Vor nicht einmal einem halben Jahr knallten bei Steilmann noch die Sektkorken. Dabei gab es schon beim Börsengang im November 2015 nicht wirklich Grund zum Feiern. Fidel Helmer vom Bankhaus Hauck und Aufhäuser erinnert sich:
"Das Unternehmen Steilmann ging ja zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt an die Börse. Wir hatten da sehr schwache Börsentage. Dass sie es trotzdem gemacht haben, lässt ja schon darauf schließen, dass sie dringend Geld benötigt hatten."
8,8 Millionen Euro anstelle von 100 Millionen Euro
Der Plan war, knapp 100 Millionen Euro mit dem Börsengang einzunehmen. Mit diesem Geld wollte Steilmann die Adler-Modekette komplett übernehmen und mit weiteren Zukäufen zu neuer Größe heranzuwachsen. Doch die Anleger wollten keine Steilmann-Aktien haben. Am Ende lag der Erlös bei mageren 8,8 Millionen Euro. Zu wenig für hochfliegende Pläne und – wie sich jetzt herausstellt - zu wenig, um mittelfristig das Überleben des Unternehmens sicherzustellen.
"In diesem Jahr kommt hinzu, dass das Geschäft sehr schlecht gelaufen ist. Auch Konkurrenzen, wie Gerry Weber oder Hugo Boss haben Gewinnwarnungen vermelden müssen. Das hängt einfach damit zusammen, dass die Witterung zu warm war."
Erklärt Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger, kurz SdK. Die Reaktion auf die die Nachricht der Zahlungsunfähigkeit fiel heftig aus. Steilmann-Aktien brachen um bis zu 90 Prozent ein. Auch Papiere der Adler-Modemärkte gerieten kräftig unter Druck. Steilmann besitzt über die Kapitalgesellschaft S&E gemeinsam mit dem Beteiligungsunternehmen Equinox mehr als die Hälfte aller Adler-Aktien. Adler versuchte, die Anleger zu beruhigen. Die Steilmann-Pleite habe keinerlei Auswirkungen auf das Geschäft der Modekette, hieß es. Das sieht Daniel Bauer genauso:
"Ich denke, dass Adler insgesamt ein selbstständiges Unternehmen ist. Es gibt zwar einige Überschneidungen, zum Beispiel beim Einkauf, aber das ist für Adler in keiner Weise bedrohlich."
Steilmann befindet sich nicht zum ersten Mal in einer Krise. Das 1958 gegründete Unternehmen stand vor zehn Jahren schon einmal kurz vor dem Zusammenbruch und wurde vom italienischen Investor Miro Radici gerettet. Mit dem Börsengang vergangenen November hatte sich das Unternehmen endgültig wieder freistrampeln wollen. Fidel Helmer rät Anlegern gerade bei Börsenneulingen zu Skepsis:
"Wir schauen ja schon in erster Linie darauf, was mit dem Geld aus dem Börsengang passieren soll. Und wenn der Erlös nur für die Inhaber ist oder nur zum Tilgen von Schulden, dann stellen sich schon sie ersten Fragezeichen oder die ersten Haare zu Berge."
Aktionären droht der Totalausfall
Aktionären der Modefirma droht nun der Totalausfall. Ebenfalls betroffen sind Anleger, die Steilmann Geld geliehen haben - und das nicht zu knapp. Drei Anleihen mit einem Gesamtwert von 73 Millionen Euro stehen aus – und werden vorerst nicht gehandelt. Anlegerschützer Daniel Bauer mahnt zur Ruhe:
"Es hilft jetzt kein Panikverkauf. Solche Verfahren dauern in der Regel zwei Jahre. Das heißt, man wird jetzt die nächsten Monate, Jahre auf sein Geld warten müssen und wird in der Zwischenzeit auch keine Zinszahlungen bekommen."
Voraussichtlich wird nun ein Insolvenzverwalter prüfen, welche Werte sich bei Steilmann befinden, die dann in die Insolvenzmasse aufgenommen werden können. Anleihegläubiger, so rät die Schutzgemeinschaft, sollten sich zusammentun, um gegenüber anderen Gläubigern ihre Rechte besser geltend machen zu können.