Friedensnobelpreis

    Tunesisches Dialogquartett ausgezeichnet

    Vertreter des tunesischen Nationalen Dialog-Quartetts. Der Präsident der tunesischen Arbeitgeberverband (UTICA), wided Bouchamaoui, Generalsekretär der tunesischen Allgemeine Arbeiterbund (UGTT) Houcine Abbassi (l), Präsident der tunesischen Menschen Rechtsliga (LTDH), Abdessattar Ben Moussa und der Präsident der National Bar Association, Mohamed Fadhel Mahmoud auf einer Pressekonferenz in Tunis.
    Vertreter des tunesischen Nationalen Dialog-Quartetts auf einer Pressekonferenz in Tunis. © AFP/Fethi Belaid
    09.10.2015
    Der Friedensnobelpreis geht 2015 an das tunesische nationale Dialogquartett. Dies teilte das norwegische Nobel-Komitee heute in Oslo mit. Der Preis werde für die Bemühungen um eine pluralistische Demokratie in dem nordafrikanischen Land im Zuge des Arabischen Frühlings vergeben, hieß es in der Begründung.
    Das Quartett besteht aus dem tunesischen Gewerkschaftsverband (UGTT), dem Arbeitgeberverband (UTICA), der Menschenrechtsliga (LTDH) und der Anwaltskammer. Das Nobel-Komitee äußerte seine Hoffnung, dass der Nobelpreis Tunesiens Weg zur Demokratie sichern werde. Der Preis solle aber auch "Ansporn für alle sein, die Frieden und Demokratie im Nahen Osten, Nordafrika und im Rest der Welt voranbringen wollen".
    Das "Dialog-Quartett" wurde nach einer Reihe von politischen Morden und sozialen Unruhen im Sommer 2013 gegründet. Auf Initiative der größten Gewerkschaft UGTT kam ein "nationaler Dialog" in Gang, woraus eine neue Übergangsregierung aus ausschließlich parteiunabhängigen Experten wurde. "Zu einer Zeit, da das Land am Rande eines Bürgerkriegs stand, wurde daraus eine Alternative, ein friedlicher politischer Prozess", betonte das Komitee.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bezeichnete die Preisvergabe an die Tunesier als "ausgezeichnete Entscheidung". Die Kanzlerin habe "großen Respekt vor der Leistung der Preisträger", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Deutschland werde dem "neuen Tunesien" zur Seite stehen.
    Verdienste um die Menschheit
    Der Friedensnobelpreis gilt als weltweit wichtigste politische Auszeichnung. Der 1896 gestorbene schwedische Industrielle und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel beauftragte das norwegische Parlament, jährlich bis zu drei Persönlichkeiten oder Organisationen für ihre Verdienste um die Menschheit zu ehren. Ausgezeichnet werden soll, wer "am besten für die Verbrüderung der Völker gewirkt hat, für die Abschaffung oder Verminderung der stehenden Heere sowie für die Bildung und Verbreitung von Friedenskongressen".
    Seit 1960 werden auch der Einsatz für Menschenrechte und seit 2004 das Wirken für die Umwelt geehrt. Während andere Nobelpreise in Schwedens Hauptstadt Stockholm vergeben werden, gibt es die Auszeichnung für Frieden im norwegischen Oslo.
    Zu den früheren Preisträgern gehören vier Deutsche: Reichskanzler und Außenminister Gustav Stresemann (1926), die Pazifisten Ludwig Quidde (1927) und Carl von Ossietzky (1935) sowie Bundeskanzler Willy Brandt (1971). Der im damals deutschen Elsass geborene Missionsarzt Albert Schweitzer erhielt 1952 den Friedensnobelpreis als französischer Staatsbürger.
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