Frauenquote für Aufsichtsräte

Topmanager wird man, indem man so tut

Frauenquote
Frauenquote? Papperlapapp! © dpa / picture alliance
Von Matthias Gronemeyer · 06.01.2015
Die Wirtschaft ist ab Abteilungsleiter aufwärts bloß eine von Männern erfundene Inszenierung, meint der Publizist Matthias Gronemeyer. Da würden kompetente Frauen nur stören. Besser als eine Frauenquote für Aufsichtsräte wäre deshalb eine Männerquote an der Aldi-Kasse.
Ausgerechnet Aufsichtsräte! Ab 2016, es hat sich inzwischen herumgesprochen, sollen 30 Prozent der Aufsichtsratsposten in Deutschlands größten Unternehmen von Frauen (oder mit Frauen?) besetzt werden. Kurz zur Erinnerung: Aufsichtsräte, das sind jene obskuren Tafelrunden, die eigentlich darüber wachen sollen, dass die Vorstände einer Aktiengesellschaft keinen Mist bauen. Big Business also. Aber es ist auch hier wie so oft: Am Anfang steht immer die gute Absicht – und am Ende die Farce.
"Als Frau wird man nicht geboren, zur Frau wird man gemacht" – dieser Schlachtruf Simone de Beauvoirs klingt uns noch in den Ohren: Aufsichtsräte, waren das nicht eben auch diese Zirkel der Macht, diese Bollwerke des Patriarchats, die den Aufstieg von Frauen in die Chefetagen konsequent verhinderten? Männer mit dicken Zigarren, Phallussymbole.
Schluss mit der Postenschieberei!
Mit einer Frauenquote für Aufsichtsräte, so muss sich Manuela Schwesig gedacht haben, würde man die Kerls nun mal so richtig bei den Eiern kriegen. Schluss mit den Seilschaften, mit der Postenschieberei, dem Gemauschel. In Zukunft würde weiblicher Verstand die Deutschland AG führen! Und alle klatschen Beifall.
Liebe Leute! Dagegen muss man Don Quijote ja für einen klugen Menschen halten.
Ich weiß aus eigener Anschauung, was den Aufstieg von Frauen in Großunternehmen regelmäßig verhindert: Die Damen glauben wirklich, Karriere habe etwas mit Kompetenz zu tun. Fängt zwar beides mit K an, aber das war's dann auch schon.
Nein, Topmanager wird man, indem man so tut. Maßanzug und Einstecktuch. "Die Wirtschaft" ist ab Abteilungsleiter aufwärts bloß eine Inszenierung, von Männern erfunden, um der eigenen Bedeutungslosigkeit zu entkommen. Kolleginnen, denen es objektiv um die Sache geht, die etwas besser wissen oder können, würden dabei nur stören. Die alternden Jungs sind dagegen hier gut untergebracht, wenn sie mal ihre Aufgabe als Samenspender erfüllt haben. Man stelle sich nur vor, die wollten sich jetzt alle zu Hause "nützlich" machen: na Mahlzeit!
Jedes Meeting ist ein Kasperletheater
"Führungsetage", das ist der Name eines Spiels, eines Theaterstücks. Siehe Thomas Middelhoff. Komisch und tragisch. Wenn das etwas mit der realen Bewältigung von Aufgaben zu tun hätte, wäre der Berliner Flughafen längst fertig. Jedes Meeting ist ein Kasperletheater, das bloß das nächste Meeting legitimiert. Ein selbstreferenzielles System. Wer dagegen etwas von der Arbeit versteht, weiß, dass sie ohne Chef viel besser läuft.
Man kann sich leicht ausmalen, wie das mit den Frauen in den Aufsichtsräten ausgehen wird: Da niemand dort ernsthaft über Quartalszahlen, Produktentwicklung, Unternehmensführung und ähnlichen Unsinn reden will, wird es für die Unbedarften ein paar anzügliche Bemerkungen geben, das Gros wird nach kurzer Zeit frustriert das Handtuch werfen, und übrig bleiben werden ein paar Dominas, die die Herren genüsslich zu Tanzbären degradieren. Zu wieviel Ödipuskomplex und Unterwerfungsreflex Männer fähig sind, zeigt uns ja seit Jahren Angela Merkel.
Nein, liebe Feministinnen, nicht die Rolle der Frau ist eine Konstruktion, sondern die des Mannes. Der Kampf gegen vermeintliche Männerbastionen ist ein Kampf gegen Windmühlen. Wenn ihr wirklich etwas für die Geschlechtergerechtigkeit tun wollt, dann holt die Jungs in die Realität zurück: Eine Männerquote an der Aldi-Kasse wäre der richtige Ansatz!
Matthias Gronemeyer, Jahrgang 1968, ist Philosoph, Autor und Publizist. Er lehrt an der PH Ludwigsburg. In seinem Buch "Profitstreben als Tugend?" (Marburg 2007) hat er sich mit den Notwendigkeiten und Grenzen des Kapitalismus auseinandergesetzt. Im Renneritz Verlag erschien unter dem Pseudonym M. Grabow sein Romandebüt "Hanna", in dem er von einer Liebe in Zeiten der Gentechnik erzählt.
Matthias Gronemeyer
Matthias Gronemeyer© Iris Merkle
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