Friedensnobelpreis

Kailash Satyarthi holte 80.000 Kinder aus Fabriken

Eine Montage aus zwei Archivbildern zeigt die Träger des Friedensnobelpreises 2014, die Kinderrechtsaktivisten Malala Yousafzai und Kailash Satyarthi.
Die Kinderrechtsaktivisten Malala Yousafzai (r.) und Kailash Satyarthi erhalten den Friedensnobelpreis. © afp / Ravi Raveendran/Wole Emmanuel
Moderation: Katja Schlesinger und Frank Meyer · 10.10.2014
Wer ist Kailash Satyarthi? Die breite Masse der Bevölkerung kennt den indischen Friedensnobelpreisträger nicht, berichtet Korrespondent Jürgen Webermann. In Heimatland von Malala Yousafzai ist man stolz: Sie habe etwas erreicht, was noch niemand in Pakistan geschafft habe.
Die Verleihung des Friedensnobelpreises an Kailash Satyarthi sei für viele Inder eine Überraschung gewesen, sagte Jürgen Webermann, Korrespondent des Deutschlandradio Kultur für Indien und Pakistan. Der breiten Masse der Bevölkerung sei er nicht bekannt.
"Viele Inder werden sich jetzt erst einmal gefragt haben: 'Wer ist das überhaupt?'"
Satyarthi erhalte für seine Arbeit mit der Organisation "Rettet die Kindheit" kaum Unterstützung von der indischen Politik. Er sei sei ein typischer Aktivist, der sich selbst durchkämpfen müsse. Dabei unterhalte er auch gute Beziehungen zu ihm wohlgesonnenen Polizeibeamten:
"Mit ihnen zieht er dann auch hier in Neu-Delhi immer wieder los. Um eben in kleinen Textilfabriken oder in anderen Gewerben Kinderarbeit aufzuspüren und die Kinder da rauszuholen. Und auch die Täter dingfest zu machen. Das macht er seit 30 Jahren regelmäßig. Da hat er sich ein Netzwerk aufgebaut, was sehr effektiv ist. Er hat 80 000 Kinder aus der Kinderarbeit geholt."
Malala Yousafzai in ihrem Heimatland Pakistan umstritten
Webermann berichtete auch von den Reaktionen in Pakistan auf die Friedensnobelpreisverleihung an Malala Yousafzai. Sie sei im Lande sehr bekannt, aber nicht ganz unumstritten. Premierminister Nawaz Sharif habe jetzt in einer ersten Stellungnahme gesagt, dass er extrem stolz auf diese Preisvergabe sei. Malala habe etwas erreicht, was bisher noch niemand in Pakistan geschafft habe.
Aber es sei auch immer wieder Kritik zu hören, gerade auch aus dem Swat-Tal, wo Malala herkomme, sagte Webermann:
"Da gibt es dann immer wieder die Stimmen, die sagen: 'Na ja, wer profitiert denn davon, außer Malala selbst, wenn sie ein Buch schreibt. Und ihre Familie profitiert davon, wir aber nicht. Sie ist eine Agentin des Westens.' Sie musste sich da einiges anhören."
Diese Spaltung des Landes habe sich auch nach dem Erscheinen des Buches "Ich bin Malala" gezeigt. Es sei in den Städten ein Renner gewesen. In ländlichen Gebieten allerdings hätten sich viele gar nicht getraut, das Buch zu verkaufen:
"Vielleicht ändert sich das jetzt. Diesen Ländern, Indien und Pakistan, ist die Außenwirkung immer sehr wichtig. Und wenn jetzt jemand aus Pakistan den Friedensnobelpreis bekommt, könnte es durchaus sein, dass dann auch tatsächlich einige verstehen, dass sie wirklich etwas erreicht hat."
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