Geldsammel-Maschine, vierter Teil

Von Hans-Ulrich Pönack · 18.05.2011
Der vierte Teil der Piraten-Saga lässt vieles vermissen, was die ersten drei Teile ausgezeichnet hat: Fantasie, Inspiration, Atmosphäre. Stattdessen hat man den Eindruck, dass "Fremde Gezeiten" hauptsächlich gedreht worden ist, um noch einmal ordentlich Kasse zu machen.
"Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten" - ist die Fortsetzung jener Piraten-Trilogie, die weltweit rund 2,7 Milliarden Dollar einspielte. Wobei Teil 3 mit rund 300 Millionen Dollar Produktionskosten als bislang teuerster Film aller Zeiten gilt. Die vierte Ausgabe hat rund 100 Millionen Dollar weniger gekostet. Wobei alleine der "James Bond der Meere", der in Frankreich lebende Kentucky-Boy Johnny Depp, der demnächst, am 9. Juni 2011, 48 Jahre jung wird, ein Honorar von 50 Millionen Dollar bekommen haben soll. Deshalb mussten wohl die beliebten Mit-Stars der Trilogie, Keira Knightley und Orlando Bloom (als Elizabeth Swann und William "Will" Turner), abdanken. Denn beide Stars hatten Verträge für "nur" drei Piratenfilme und wären jetzt teurer gewesen.

Zudem wurde ein neuer Regisseur besetzt; anstatt Erfolgskapitän Gore Verbinski nun der 50jährige Regisseur und Choreograph Rob Marshall. Der hatte seinen Durchbruch 2002 mit seinem ersten Kinofilm, der Musical-Verfilmung "Chicago", die mit sechs "Oscars" ausgezeichnet wurde. Für den vierten Piraten-Auflauf konnte er auf das bewährte Drehbuch-Paar Ted Elliott & Terry Rossio setzen, die auch schon für die ersten drei Szenarien den Text lieferten. Diesmal benutzten sie Motive aus dem im November 1988 veröffentlichten historischen Fantasy-Roman "In Fremden Gezeiten" von Tim Powers.

Nun also die "gebremste" Fortsetzung dieses Jahrmarkt-Spektakels. In dem die faszinierenden, skurrilen Phantasie-Figuren der ersten drei Teile (wie der krakige Captain Davy Jones/Bill Nighy) weitgehend verschwunden sind. Stattdessen dürfen jetzt markige Kerle mit vielen lauten Worten herumgrummeln und die überschaubare Story mehr oder weniger erklärend vorantreiben.

Die Außenansichten – gedreht wurde auf Hawaii - sind zwar weiterhin landschaftlich nett, aber auch nicht mehr allzu "doll". Dazu, als mondänes weibliches Aushängeschild, die attraktive 36jährige spanische Piraten-Braut Penelopé Cruz, die als Angelica zwar schön anzusehen ist, aber wenig "inspiriert" (mit-)wirkt. Eine hübsche, aber spannungslose Begleitung für den ständig torkelnden, nuschelnden, versoffenen Captain Johnny-Jack Sparrow, der natürlich wieder den tuntigen Kostüm-Narren gibt. Ein charmanter großer Bubi, der wie ein bunter, sich ständig aufplusternder Papagei lässig herumstolziert, und dessen "Rolling Stone"-Papa Keith Richard diesmal für drei Minuten auftaucht.

Es geht um die "Quelle des ewigen Lebens" ,den Jungbrunnen sozusagen. Er ist irgendwo versteckt, und ihn wollen nun Spanier, Briten, der arrogante Oberschurke Captain Hector "Freibeuter" Barbossa (Geoffrey Rush) plus wenig wirklich furchterregende Standard-Fieslinge wie Captain Blackbeard (routiniert: Ian Mc Shane) aufspüren. Und diesmal wird auch sehr viel mehr geplappert. Hörspiel-Kino in 3D. Wobei dieses "3D" einmal mehr für nur wenige Momente ganz urig ausschaut (wenn sich ein Schwert zu uns hin bewegt, wie gehabt), aber letztlich für keinerlei optischen Mehrwert sorgt.

Der funkelnde, spannende, atmosphärische Show-Atem von neulich ist hier zur Fortsetzungs-Routine, sprich -Ruine, erstarrt. Ordentliche Spezialeffekte und ein bekannter Johnny Depp-Kakadu, der hier seinem Nachnamen alle Ehre macht, sorgen für einen marktschreierischen sowie äußerlich pompösen Piraten-Streich 4, der aber insgesamt weitgehend abgenutzt erscheint. Man sammelt jetzt halt das viele Themen-Geld ein, für das die exzellenten ersten drei Disney-Zirkusteile hinlänglich gesorgt haben.


USA 2011, Regie: Rob Marshall, Darsteller: Johnny Depp, Penélope Cruz, Geoffrey Rush u. a., FSK: ab 12 Jahren, Länge: 136 Minuten

Film-Homepage Pirates of the Caribbean - Fremde Gezeiten
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