Der urigste Fan in der "geilsten Stadt der Welt"
Von Burkhard Birke · 21.06.2016
Mit dem Fahrrad nach Paris, genauer gesagt mit der Rikscha - Helmut ist Fußballfan und er nahm einiges auf sich, um dabei zu sein, wenn die DFB-Elf in Frankreich um den Titel kämpft.
"Paris ist ja sowieso geil, vielleicht die geilste Stadt der Welt von daher macht man nix verkehrt, wenn man hierhin fährt."
Gesagt getan: Helmut, 58, arbeitslos, aus Münster, schwang sich auf seine rote Rikscha, knallte sein Gepäck auf die Passagiersitze und montierte einen Weihnachtsbaum aus Draht, roten Girlanden, gelben Fähnchen und bunten Weihnachtskugeln an sein Gefährt:
"Ich hab zehn Tage gebraucht – quer diagonal durch Belgien, Brüssel, Moolenbeek, und bin dann pünktlich zum Spiel in Lille, Nordfrankreich angekommen..."
"Ich hab zehn Tage gebraucht – quer diagonal durch Belgien, Brüssel, Moolenbeek, und bin dann pünktlich zum Spiel in Lille, Nordfrankreich angekommen..."
... um Deutschland - Ukraine im Fernsehen zu gucken, denn...
"...ich mußt ja auf die Rikscha aufpassen. Ich wollt auch nicht so viel Geld ausgeben. Ich brauche das Geld für Verpflegung, für den Rücktransport."
Reisepläne reichen weit - mindestens bis ins Halbfinale
Der lässt hoffentlich noch auf sich warten: Die Deutschen schaffen es laut Helmut mindestens ins Halbfinale. Kurze Krachlederne, weißer Pulli, Hut, lange blonde Haare und braungebrannt: Trotz des Regens sitzt Helmut auf seiner Rikscha auf der Brücke Iena vor der Fan-Meile unterm Eiffelturm, Deutschlandfahne hinten am Sattel montiert. Helmut lächelt den Touristen zu und hält ein Spruchband in die Höhe: I love you.
"Ich wollt ein Schild malen mit Bezug auf die Attentate von Brüssel und Paris vor etlichen Monaten. Ein Schild Peace, Paix, Frieden for this world und wollte dann hier vom Eiffelturm eine Friedensbotschaft in die Welt senden."
Helmut jedenfalls scheint in Frieden mit sich selbst, auch wenn er in Paris weder Hotel noch ein Dach überm Kopf hat:
"Bisher war‘s immer auf dem Pflaster unterm Baum oder so ein Unterschlupf, mein Zelt ist leider weggeflogen, also ich bin ein paar Mal nass geworden, aber ich habe heil überstanden."
Hart im Nehmen: Dabei sein ist alles, sagt sich der wohl urigste Fan der DfB Elf in der für ihn geilsten Stadt der Welt.
Hart im Nehmen: Dabei sein ist alles, sagt sich der wohl urigste Fan der DfB Elf in der für ihn geilsten Stadt der Welt.
