Gefährdete Kinderbuchautoren

"Wir können von unserem Schreiben nicht mehr leben"

Porträtfoto von Thomas Fuchs, Schrifsteller und Redakteur bei Deutschlandradio Kultur
Thomas Fuchs, Kinderbuchautor und Redakteur der Kindersendung "Kakadu" von Deutschlandradio Kultur © Deutschlandradio Kultur / A. Bräunlein
Thomas Fuchs im Gespräch mit Frank Meyer · 08.02.2017
Die Lage deutscher Kinderbuchautoren hat sich verschlechtert: Der Mittelstand breche weg, kritisiert Thomas Fuchs. Es erscheinen zwar immer mehr Bücher, aber sie stammen von immer weniger Autoren. Zudem beherrsche die Verlage die Jagd nach Bestsellern.
Kinderbuchautoren in Deutschland kritisieren ihre wirtschaftliche und künstlerische Situation: lächerliche Bezahlung, kaum Unterstützung durch die Verlage. Viele Kinderbuchautoren wollen deshalb im März bei der Leipziger Buchmesse zu einem ersten Bundestreffen zusammenkommen.
Thomas Fuchs, Kinderbuchautor und Redakteur von Deutschlandradio-Kakadu, beschreibt die gemeinsame Kritik dieser Berufsgruppe. Der Unmut sei bei einem zufälligen Treffen von rund 40 Kinderbuchautoren auf der letzten Frankfurter Buchmesse entstanden:
"Der Hauptkonsens bei diesem Gespräch war, dass sie alle feststellten: Es verschlechtert sich. Wir können von unserem Schreiben nicht mehr leben. Und das Verwunderliche ist, dass das in einem stabil gebliebenen Markt geschieht. Also Kinderbuchmarkt steht seit Jahren – vom Umsatz her und von den Prozenten, die sie im Gesamtverkauf von Buchmarkt haben – sehr stabil da mit 16 Prozent auf Platz 2 hinter der Belletristik mit 30 Prozent."

Der Mittelstand bei den Kinderbuchautoren bricht weg

Die Verlage hätten einen entscheidenden Anteil daran, dass der Mittelstand bei den Kinderbuchautoren wegbreche, kritisiert Fuchs:
"Immer mehr Bücher werden von immer weniger Autoren herausgegeben, das ist so eine Entwicklung. Also die breite Streuung, die man vorher hatte, die bricht weg."
Fuchs verwies darauf, dass etwa im Jugendbuchbereich im letzten Jahr rund 70 Prozent vom Umsatz mit zehn Titeln erzielt worden sei. So suchten Verlage gezielt nach internationalen Bestsellern, die dann auch entsprechend beworben werden würden.

"Die Vertreter haben eine große Macht bekommen"

Darüber hinaus gebe es bei den Verlagen auch strukturelle Veränderungen im Kinder- und Jugendbuchbereich, sagt Fuchs:
"Der Vertrieb ist immer mächtiger geworden, der Vertrieb in Kombination mit dem Buchhandel. Der Buchhandel bestellt natürlich auch das, was gängig ist, was sich gut verkauft hat, was gute Themen hat. Aber auch die Vertreter haben eine ganz, ganz große Macht bekommen."
Er befürchte, dass mit der jetzigen Entwicklung die Vielfalt im Kinder- und Jugendbuchbereich auf Dauer verschwinden werde, meint Fuchs. So ein Prozess sei bereits in den Niederlanden vollzogen worden:
"Von den rund 100 Autoren, die früher da waren, sind es heute nur noch 30, die davon leben und schreiben können. Und die schreiben eben alle Bücher. Und die haben dann den Namen für den Buchhandel."
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