Geglückte Integration

Vorgestellt von Hannelore Heider · 06.06.2007
Die Geschichte einer indischen Einwanderfamilie in den USA verfolgt die bekannte Regisseurin Mira Nair in "The Namesake" über zwei Generationen. Mit feinem Humor erzählt das Familiendrama von einer geglückten Integration. "Das größte Spiel der Welt" feiert in Episoden auf drei Kontinenten die weltumspannende Wirkung des Fußballs.
"The Namesake - Zwei Welten, eine Reise"
USA 2006, Regie: Mira Nair, Hauptdarsteller: Kal Penn, Irfan Khan, Tabu

Nach dem Erfolgsroman ihrer indischen Landsmännin Jhumpa Lahiri
erzählt die berühmte indisch-amerikanische Regisseurin Mira Nair (nach der sehr amerikanischen Literaturverfilmung "Vanity Fair") wieder eine Geschichte, die sehr viel mit ihrer eigenen Biografie zu tun hat. Die epische Familiengeschichte beginnt mit der Emigration des jungen bengalischen Ehepaares Ashoke und Ashima Ganguli nach Amerika und verfolgt den Prozess der Integration in eine fremde Welt über zwei Generationen, ohne dass große dramatische Ereignisse den Erzählfluss bestimmen.

Es ist Mira Nairs subtile und ganz auf die wunderbaren Schauspieler konzentrierte Bestandsaufnahme der inneren Befindlichkeit einer der vielen amerikanischen Familien, die im amerikanischen Schmelztiegel ihre Identität finden müssen. Der Titel "The Namesake" (Der Namensvetter) geht auf eine Episode zurück, die besonders für die junge Frau die endgültige Ankunft in der Fremde markierte.

In Amerika müssen die Eltern nach der Geburt des Kindes sofort einen Namen angeben, in Indien gibt es nur einen Nickname, für den offiziellen Vornamen kann man sich lange Zeit lassen. "Gogol" schreibt der Beamte für den Jungen ins Register, Gogol wie der eigenwillige russische Schriftsteller, dessen Roman "Der Mantel" Ashoke einst das Leben rettete.

Als "Gogul Ganduli" wächst der Junge inmitten der amerikanischen Gesellschaft auf, derweil seine durchaus aufgeschlossenen Eltern, der Vater ist Ingenieur, trotz zunehmenden Wohlstands immer noch im indischen Zirkel leben. Die Liebesgeschichte der Eltern ist ebenso berührend wie die Konflikte der nächsten Generation, die ihre indischen Wurzeln bei Besuchen nicht mehr finden können, aber auch mit dem Versuch, völlig in der amerikanischen Gesellschaft aufzugehen, scheitern.

Mit feinem Humor und indischstämmigen Darstellern, die auch schon in großen Hollywoodfilmen zu sehen waren, zeigt Mira Nairs Familiendrama eine geglückte Integration.

"Das größte Spiel der Welt"
Spanien/BRD 2006, Regie: Gerardo Olivares, Hauptdarsteller: Shag Humar Khan, Ahmed Alansar, Wirapitang Kaapor

Die Namen der Darsteller sind so exotisch wie die verschiedenen Schauplätze dieses besonderen Fußballfilmes, der die weltumspannende Wirkung des "Größten Spiels der Welt" in humorvollen Episoden auf drei Kontinenten feiert. Allen gemeinsam ist der Wille, das Endspiel der Fußballweltmeisterschaft 2002 zwischen Brasilien und Deutschland am Fernseher mitzuerleben.

Was für die mongolische Jägersippe in der majestätischen Gebirgswelt des Altai ein genauso abenteuerliches Unterfangen ist, wie für die Tuarec-Nomaden in der glühend heißen Sandwüste des Niger oder die Indianer im brasilianischen Amazonasgebiet. Die Namen der Weltfußballer sind ihnen geläufig, über Fernseher verfügen sie, nur es fehlt an Strom, Antennen oder Kabel. Diese kleinen Widrigkeiten überwinden sie mit Gewitztheit und höchster körperlicher Anstrengung, wie sie sich "zivilisierte" Fußballfans nicht einmal vorstellen können. So entsteht ein humorvoller Reigen, der dennoch dokumentarisch wirkt, denn der Regisseur Gerardo Olivares dreht seit 15 Jahren Dokumentarfilme in den entlegensten Teilen der Welt.

Auf die Idee kam er bei einer Recherchereise in die Mongolei, wo er die dort spielende Episode so oder so ähnlich erlebt hat. Und er bleibt seinem Metier treu. Die grandiosen Landschaften und der Alltag der Menschen spielen in allen Episoden eine ebenso große Rolle wie das wirklich anrührende Fußballfieber – übrigens nur der Männer, die Frauen bleiben bei dem Spiel von "22 Männern, die in Unterwäsche einem Ball hinterher jagen" skeptisch außen vor.