das unsere Gesellschaft?
Die digitale Technik ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Drei von vier Deutschen besitzen ein Smartphone; in der Altersgruppe der 12- bis 19-Jährigen sind es fast 100 Prozent. Wir surfen, chatten, mailen, posten, tauschen Fotos, shoppen im Netz, sind überall und ständig erreichbar – auch im Job. Facebook, WhatsApp, Instagram: Die heutige Jugend ist die erste Generation, die mit mobilem Internet und in sozialen Netzwerken aufwächst. Welche Folgen hat das für die Familien, für unser Schulsystem, für die Arbeitswelt?
"Wir alle sind Zeugen der digitalen Revolution im Kinderzimmer", sagt Pia Zimmermann. Die IT-Expertin hat Maschinenbau studiert und forschte zu digitalem Lernen und Game-Design. Als Mutter zweier Teenager im Alter von 14 und 16 Jahren kennt sie aber auch die täglichen familiären Diskussionen – und auch den Streit –, wie mit Smartphone, Facebook & Co. im Alltag umgegangen werden soll. Und da sie in ihrem Bekanntenkreis mitbekommen hat, wie viele Eltern und Großeltern nicht mehr mitkommen bei der Digitaltechnik, hat sie einen Ratgeber geschrieben: "Generation Smartphone: Wie die Digitalisierung das Leben von Kindern und Jugendlichen verändert". Sie hat ihn all jenen gewidmet, "die noch ohne Smartphone in die Schule gingen, die in ihrer Kindheit kein WhatsApp hatten, um sich zu verabreden, die nicht mit einem YouTube-Video backen lernten und in ihrer Jugend nicht jede Bewegung als Selfie dokumentierten."
Neben Erklärungen, Alltagsbeispielen und Hinweisen zur Datensicherheit möchte sie mit dem Buch auch für die Chancen des Internets und der mobilen Technik werben. "Digitales Lernen mit bunten Lernvideos, Online-Kurse, Nachhilfe via Skype und ein unerschöpflicher Wissensschatz dank Wikipedia oder anderen Quellen, die längst nicht mehr in der örtlichen Bibliothek liegen, sondern weltweit und jederzeit abrufbar sind."

Lankau: Kinder nicht zu früh an den PC lassen

"Viele Kinder werden zu früh und zu lange mit audiovisuellen Medien versorgt und alleine gelassen", sagt Ralf Lankau, Professor für Mediengestaltung und -theorie an der Hochschule Offenburg. Gerade, weil er um die Chancen der Digitaltechnik wisse, sei er umso kritischer im täglichen Umgang. Sie müsse ein Werkzeug bleiben und dürfe nicht alles beherrschen. "Es ist eine der Techniken, die uns viele Freiheiten eröffnet. Aber wir müssen auch lernen, damit umzugehen."
Der Pädagoge warnt davor, Kinder zu früh an den PC zu lassen. "Wenn ich früh lese, schreibe, male, werke, entwickle ich mich anders als beim Schauen von Videos oder dem Wischen auf einem Touchscreen." Von dem "Digitalpakt", mit dem Bundesbildungsministerin Johanna Wanka die Einführung der Digitaltechnik an den Schulen in Deutschland mit fünf Milliarden Euro fördern will, hält er rein gar nichts.
"Vor dem zwölften Lebensjahr sollten im Unterricht keine digitalen Medien eingesetzt werden", so seine Mahnung. Das Internet und Lernprogramme könnten allenfalls bei älteren Schülern eine Ergänzung sein; es dürfe aber nicht darauf hinauslaufen, dass Lehrer zu "Folienauflegern" und "Lerncoaches" degradiert würden.
Literaturhinweis:
Pia Zimmermann: "Generation Smartphone: Wie die Digitalisierung das Leben von Kindern und Jugendlichen verändert", fischer & gann, 2016
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