Fußball-WM

Irreal, völlig unfassbar

Der Schriftsteller Helmut Böttiger
Der Schriftsteller Helmut Böttiger © picture alliance / dpa
Moderation: Dieter Kassel · 09.07.2014
Mit einem "grundsätzlichen Gefühl der Irritation" habe er das Spiel Deutschland gegen Brasilien verfolgt, sagt der Schriftsteller und Fußball-Fan Helmut Böttiger. Die Seleção sei "an der Erwartungshaltung total gescheitert".
Helmut Böttiger, Schriftsteller und leidenschaftlicher Fußball-Fan, bremst nach dem WM-Sieg Deutschlands über Brasilien allzu große Optimisten. Lahm, Schweinsteiger und Co. müssten praktisch "jetzt wieder bei Null anfangen", sagte Böttiger im Deutschlandradio Kultur: "Die haben jetzt schon das Spiel für die Geschichtsbücher abgeliefert, aber im Endspiel muss ein ganz neues Kapitel aufgeschlagen werden."
"Unerklärlicher Zusammenbruch" der Brasilianer
Böttiger erkennt im sensationellen 7:1-Erfolg von Belo Horizonte "das Irreale, das völlig Unfassbare, was man nicht einordnen kann". Er habe das WM-Halbfinale mit einem "grundsätzlichen Gefühl der Irritation" verfolgt. Selbst nach der Pause sei ihm immer durch den Kopf gegangen: "Moment, es gab doch dieses Spiel gegen Schweden: 4:0 geführt. Dann noch mit Ach und Krach ein 4:4 am Schluss. Es ist alles möglich."
Der Schlüssel zum Verständnis dieses Spiels, liege eindeutig im "unerklärlichen Zusammenbruch" der Seleção, so Böttiger: "Ich glaube, wenn man da von deutscher Taktik oder der Trainerleistung von Jogi Löw ausgeht, dann trifft man nicht den Punkt." Die brasilianische Elf sei "an der Erwartungshaltung total gescheitert". Offenbar habe niemand damit gerechnet, "dass dieser Rausch, dieser ganze Traum Brasiliens plötzlich einen Rückschlag erleiden kann".