"Fußball Bild"

Springer startet Fußball-Tageszeitung

Ein Fan der Deutschen Nationalmannschaft hält die "Bild"-Zeitung vor Beginn des EM-Spiels 2008 Deutschland gegen Österreich im Ernst Happel Stadion in Wien hoch.
Fußball war schon immer das Thema in der "Bild"-Zeitung: Nun möchte Springer eine tägliche Fußball-Zeitung auf den Markt bringen. © EPA
Von Günter Herkel und Thomas Horky · 14.08.2016
Zum Start der Bundesliga im Oktober soll die neue Tageszeitung "Fußball Bild" erscheinen. Zunächst als Markttest mit einer 60.000-Auflage in München und Stuttgart. Ob es gelingt, eine tägliche Sportzeitung in Deutschland zu etablieren? – Bisher sind alle Versuche gescheitert.
Der letzte Versuch, eine tägliche Sportzeitung in Deutschland zu etablieren, hieß Sport-Tag und liegt sechs Jahre zurück. Damals sagte Helmut Riegel, Geschäftsführer der herausgebenden SIM-Verlagsgesellschaft:
"Deutschland hat auf den Sport-Tag gewartet, weil die Information täglich kommt, weil sie frisch ist, weil sie kurz-knackig ist, sich eben nicht immer nur um die Hauptthemen wie Fußball dreht."
Doch das ehrgeizige Projekt floppte bereits nach wenigen Monaten: zu geringe Ressourcen, zu unattraktive Inhalte. Ein Großverlag wie Axel Springer kann da mit ganz anderen Pfunden wuchern.
"Der größte Unterschied ist: Wir haben bereits eine große Redaktion, eine herausragende Sportredaktion, von der wir glauben, dass es die beste in Deutschland ist. Und die Inhalte gibt es eben schon."
Frank Mahlberg, Managing Direktor bei "Bild". Das neue Mitglied der "Bild"-Familie soll aber nicht nur die Recherchen der "Bild"-Sportredaktion ausbeuten und neu aufbereiten. "Fußball Bild" soll auch exklusive eigene Inhalte schaffen: etwa eine Mittelseite mit Infografiken oder eine Historienseite, mit Geschichten vom Wembley-Tor bis zum Karriereabriss einstiger Stars. Eine Kannibalisierung anderer Springerprodukte fürchtet Mahlberg nicht.

Wer heiratet? Wo verbringen die Spieler den Urlaub?

"Sport Bild ist ja ein Wochenmagazin, stark auf Hintergründe. Sport Bild ist als Zeitschrift anders positioniert. Wir sind wesentlich aktueller, also da kommen wir uns gar nicht in den Weg."
Und mit der "Bild"-Sportredaktion arbeite man zu beiderlei Wohl zusammen. Überhaupt werde das neue Produkt in der Anmutung viel von "Bild" übernehmen. Das gilt nicht nur für das ausgewogene Verhältnis von Wort und Bild. Boulevardeske Überschriften wie "Bundesjogi högschd entspannt" oder eine Story über die Vokuhila-Frisur von Rostocks Kultkicker Mike Werner in einer Dummy-Ausgabe deuten an, wohin die Reise gehen soll.
"Ob das jetzt die Frage ist, wo die deutschen Fußballnationalspieler ihren Urlaub verbringen, wer gerade heiratet, was es sonst noch drumrum gibt. Wir wollen schon das Leben rund um den Fußball abbilden, und alles, was damit zusammenhängt."

15 Millionen Fußballfans - kein Markt?

Ob das als Erfolgsmodell taugt? Immerhin scheiterte auch Springer vor zehn Jahren schon einmal mit einer "Sport-BZ". Auch der Verweis auf den die Blüte täglicher Sport-Gazetten in Italien, Spanien und Frankreich taugt nicht. Denn dort gibt es anders als hierzulande keine grelle Boulevardpresse mit umfangreichem Sportteil. Philipp Köster, Chefredakteur von "11freunde", sieht denn auch die Gefahr eines Fußball-Overkill.
"Die Leute denken, oh, fünf, zehn, 15 Millionen Fußballfans, da muss es doch einen Markt geben. Aber die Leute überschätzen das, weil jeder Fußballfan wird jeden Tag acht, zehn, 14 Stunden mit Fußballnachrichten beschossen, online, über Tageszeitungen, über die Bild Zeitung, über Fernsehsender und so weiter. Die sind dann schon gesättigt."
"Bild"-Mann Frank Mahlberg hält dagegen:
"Die Vergabe der Bundesligarechte zeigt es ja gerade, was dabei rausgekommen ist. Und das Informationsinteresse, was wir im Bewegtbild sehen, was wir in Print sehen, ist ungebrochen. Und Fußball steigt eigentlich noch im öffentlichen Interesse. Und deswegen glauben wir, dass jetzt auch der richtige Zeitpunkt dafür ist."

Interview mit dem Medienexperten Thomas Horky zu den Risiken einer täglichen Fußballzeitung in Deutschland (ab 04:20)