Games und Krieg

Per Mausklick durch den Schützengraben

Von Marcus Richter  · 06.12.2013
Der Beginn des Ersten Weltkriegs jährt sich 2014 zum hundersten Mal. Das Grauen in den Schützengräben lässt sich jetzt auch in Computerspielen nachempfinden. Marcus Richter stellt zwei davon vor.
In den späten Neunzigern hatte der Erste Weltkrieg Hochkonjunktur: Als Roter Baron konnten die Spieler in Flugzeugsimulatoren Luftgefechte austragen oder als Generäle in brettspielähnlichen Strategiespielen ganze Armeen befehligen. Seitdem haben Actionspiele mit aktuellen Szenarien übernommen: Große Explosionen und schwere Technik sind ein Muss.
"Verdun" ist die Ausnahme. Technisch gesehen ein normaler Mehrspielertitel, bei dem zwei Teams gegeneinander antreten. Teilbereiche der Spielkarte müssen erobert werden, es geht darum, schneller und tödlicher als der Gegner zu schießen. Am Ende kann die Figur verbessert werden und eine neue Runde beginnt.
Das klingt nach schneller Action, aber die Kulisse ist authentischer: Man bewegt sich langsam durch mitteleuropäische Landschaft, lichte Wälder, aufgeschüttete Berge, Bombentrichter und Schützengräben. Wer sich nicht in Deckung begibt, wird sofort erschossen. Wer sich im Stacheldraht verfängt, stirbt.
Wer sich darauf einlässt, kann einen kurzen Eindruck vom Krieg erhaschen: Man wird mit rudimentärer Kriegstechnik auf das Schlachtfeld geschickt - und sterben. Aber: Nach wenigen Sekunden geht es mit einem neuen Leben weiter. "Verdun" ist eben doch vor allem eins: Ein Spiel.
Einen anderen Anspruch hat das kostenlos herunterladbare "1916: Der vergessene Krieg". In der Ego-Perspektive schleicht der Spieler hier durch unnatürlich hohe Schützengräben.
Die Grafik ist düster und gräulich. Überall liegen Leichen, keine lebende Seele ist zu sehen. Ziel ist es, den Ausgang aus der Hölle des Schützengrabens zu finden. Gegner sind Dinosaurier.
Das mag albern klingen, aber die tödlichen, fast lautlosen Monster sind ein perfektes Sinnbild für das allgegenwärtige Sterben. Der Spieler kann dem nur entrinnen, in dem er ihnen Körperteile gefallener Kameraden zum Fraß vorwirft.
Oft genug wird er in die tödlichen Giftgaswolken getrieben, die nur überlebt werden können, wenn einem Gefallenen vorher die Gasmaske abgenommen wurde.
"1916. Der vergessene Krieg" ist kein klassisches Spiel und keine authentische Simulation - aber der eindrucksvolle Versuch das Grauen der Schützengräben des Ersten Weltkriegs zu vermitteln.