Gaelic Football

Fußball für Hartgesottene

Zwei Gaelic-football-Spieler in Aktion
Zwei Gaelic-football-Spieler in Aktion © Deutschlandradio Kultur / Elmar Krämer
Von Elmar Krämer · 04.10.2015
Rempeln, Kicken, Werfen: Gaelic Football ist nicht gerade ein Sport für zimperliche Naturen. In Irland kommen mehr als 80.000 Zuschauer zu den großen Spielen. Doch bis heute ist die irische Variante des Fußballs ein reiner Amateursport.
Dreimal in der Woche treffen sich 30 Männer auf dem auffällig großen Fußball- – Pardon! – Gaelic-Football-Platz von Ballysteen, einem kleinen Ort im Landkreis Limerick im Südwesten Irlands. Auf den ersten Blick tragen sie normale Fußballkleidung, auf den zweiten sieht man hier und da auch einen Mundschutz.
"Das kann schon hart werden"
Nach einigen Minuten wird klar, warum: Mit vollem Körpereinsatz wird um Tore und Punkte gekämpft – im wahrsten Sinne des Wortes: Es wird gezogen und gerempelt, hier und da verirrt sich auch mal unauffällig ein Ellenbogen auf die Brust oder gar das Gesicht des Gegners.
"Es ist viel körperlicher als Fußball. Du darfst auch mit den Händen angreifen. Wenn jemand den Ball in der Hand hat, versuchst du ihn rauszuschlagen. Das kann schon hart werden. Nicht so hart wie Rugby, aber deutlich körperlicher als Fußball",
sagt Shaen Gallahoe, der bei diesem Training an einem Sonntagmorgen verletzungsbeding ausfällt.
Während andere Leute zur Kirche gehen, wird auf dem Platz Gaelic Football trainiert. Den Spielern ist ihr Training mindestens so heilig wie die Kirche. Und auch für die Dörfer sind die Teams äußerst wichtig.
Ein irisches Gaelic-football-Team
Ein irisches Gaelic-football-Team© Deutschlandradio Kultur / Elmar Krämer
"Du darfst nicht das Team wechseln – es sei denn, du ziehst um"
Gallahoe: "Alle Teammitglieder sind Ortsansässige einer Gemeinde. Das heißt, du spielst mit Freunden und Leuten, mit denen du groß geworden bist. Spielertransfer gibt es in der Regel nicht, du spielst mit dem Team deiner Gemeinde. Du darfst nicht das Team wechseln – es sei denn, du ziehst um. Das macht es schon sehr speziell und kameradschaftlich."
Ziel des Spiels ist es, den Ball ins gegnerische Tor zu befördern, oder auch über die Latte. Die Seitenpfosten der Tore sind beim Gaelic Football nämlich mindestens sieben Meter hoch. Geht der Ball ins Netz, gibt es ein Tor, geht er über die Latte, gibt es einen Punkt. Ein Tor zählt drei Punkte. Und jeder Punkt wird hart umkämpft, erzählt John Devon von Ballysteen.
"Sechs Verteidiger, zwei Mittelfeldspieler und sechs Angreifer und ein Torwart, das ist eine Mannschaftsaufstellung. Die Verteidiger versuchen, die Angreifer auszuschalten und versuchen so, Treffer, also Tore oder Punkte zu verhindern. Die andere Mannschaft tut das Gleiche. Das geht das Spielfeld hoch und runter, und wer die meisten Treffer landet, gewinnt."
Fest verwurzelt in der irischen Tradition
Der Ball darf mit jedem Körperteil gespielt, das heißt auch mit dem Fuß getreten, wie beim Faustball geschlagen oder geworfen werden. Vom Boden aufheben darf ihn aber nur der Torwart. Die Feldspieler dürfen maximal vier Schritte mit dem Ball in der Hand laufen, dann müssen sie abgeben oder ihn kurz auf den Fuß tippen lassen und wieder fangen. Ein guter Spieler kann so auch mal das ganze Spielfeld mit dem Ball überqueren. Und das ist rund 40 Meter länger, als ein Fußballplatz.
Gallahoe: "Du musst sehr fit sein. Der Platz ist viel größer als ein Fußballplatz, du musst in den Spielen viel mehr Fläche abdecke. Ja, umso fitter du bist, desto besser ist es."
Gaelic Football ist fest verwurzelt in der irischen Tradition. Zu den großen Spielen kommen über 80.000 Zuschauer, die Spiele haben einen friedlichen Volksfest-Charakter.
Devon: "Wenn du das Spiel gewinnst, wird gefeiert. Da sind die Iren gut drin."
Trotz seiner Bedeutung ist Gaelic Football ein reiner Amateursport. Der Bezug zur Region, zur Familie und zu den Clans ist den Spielern wichtig. Sie alle haben ihre Jobs und nicht selten sieht man in der Woche den einen oder anderen Anzugträger mit Blessuren vom Wochenende zur Arbeit gehen.
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