Frankreich

Magermodels droht in Frankreich Berufsverbot

Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Models auf der Mercedes-Benz Fashion Week 2015 in Tokio. © picture alliance / dpa / Kiyoshi Ota
Von Ursula Welter · 14.04.2015
Gibt es einen krankhaften Schlankheitswahn in der Modebranche? Frankreichs Nationalversammlung jedenfalls will Magermodels vom Laufsteg verbannen: Wer zu wenig wiegt, dem droht künftig Berufsverbot.
Mannequins, die in der Modewelt die Pflicht zum Magersein erlebt haben, kamen in diesen Tagen in Frankreich häufig zu Wort:

"Man sieht nur noch Knochen, keine Brüste, man hat keine Monatsblutung mehr, das hat katastrophale Folgen für den Körper."

Dieses frühere Model wog mit einem Meter achtzig noch 45 Kilo und wurde, so erzählt sie in einem Fernsehinterview, von den Modemachern mit Lob zu immer weniger Gewicht angehalten.
Ein Absatz im Gesundheitsgesetz
Das französische Parlament will dem einen Riegel vorschieben. Bereits am vergangenen Freitag votierte eine Mehrheit für den Passus zum Verbot übertrieben magerer Mannequins in der Modewelt. Der Absatz steht damit im großen Gesundheitsgesetz, das heute die Assemblée Nationale verlassen hat, um nun in der zweiten Kammer, im Senat, weiter beraten und vielleicht auch noch verändert zu werden.

Der Sozialist Olivier Véran hatte das Projekt initiiert, war aber Mitte März im Sozial-Ausschuss mit seinem Vorstoß zunächst gescheitert. Nur mit Rückendeckung der französischen Gesundheitsministerin gelang es dann doch noch, die nötige Mehrheit zustande und den Passus in den Gesetzentwurf des Parlaments zu bringen:

"Es geht nicht darum, die Models am Arbeiten zu hintern". Sagt Véran, der Abgeordneter und Arzt ist. "Es geht darum, sie zu schützen und vor allem den jungen Frauen in unserem Land die Folgen vor Augen zu halten, denn wir dürfen den Blick nicht mehr abwenden, von diesem enormen sozialen Druck, der durch den Zwang zum Magersein in der Mode entsteht."

So sollen Modeagenturen künftig aufpassen, wen sie beschäftigen. Ein Mannequin, dessen Körpermaße ein bestimmtes Niveau unterschreiten, dürften demnach nicht mehr auf den Laufsteg geschickt werden. Den Body-Mass-Index, der das menschliche Gewicht in Relation zur Körpergröße setzt, soll die Hohe Gesundheitsbehörde Frankreichs erst noch festlegen. Würde dann ein Mannequin eingestellt, das diesen Index unterschreitet, sechs Monate Gefängnis und eine Strafe von 75.000 Euro.
Diskriminierung am Arbeitsmarkt?
Parlamentarier der Linken wie der Rechten hatten allerdings Bedenken - hier werde ein Diskriminierungstatbestand am Arbeitsmarkt geschaffen, hielten Abgeordnete der konservativen UMP und des Zentrums entgegen und auch die Grünen zeigen sich reserviert. So wie Alter, Geschlecht oder Hautfarbe kein Einstellungshindernis sein dürften, dürften es auch die Körpermaße nicht sein.

Allerdings war aus den Reihen der Konservativen vor sieben Jahren bereits ein noch weitreichenderer Vorschlag gekommen. Stattdessen erblickte 2008 eine Charta gegen gesellschaftliche Zustände, die die Magersucht befördern, das Licht der Welt.

"Eine Charta, die von der Modewelt unterstützt wurde, aber die Modewelt hat sich schon damals dagegen gewehrt, für Magersucht in Haftung genommen zu werden, denn es handelt sich dabei um eine Krankheit," sagt die Modejournalistin Viviane Blassel. Magersucht sei Folge seelischer Krankheiten, nicht die Folge dünner Models auf den Laufstegen, erklärte auch jetzt der Verband diverser Mode-Agenturen in Frankreich, Synam. Sollte der Senat das Verbot nun absegnen, sagen die Kritiker, würden französische Unternehmen weltweit Wettbewerbsnachteile erleiden.
Mehr zum Thema