Gedenkstunde Zweiter Weltkrieg

"Wir sind gut beraten, an die Geschichte zu erinnern"

Der ehemalige polnische Botschafter in Deutschland, Janusz Reiter
Der ehemalige polnische Botschafter in Deutschland, Janusz Reiter © dpa/picture alliance/Arno Burgi
10.09.2014
Es gebe in der heutigen europäischen Politik viele Möglichkeiten, sich zu entzweien, sagt der ehemalige polnische Botschafter in Deutschland, Janusz Reiter. Auch der russischen Regierung empfiehlt er einen Blick in die Geschichte.
Anlässlich der Gedenkstunde des Bundestags zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vor 75 Jahren hat der Diplomat Janusz Reiter die Aussöhnung zwischen Deutschland und Polen gelobt. "Dieses Deutschland hat über Jahrzehnte Vertrauen gewonnen in Polen, und es ist auf der deutschen Seite auch sehr viel dafür getan worden - von der Politik, aber auch vielen Menschen", sagte Reiter am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur.
Der ehemalige polnische Botschafter in Deutschland betonte zudem die Bedeutung von Gedenkveranstaltungen wie dieser. "Wir sind gut beraten, gemeinsam an die Geschichte zu erinnern und über die Geschichte zu sprechen", sagte er. "Die Art, wie wir die Geschichte deuten, bestimmt unser Handeln in der Gegenwart."
Entscheidung zum Dialog "muss in Moskau getroffen werden"
Es gebe "heute in der europäischen Politik viel mehr Möglichkeiten, sich zu entzweien, einander nicht zu verstehen als noch vor 20 Jahren", so Reiter weiter. Er nannte als Beispiel die gegenwärtige Ukraine-Krise, die sämtliche Bemühungen zum polnisch-russischen Dialog in den vergangenen Jahren zunichte gemacht habe: "Die Entscheidung, ob wir mit Russland wieder einen Dialog bekommen oder eine Konfrontation - diese Entscheidung muss in Moskau getroffen werden." Polen könne weder politisch noch wirtschaftlich Interesse haben an einer Verschlechterung der Beziehungen zu Russland.
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